Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Sigurd Agricola · Wirtschaftsfaktor Freizeitindustrie<br />
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Erweiterungsflächen geraten nach einiger Zeit in Schwierigkeiten. Die<br />
durch die kurzen Lebenszyklen notwendigen Innovationsgeschwindigkeiten<br />
fordern ein hohes Reinvestitionsvolumen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind<br />
(attraktive) Renditen oft nur bei niedrigen Gr<strong>und</strong>stückspreisen zu bekommen.<br />
Bei der Planung einer Anlage ist es – neben der finanziellen Komponente<br />
– daher sehr wichtig, Revisionsmechanismen einzuplanen bzw. einzubauen,<br />
welche das Angebot flexibler machen <strong>und</strong> für Innovationen<br />
offen halten (Mehrzwecknutzungsmöglichkeit, Modulbauweise, veränderbare<br />
Inneneinrichtung). Die Nachhaltigkeit freizeitunternehmerischer<br />
Maßnahmen steht aus diesen Gründen oftmals im Widerspruch zu betriebswirtschaftlichen<br />
Erfordernissen (vor allem zur Amortisation der eingesetzten<br />
Geldmittel).<br />
Ausblick<br />
In dem Maß, wie die Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen nicht mehr das Lebensnotwendige<br />
abdecken müssen, nimmt die Bedeutung der Freizeit als Wirtschaftsfaktor<br />
zu. Allerdings sind ihre tatsächlichen volkswirtschaftlichen<br />
Auswirkungen nur schwer zu berechnen. Insbesondere sind wie im Tourismus<br />
die Multiplikatorwirkungen nicht erfasst. Die Freizeitwirtschaft ist<br />
im Wesentlichen keine Branche im Sinne der volkswirtschaftlichen Produktion,<br />
sondern eine Kategorie der Verwendungsseite, zu der viele Branchen<br />
beitragen. Wegen fehlender Datengr<strong>und</strong>lagen kann der tatsächliche<br />
wirtschaftliche Wert der Freizeit nicht berechnet werden.<br />
Auch in Zukunft unterliegt die Freizeitwirtschaft hohen Risiken. Es sind<br />
dies besonders:<br />
· relativ starke Auswirkung von negativen wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />
Ereignissen<br />
· unterschiedliche Verteilung von Zeit <strong>und</strong> Ressourcen sowie deren Kombination<br />
in der Gesellschaft („Aufgehen der sozialen Schere“)<br />
· Verhaltensbeliebigkeit <strong>und</strong> erschwerte Vorhersagbarkeit der Nachfrage<br />
· Zeitkonkurrenz der Freizeitnehmer <strong>und</strong> -anbieter<br />
· erhöhte Qualitätserwartung bei Zurückhaltung in der Zahlung eines<br />
entsprechenden Preises<br />
· Innovationsdruck durch schnelle Abnutzung <strong>und</strong> kurze Lebenszyklen<br />
im Widerspruch zu den üblichen Abschreibungszeiten<br />
· Standortgeb<strong>und</strong>enheit vor allem großer <strong>und</strong>/oder spezialisierter Freizeitangebote<br />
mit einem Zielgruppenmindestpotenzial<br />
· Planungsunsicherheit in Umfang <strong>und</strong> Größe von Freizeiteinrichtungen;<br />
Gefahr der Überausstattungen (Overscreening) <strong>und</strong> des ruinösen Wettbewerbs