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Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV

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Sigurd Agricola · Wirtschaftsfaktor Freizeitindustrie<br />

180<br />

Freizeitanbieter können sich nicht mehr allein auf allgemein gültige<br />

Orientierungswerte sowie auf klassische Bedarfs- <strong>und</strong> Trendberechnungen<br />

berufen. Die Planungsgr<strong>und</strong>lagen müssen heute akribisch für den jeweiligen<br />

Standort ermittelt werden. Dazu dient das so genannte Dialogmarketing.<br />

Der Dialog mit dem Nutzer/Interessenten/K<strong>und</strong>en zielt auf<br />

den gemeinsamen Erfolg von Anbieter <strong>und</strong> Freizeiter bei jeweils unterschiedlicher<br />

Interessenlage. Der Freizeiter steht mit seinen Erwartungen<br />

<strong>und</strong> Ansprüchen zwar weiterhin im Mittelpunkt, aber nicht als „König“,<br />

vor dem man kniet, auch nicht als Fre<strong>und</strong>, den man verwöhnt, sondern als<br />

selbst Aktiver <strong>und</strong> Beteiligter, der das Angebot mitgestaltet. Dieser Dialog<br />

zum Erkennen <strong>und</strong> Umsetzen der Freizeiterwünsche in Infrastruktur, Produkte<br />

<strong>und</strong> Angebote setzt die Bereitschaft der Anbieter zur ständigen<br />

Veränderung voraus.<br />

Die neuen Medien, insbesondere das Internet, sind ein hervorragendes<br />

Instrumentarium für ein Dialogmarketing. In der Stadt- <strong>und</strong> Freiraumplanung<br />

sind diese Ansätze bei der Bürgerplanung <strong>und</strong> den Initiativen zur<br />

Umsetzung der Agenda 21 zu finden. Ist der Dialog nicht erreichbar, sind<br />

innovationsoffene Lösungen wie variable, weiter zu bauende <strong>und</strong> umzugestaltende<br />

Bauten zu bevorzugen. Ökologische Anliegen sind über den<br />

Dialog sowie durch die „imperfekte Planung“ einzubringen: Bauten <strong>und</strong><br />

organisatorische Regelungen müssen revidierbar sein, wenn die Belastungen<br />

sozial- <strong>und</strong> umweltunverträglich werden.<br />

Tabelle 14:<br />

Interessenkonflikte Freizeit – Freizeitwirtschaft – <strong>Umwelt</strong><br />

Konfliktursachen<br />

• Anwachsen des Freizeitbewusstseins <strong>und</strong> vermehrte Aktivität in der Freizeit (Zweit- <strong>und</strong><br />

Dritttätigkeiten), insgesamt mehr <strong>Umwelt</strong>nutzung für Freizeittätigkeiten <strong>und</strong> -angebote<br />

• Anstieg des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>bewusstseins mit mehr Natur- <strong>und</strong> Landschaftsbedarf<br />

<strong>und</strong> -angeboten<br />

• Anhalten des auf hohem Niveau stehenden Ausflugs- <strong>und</strong> Reiseverkehrs<br />

• Zunahme von Freizeittätigkeitsformen, die <strong>Umwelt</strong>bedarf haben, sowie Ausdifferenzierung<br />

schon vorhandener Freizeit-Landschaftsnutzungen<br />

• zeitliche Ausdehnung der Freizeittätigkeiten <strong>und</strong> -nutzung über bisherige Saisons hinaus<br />

zur Ganzjahrestätigkeit<br />

• Zunahme von Individualtätigkeiten <strong>und</strong> deren Ausprägung (z.B. Abenteuer, Suche nach Spannung<br />

<strong>und</strong> Sensationslust)<br />

• Technisierung <strong>und</strong> Vermehrung der Leistungsmessung bei naturorientierten Freizeittätigkeiten<br />

• Zunahme vermarktbarer Groß- <strong>und</strong> Massenveranstaltungen in flächendeckender Verteilung<br />

(Volks-.., "Events", Festivals, Verbrauchermessen)<br />

• Trend zum Freizeitwohnen in Zweit- <strong>und</strong> Ferienwohnungen, Camping, Wohnmobiltourismus<br />

• Zunahme flächenintensiver Freizeiteinrichtungen (z.B. Golf, Ferienparks)<br />

• Steigerung des Angebotsstandards von Freizeitinfrastruktur, dadurch z.B. höherer Flächen-,<br />

Material-, Wasser-, Energie- <strong>und</strong> Entsorgungsbedarf<br />

• Vermehrung der Folgeerscheinungen von Freizeitinfrastruktur (Lärm, Verkehrsaufkommen, Müll)<br />

Quelle: Sigurd Agricola „Freizeit. Gr<strong>und</strong>lagen für Planer <strong>und</strong> Manager“, München 2001

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