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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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SVO- und Verb-Dritt-Stellung. Zur endgültigen Aufgabe der Verb-Zweit-Bewegung und<br />

damit zum endgültigen Verschwinden von XVS-Sätzen und auch von SV(X)-Sätzen mit<br />

einer abgeleiteten Struktur kommt es nach Roberts (1993:187) erst nach dem Ende der<br />

mittelfranzösischen Periode. Er macht dafür einen parametrischen Wandel hinsichtlich der<br />

Art und Weise, wie in einer Einzelsprache Nominativkasus zugewiesen wird, verantwortlich.<br />

Roberts (1993:18ff.) beruft sich hierbei auf das Modell von Koopman / Sportiche<br />

(1991), wonach zwischen zwei Arten der Zuweisung des Nominativkasus unterschieden<br />

werden kann:<br />

(35) (a) Nominativzuweisung durch Spezifizierer-Kopf-Kongruenz:<br />

[CP [AGRP Subj.j [AGRP' V-Agr 0 i] [TP tj ti [VP tj ti]]]]<br />

(b) Nominativzuweisung durch Rektion:<br />

[CP XP [C' V-Agr 0 i] [AGRP Subj.j [AGRP' ti] [TP tj ti [VP tj ti]]]]<br />

Entsprechend diesen beiden Mechanismen kann nach Ansicht von Roberts (1993:27) folgender<br />

Parameter der Nominativzuweisung formuliert werden:<br />

(36) (a) Agr 0 weist Nominativ unter Rektion zu? ja / nein<br />

(b) Agr 0 weist Nominativ unter Kongruenz zu? ja / nein<br />

Der entscheidende Unterschied zwischen Alt- und Neufranzösisch besteht nach Ansicht<br />

von Roberts (1993:81f.) in der Wahl des Parameterwertes in (36)(a). Im Alt- und auch im<br />

Mittelfranzösischen ist der Wert auf 'ja', im Neufranzösischen hingegen auf 'nein' festgelegt.<br />

Hinsichtlich der Option in (36)(b) tritt keine Änderung ein. Hier weisen sowohl das<br />

Alt- und Mittelfranzösische als auch das Neufranzösische den Wert 'ja' auf. Das Neufranzösische<br />

hat demzufolge die Möglichkeit der Nominativzuweisung unter Rektion verloren<br />

(Roberts 1993:187).<br />

Die Gründe dafür, dass es im frühen Neufranzösischen zu einem Wechsel hinsichtlich<br />

der Festlegung des Parameterwertes in (36)(a) gekommen ist, sind der Analyse von Roberts<br />

zufolge sehr vielschichtig und komplex. Ebenso wie Adams sieht er in der zugrunde liegenden<br />

SV(X)-Wortstellung und einer angeblich damit verbundenen Häufigkeit von Sätzen<br />

mit einer SV(X)-Stellung die notwendige Voraussetzung für das Einsetzen der Reanalyse.<br />

Damit wird versucht, dem Umstand gerecht zu werden, dass es in Verb-Zweit-Sprachen mit<br />

einer zugrunde liegenden Verb-End-Stellung, wie z.B. dem Deutschen, bisher nicht zu einer<br />

solchen Reanalyse gekommen ist. Allerdings wäre in den Verb-Zweit-Sprachen des skandinavischen<br />

Festlandes eine ähnliche Entwicklung wie im Französischen zu erwarten, da<br />

diese ebenfalls eine zugrunde liegende SV(X)-Stellung besitzen und damit sowohl in Matrix-<br />

als auch in Nebensätzen eine SV(X)-Stellung aufweisen.<br />

Da diese Entwicklung bislang nicht eingetreten ist, räumt Adams (1989:13) ein, dass die<br />

"simple frequency of SVO order" (in Haupt- und Nebensätzen) keine hinreichende Voraussetzung<br />

für den Verlust der Verb-Zweit-Stellung im Altfranzösischen gewesen sein kann.<br />

Es müssen zusätzliche Veränderungen im Laufe des französischen Sprachwandels eingetreten<br />

sein, die zu dieser Reanalyse geführt haben. Ihrer Ansicht nach handelt es sich hierbei<br />

um Veränderungen im prosodischen und rhythmischen Bereich, die in dieser Form in<br />

den skandinavischen Sprachen nicht eingetreten sind. Für Roberts (1993) hingegen sind<br />

morphologische Unterschiede im Bereich der Verbalflexion zwischen den skandinavischen<br />

Sprachen und dem Altfranzösischen ausschlaggebend für die unterschiedliche Entwicklung

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