Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Prof. Dr. Horst Opaschowski · Natur im Freizeitstress – eine ökologische Herausforderung<br />
Der <strong>Umwelt</strong>rat muss eingestehen, dass es bei der Berücksichtigung von<br />
<strong>Umwelt</strong>belangen in Freizeit <strong>und</strong> Tourismus Erkenntnisfortschritte in der<br />
Wissenschaft gibt, aber die Praxis noch erheblich hinterherhinkt. Die<br />
praktische Lösung des Konfliktes <strong>zwischen</strong> naturnahen Freizeitaktivitäten<br />
<strong>und</strong> dem Natur- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>schutz wird zudem immer komplizierter, weil<br />
ein wachsender Teil der Freizeit- <strong>und</strong> Sportaktivitäten individuell oder<br />
über kommerzielle Anbieter ausgeübt wird. Staatliche Kontrollen <strong>und</strong> traditionelle<br />
Steuerungsmechanismen (z.B. Vereine) bleiben hier weitgehend<br />
wirkungslos.<br />
Kommunikation mit den Erlebnisindustrien als Lösungsansatz<br />
Der Ausbreitung nichtorganisierter Freizeit- <strong>und</strong> Sportaktivitäten steht<br />
die <strong>Umwelt</strong>politik derzeit relativ hilflos gegenüber. Resigniert muss sie einen<br />
massiven Wirkungsverlust feststellen, weil die durch den Staat gefährdeten<br />
Vereine nur mehr bedingt Einfluss auf die nichtorganisierte<br />
Freizeitbewegung haben. So steht die Politik vor einem Dilemma. Der<br />
deutsche <strong>Umwelt</strong>rat empfiehlt daher, die „Kommunikation mit der Freizeitindustrie<br />
zu intensivieren“ (SRU 1998).<br />
Nur: Wer soll der Kommunikator eigentlich sein? Jahrzehntelang hat<br />
die Politik den Freizeit- <strong>und</strong> Tourismusbereich dem freien Spiel der Kräfte,<br />
dem freien Markt <strong>und</strong> dem individuellen Belieben überlassen. Freizeit<strong>und</strong><br />
Tourismuspolitik wurden zwar als Querschnittaufgaben gesehen –<br />
mit dem Ergebnis allerdings, dass alle oder keiner für Problemlösungen in<br />
diesem Bereich zuständig waren. Die seit Jahren von Freizeit <strong>und</strong> Sport,<br />
Mobilität <strong>und</strong> Tourismus ausgehenden <strong>Umwelt</strong>beeinträchtigungen <strong>und</strong><br />
-belastungen wurden frühzeitig von der Wissenschaft empirisch nachgewiesen<br />
<strong>und</strong> mit entsprechenden politischen Forderungen verb<strong>und</strong>en:<br />
„Nicht alles kann dem freien Spiel der Kräfte überlassen bleiben ...<br />
Deutschland zählt zu den Ländern mit den besten <strong>Umwelt</strong>- <strong>und</strong> Naturschutzgesetzen<br />
– aber dem größten Vollzugsdefizit“ (Opaschowski 1985).<br />
Die Handlungsempfehlungen des <strong>Umwelt</strong>rates, die Erlebnisindustrien zu<br />
bewegen, wenigstens auf eine „Minimierung“ der nachteiligen <strong>Umwelt</strong>risiken<br />
hinzuwirken, kommen mehr als ein Jahrzehnt zu spät.<br />
Trend-, Fun- <strong>und</strong> Risikosportarten breiten sich überall fast wildwüchsig<br />
aus <strong>und</strong> kommerzielle Sport- <strong>und</strong> Freizeitzentren schießen wie Pilze aus<br />
dem Boden. Die Ausbreitung naturnaher Sport- <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten ist<br />
jetzt über eine gezielte Informations- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Umwelt</strong>politik<br />
nur mehr begrenzt steuerbar. Die umweltpolitische Kommunikation<br />
mit der Freizeitindustrie muss institutionalisiert werden – sonst<br />
bleibt alles, wie es ist: Regelungen <strong>und</strong> Verbote, aber keine regelmäßigen<br />
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