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Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV

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Prof. Dr. Horst Opaschowski · Natur im Freizeitstress – eine ökologische Herausforderung<br />

Die Reiseverkäufer machen die Erfahrung, dass sich die Reisebürok<strong>und</strong>en<br />

– wenn überhaupt – nur an sauberen Stränden <strong>und</strong> an sauberem Wasser<br />

interessiert zeigen, weil sie im Urlaub unmittelbar damit konfrontiert<br />

werden, sie dabei auch nicht wegsehen können. Zu den häufig nachgefragten<br />

<strong>Umwelt</strong>aspekten gehört zwar das saubere Wasser, deutlich weniger<br />

jedoch die Frage, ob die Wasserqualität auch durch Kläranlagen der Hotels<br />

garantiert wird. An einem umweltfre<strong>und</strong>lichen Hotel ist ohnehin nur eine<br />

Minderheit stärker interessiert.<br />

Das halbherzige <strong>Umwelt</strong>bewusstsein der Touristikbranche<br />

Das <strong>Umwelt</strong>engagement der Reiseveranstalter ist manchmal nichts anderes<br />

als ein moderner Ablasshandel: Die meisten Touristen „kaufen“ sich<br />

frei. Fast das ganze Jahr über sammeln sie zu Hause fleißig Joghurt-<br />

Becher, aber im Urlaub lassen sie sich gehen <strong>und</strong> überlassen das (Auf-)<br />

Sammeln den anderen, die das „von Berufs wegen“ machen müssen.<br />

Doch darauf kann man sich bald nicht mehr verlassen. Der TUI-<strong>Umwelt</strong>beauftragte<br />

W.M. Iwand spricht es offen aus: „Wir sehen Ökotourismus<br />

bisher eher als ein Nischen-Angebot für kreative Minderheiten, für kleine<br />

<strong>und</strong> kleinste Zahlen“. Wer Ökotourismus als Zukunftskonzept für den<br />

Tourismus „predigt“, muss mit einem „Desaster“ rechnen (Iwand 1998).<br />

In Sachen <strong>Umwelt</strong> wird in der Reisebranche immer weniger Flagge gezeigt.<br />

Die <strong>Umwelt</strong>politik stellt bei den Verantwortlichen geradezu eine<br />

Resignation im <strong>Umwelt</strong>gedanken fest. Die Folgen der <strong>Umwelt</strong>belastung<br />

(z.B. durch Flüge) werden kaum mehr thematisiert. Mit „good will“ allein<br />

erscheint die touristische <strong>Umwelt</strong>arbeit nur halbherzig. Eine Expertenumfrage<br />

in der Branche (touristik management 1997) lässt die Vermutung zu,<br />

dass das Wedeln mit der Ökofahne kaum mehr die Marketingstrategien in<br />

den touristischen Chefetagen bestimmt.<br />

<strong>Umwelt</strong>engagement gilt in der Reisebranche immer weniger als Investition<br />

in die Zukunft (von Spezialanbietern für sozial- <strong>und</strong> umweltverträgliches<br />

Reisen einmal abgesehen). Sicher: Gravierende <strong>Umwelt</strong>sünden,<br />

wie z.B. Helikopter-Transfers in Malta, Helikopter-Skifahren in Kanada,<br />

Glasbodenfahrten in Sri Lanka, werden heute immer weniger angeboten.<br />

Die touristische <strong>Umwelt</strong>diskussion der letzten Jahre hat manche Entlastungen<br />

für die Natur gebracht, aber der Gedanke der aktiven <strong>Umwelt</strong>vorsorge<br />

<strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>förderung ist wieder weitgehend in Vergessenheit<br />

geraten.<br />

Selbst die mit Unterstützung durch das B<strong>und</strong>esumweltministerium erarbeitete<br />

Studie „Urlaubsreisen <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>“ gelangt zu dem desillusionierenden<br />

Ergebnis, dass die meisten Reiseveranstalter der <strong>Umwelt</strong>thematik<br />

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