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Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV

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Prof. Dr. Horst W. Opaschowski · Natur im Freizeitstress – eine ökologische Herausforderung<br />

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desweit so lange „vermarktet“ werden kann, bis das Leben in den Wald<br />

wieder zurückkehrt ...<br />

Das Naturerlebnis steht immer mehr im Mittelpunkt, wobei die Natur<br />

mitunter nur das Ereignis <strong>und</strong> die Kulisse liefert. Dies schließt nicht aus,<br />

sondern notwendig ein, dass auch stille Natur oder intakte Landschaft als<br />

Mega-Event erlebt werden kann. Die Sensibilität der B<strong>und</strong>esbürger für<br />

Naturerlebnisse im Urlaub ist jedenfalls groß – entsprechend hoch sind daher<br />

auch die Erwartungen an das ökologische Angebot der Reiseveranstalter.<br />

Zwei von fünf Urlaubern träumen von einer „naturbelassenen <strong>Umwelt</strong>“.<br />

Auffallend ist hierbei, dass die jüngere Generation der 14- bis<br />

29-Jährigen im Vergleich zu den anderen Altersgruppen am wenigsten<br />

Wert auf <strong>Umwelt</strong>fre<strong>und</strong>lichkeit legt, wie das B·A·T <strong>Institut</strong> bereits Anfang<br />

der Neunzigerjahre ermittelte. Für die junge Generation sind Kneipen<br />

<strong>und</strong> Cafés im Urlaub wichtiger als ein umweltfre<strong>und</strong>licher Ferienort,<br />

Diskotheken <strong>und</strong> Tanzbars attraktiver als eine naturbelassene <strong>Umwelt</strong> am<br />

Reiseziel.<br />

Wenn sanfter Tourismus bedeutet, dass man dabei Amüsement <strong>und</strong> Vergnügen<br />

einschränken soll, dann sind offenbar viele Jugendliche entschlossen,<br />

lieber auf <strong>Umwelt</strong>fre<strong>und</strong>lichkeit als auf Urlaubsspaß zu verzichten.<br />

Für jugendliche Urlauber hört im Entscheidungsfall beim sanften Tourismus<br />

der Spaß auf, wenn im Ferienort nichts los ist. Für zwei Drittel der<br />

jungen Leute gehört das Kriterium der <strong>Umwelt</strong>fre<strong>und</strong>lichkeit nicht gerade<br />

zur wichtigsten Entscheidung bei der Auswahl ihres Urlaubszieles. Demonstriertes<br />

<strong>Umwelt</strong>bewusstsein droht zum reinen Lippenbekenntnis zu<br />

werden, wenn es an die Substanz der eigenen Lebensqualität geht, der<br />

Ferienort z.B. reich an intakter Natur, aber arm an Abwechslung <strong>und</strong><br />

Unterhaltung ist.<br />

Dieses Verhalten macht eine Erfahrung des ADAC verständlich. Jahrelang<br />

forderten die Mitglieder vom ADAC, er möge doch auch einmal ein<br />

Ferienziel anbieten, in dem die Natur noch in Ordnung sei. Daraufhin<br />

habe man die Halbinsel Eiderstedt an der Nordsee in das Programm aufgenommen:<br />

Aber kein einziger Urlauber hat dieses naturbelassene Ferienziel<br />

gebucht. Also wurde dieses Ferienziel wieder aus dem Programm genommen.<br />

Die Begründung dafür lautete: Keiner will nach Eiderstedt.<br />

Eine Befragung von über fünfh<strong>und</strong>ert Reisebüros in Deutschland erbrachte<br />

zudem den Nachweis (Baltes 1996):<br />

· Ökologische Aspekte spielen bei der Reiseentscheidung fast keine Rolle.<br />

· <strong>Umwelt</strong>aspekte werden im Urlaub verdrängt.<br />

· <strong>Umwelt</strong>bewusstsein bleibt im Urlaub zu Hause.

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