Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Sigurd Agricola · Wirtschaftsfaktor Freizeitindustrie<br />
rungsschichten erreicht. Diese wird über die Geldmittel hinaus durch<br />
soziale, kulturelle <strong>und</strong> ethnische Benachteiligungen bestimmter Bevölkerungsgruppen<br />
eingeschränkt. Für die Freizeitwirtschaft gewinnt die Preisgestaltung<br />
wieder mehr Bedeutung. Gute Umsätze werden mit teuren<br />
oder billigen Angeboten gemacht; die mittlere Preisklasse schwindet. Das<br />
Gastgewerbe ebenso wie der Einzelhandel machen diese Erfahrung bereits<br />
seit einigen Jahren. Daneben gibt es einen Bedarf für Angebote zur<br />
Abfederung marktwirtschaftlicher Härten durch Non-Profit- <strong>und</strong> öffentliche<br />
Anbieter.<br />
Freizeitindustrie – Überblick über den Wirtschaftsbereich Der<br />
Begriff Freizeitindustrie wird oft in kulturkritischer Bedeutung für das<br />
Gesamtfeld kommerzieller Freizeitangebote gebraucht. Der Begriff suggeriert<br />
den Eindruck von Homogenität <strong>und</strong> Geschlossenheit, was jedoch<br />
der Wirklichkeit nicht entspricht. Freizeitindustrie im eigentlichen Sinne<br />
sind die Freizeitgüter produzierenden Unternehmen, obwohl die meisten<br />
Branchen nicht ausschließlich „Freizeitprodukte“ herstellen.<br />
Ähnlich wie „Tourismusindustrie“ steht aber der Begriff „Freizeitindustrie“<br />
überwiegend für Dienstleistungsunternehmen. Sachlich richtiger<br />
wäre der Begriff „Freizeitwirtschaft“. Nicht übersehen werden sollte, dass<br />
auch durch den Einsatz von Freizeit für das Ehrenamt Wertschöpfung entsteht.<br />
Diese dürfte im Jahr etwa 5 Mrd. DM betragen. Die Freizeitindustrie<br />
erwies sich bislang als wirtschaftliches Wachstumsgebiet. Die Freizeitumsätze<br />
stiegen im Jahr 2000 auf mindestens 500 Mrd. DM. Innerhalb der<br />
letzten 50 Jahre sind diese Umsätze um etwa 1.000 Prozent gestiegen<br />
(siehe Abbildung 2).<br />
Die Branchen der Freizeitwirtschaft sind eine bunte Sammlung von<br />
Wirtschaftsbereichen, die oft nicht mehr miteinander gemein haben als<br />
ihre Tätigkeit im Freizeitbereich. Viele von ihnen sind nur zu einem Teil<br />
freizeitorientiert. Die für Freizeit <strong>und</strong> im Freizeitbereich tätigen Unternehmen<br />
verstehen sich überwiegend nicht als Teil der Freizeitindustrie<br />
oder der Freizeitbranche. Wenn sie Industriebetriebe sind, rechnen sie sich<br />
zu ihrer Branche (z.B. Metall- oder Textilverarbeitung), sonst zur entsprechenden<br />
Dienstleistungsbranche (Sport-, Musik-, Buch-, Elektronik-Einzelhandel,<br />
Schausteller, Gastronomie usw.). Sichtbar sind allerdings Tendenzen<br />
zur Kooperation von Unternehmen bislang nicht zusammenhängender<br />
Angebotsfelder (Shoppingcenter, Innenstadterneuerung, Urban<br />
Entertainment Center). Heterogen sind übrigens auch die Unternehmensgrößen<br />
<strong>und</strong> -strukturen. Es überwiegen die kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen.<br />
Tabelle 3 listet die wichtigsten Freizeitwirtschaftsbereiche auf.<br />
Die von der DGF vorgenommene Schätzung des Umsatzes der Freizeitwirtschaft<br />
umfasst auch den Bereich der öffentlichen Ausgaben <strong>und</strong> der Solidaraufwendungen<br />
des Vereinswesens. Die angegebene Gesamtumsatzziffer<br />
liegt an der unteren Grenze des tatsächlichen Umsatzes.<br />
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