Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Sigurd Agricola · Wirtschaftsfaktor Freizeitindustrie<br />
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Freizeitanbieter können sich nicht mehr allein auf allgemein gültige<br />
Orientierungswerte sowie auf klassische Bedarfs- <strong>und</strong> Trendberechnungen<br />
berufen. Die Planungsgr<strong>und</strong>lagen müssen heute akribisch für den jeweiligen<br />
Standort ermittelt werden. Dazu dient das so genannte Dialogmarketing.<br />
Der Dialog mit dem Nutzer/Interessenten/K<strong>und</strong>en zielt auf<br />
den gemeinsamen Erfolg von Anbieter <strong>und</strong> Freizeiter bei jeweils unterschiedlicher<br />
Interessenlage. Der Freizeiter steht mit seinen Erwartungen<br />
<strong>und</strong> Ansprüchen zwar weiterhin im Mittelpunkt, aber nicht als „König“,<br />
vor dem man kniet, auch nicht als Fre<strong>und</strong>, den man verwöhnt, sondern als<br />
selbst Aktiver <strong>und</strong> Beteiligter, der das Angebot mitgestaltet. Dieser Dialog<br />
zum Erkennen <strong>und</strong> Umsetzen der Freizeiterwünsche in Infrastruktur, Produkte<br />
<strong>und</strong> Angebote setzt die Bereitschaft der Anbieter zur ständigen<br />
Veränderung voraus.<br />
Die neuen Medien, insbesondere das Internet, sind ein hervorragendes<br />
Instrumentarium für ein Dialogmarketing. In der Stadt- <strong>und</strong> Freiraumplanung<br />
sind diese Ansätze bei der Bürgerplanung <strong>und</strong> den Initiativen zur<br />
Umsetzung der Agenda 21 zu finden. Ist der Dialog nicht erreichbar, sind<br />
innovationsoffene Lösungen wie variable, weiter zu bauende <strong>und</strong> umzugestaltende<br />
Bauten zu bevorzugen. Ökologische Anliegen sind über den<br />
Dialog sowie durch die „imperfekte Planung“ einzubringen: Bauten <strong>und</strong><br />
organisatorische Regelungen müssen revidierbar sein, wenn die Belastungen<br />
sozial- <strong>und</strong> umweltunverträglich werden.<br />
Tabelle 14:<br />
Interessenkonflikte Freizeit – Freizeitwirtschaft – <strong>Umwelt</strong><br />
Konfliktursachen<br />
• Anwachsen des Freizeitbewusstseins <strong>und</strong> vermehrte Aktivität in der Freizeit (Zweit- <strong>und</strong><br />
Dritttätigkeiten), insgesamt mehr <strong>Umwelt</strong>nutzung für Freizeittätigkeiten <strong>und</strong> -angebote<br />
• Anstieg des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>bewusstseins mit mehr Natur- <strong>und</strong> Landschaftsbedarf<br />
<strong>und</strong> -angeboten<br />
• Anhalten des auf hohem Niveau stehenden Ausflugs- <strong>und</strong> Reiseverkehrs<br />
• Zunahme von Freizeittätigkeitsformen, die <strong>Umwelt</strong>bedarf haben, sowie Ausdifferenzierung<br />
schon vorhandener Freizeit-Landschaftsnutzungen<br />
• zeitliche Ausdehnung der Freizeittätigkeiten <strong>und</strong> -nutzung über bisherige Saisons hinaus<br />
zur Ganzjahrestätigkeit<br />
• Zunahme von Individualtätigkeiten <strong>und</strong> deren Ausprägung (z.B. Abenteuer, Suche nach Spannung<br />
<strong>und</strong> Sensationslust)<br />
• Technisierung <strong>und</strong> Vermehrung der Leistungsmessung bei naturorientierten Freizeittätigkeiten<br />
• Zunahme vermarktbarer Groß- <strong>und</strong> Massenveranstaltungen in flächendeckender Verteilung<br />
(Volks-.., "Events", Festivals, Verbrauchermessen)<br />
• Trend zum Freizeitwohnen in Zweit- <strong>und</strong> Ferienwohnungen, Camping, Wohnmobiltourismus<br />
• Zunahme flächenintensiver Freizeiteinrichtungen (z.B. Golf, Ferienparks)<br />
• Steigerung des Angebotsstandards von Freizeitinfrastruktur, dadurch z.B. höherer Flächen-,<br />
Material-, Wasser-, Energie- <strong>und</strong> Entsorgungsbedarf<br />
• Vermehrung der Folgeerscheinungen von Freizeitinfrastruktur (Lärm, Verkehrsaufkommen, Müll)<br />
Quelle: Sigurd Agricola „Freizeit. Gr<strong>und</strong>lagen für Planer <strong>und</strong> Manager“, München 2001