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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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(41) afr. chant-ø, chant-es, chant-e(t), chant-ons, chant-ez, chant-ent<br />

Foulet (1935/36:292) zufolge tritt allerdings noch im Laufe des Altfranzösischen in der gesprochenen<br />

Sprache eine Änderung ein, die sich im Mittelfranzösischen vollends durchsetzt.<br />

Sie ist zum einen durch das Verschwinden der Endkonsonanten gekennzeichnet und<br />

zum anderen dadurch, dass in Analogie zu den übrigen Flexionsformen der Form der 1.Ps.<br />

Sg. ein e-Suffix, d.h. "a recognizable ending" (Roberts 1993:127), hinzugefügt wird:<br />

(42) mfr. chant-[∂], chant-[∂], chant-[∂], chant-[õ], chant-[e], chant-[∂]<br />

Der Unterschied zum altfranzösischen Paradigma besteht darin, dass nun die einzelnen<br />

Personen nicht mehr auf Grund der Flexionsendung unterschieden werden können. Allerdings<br />

existiert nun für jede Person eine Endung. In Anlehnung an Jaeggli / Safir (1989) bezeichnet<br />

Roberts (1993:126) dieses Flexionsparadigma als 'morphologisch uniform', da es<br />

nur abgeleitete Flexionsformen aufweist. Es ist seiner Analyse zufolge 'formal reich' genug,<br />

um leere Subjekte zu identifizieren. 30<br />

Zur Erklärung des im Neufranzösischen eintretenden endgültigen Verlustes der Null-<br />

Subjekt-Eigenschaft benötigt Roberts nun eine weitere ad hoc-Annahme. Roberts<br />

(1993:207) postuliert, dass die Identifizierung eines leeren Subjekts unter Spezifizierer-<br />

Kopf-Kongruenz nur dann möglich ist, wenn die Kongruenzmerkmale funktional reich<br />

sind. Da im Mittelfranzösischen der funktionale Reichtum jedoch offenbar verloren gegangen<br />

ist, besteht nur noch die Möglichkeit der Identifizierung leerer Subjekte über Rektion.<br />

Diese Möglichkeit ist allerdings im Mittelfranzösischen nur noch in eingeschränktem Maße<br />

gegeben, da auf Grund der – sich immer mehr durchsetzenden – Reanalyse in (34) nur noch<br />

selten das Verb in die COMP-Position bewegt wird, in der es ein Null-Subjekt in SpezIP<br />

regieren könnte. Dies hat nach Ansicht von Roberts nicht nur zur Folge, dass leere Subjekte<br />

immer seltener auftreten, sondern auch, dass es im Input immer weniger Evidenz dafür gibt,<br />

dass Nominativ-Kasus auch unter Rektion zugewiesen werden kann. Stattdessen findet in<br />

zunehmendem Maße Nominativzuweisung unter Spezifizierer-Kopf-Kongruenz statt.<br />

Für Roberts steht damit fest, dass diese morphosyntaktischen Veränderungen in ihrer<br />

Gesamtheit zu einer Abnahme der "density of the evidence for Nominative-assignment<br />

under government" geführt haben und "a causal role in the parametric change" spielen<br />

(Roberts 1993:188). Mit dem Ende der mittelfranzösischen Epoche ist Roberts zufolge<br />

schließlich die Situation erreicht, in der die Evidenz nicht mehr ausreicht, den Parameter in<br />

(36)(a) auf den Wert 'ja' zu fixieren:<br />

[...] choosing the 'yes' option for both [(36)(a)] and [(36)(b)] should be dispreferred by acquirers in<br />

the sense that positive, unambiguous trigger evidence will be needed to fix the parameter in this<br />

way. Now we can begin to see what must have happened in the late 15th/early 16th century leading<br />

up to the change in [(36)(a)]: the crucial data giving a 'yes' answer for [(36)(a)] become<br />

30 Die Bezugnahme auf die Null-Subjekt-Analyse von Jaeggli / Safir (1989) ist allerdings äußerst<br />

irreführend, da Roberts hier ohne weitere Begründung eine tiefgreifende Modifikation dieser<br />

Analyse vornimmt. Anders als Jaeggli / Safir (1989) sieht Roberts die 'Morphologische Uniformität'<br />

als eine (von zwei) Möglichkeiten der Identifizierung von Nullsubjekten und nicht als notwendige<br />

Bedingung zu deren Lizensierung an. Damit erweist sich Roberts Null-Subjekt-Analyse als<br />

vollkommen unvereinbar mit der von Jaeggli / Safir (1989).<br />

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