Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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Diese Analyse Fodors ist der erste Versuch einer expliziten Ausformulierung der eindeutigen<br />
Trigger des Verb-Zweit-Parameters. Sie stellt damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung<br />
einer adäquaten Theorie über den Erwerb der mit dem Verb-Zweit-Parameter<br />
verbundenen Eigenschaften dar. Eine empirisch zu überprüfende Frage ist es, inwiefern<br />
diese von Fodor vorgeschlagenen Trigger tatsächlich als Auslöser der Parameterfixierung<br />
fungieren können. Die in den vorangegangenen Kapiteln diskutierten germanischen Verb-<br />
Zweit-Sprachen bestätigen Fodors Annahme, wonach Sätze mit einer AdvSVO- bzw. einer<br />
SOV-Stellung als eindeutige Triggerevidenz für die Festlegung auf den Wert '-V2' in SVO-<br />
bzw. SOV-Sprachen fungieren können. In den hier betrachteten germanischen Verb-Zweit-<br />
Sprachen sind Sätze mit dieser Wortstellung ausgeschlossen. Problematischer ist allerdings<br />
Fodors Annahme, wonach AdvAuxSVO- bzw. AdvAuxSOV-Sätze in SVO-Sprachen eindeutige<br />
Trigger für die Fixierung auf den Wert '+V2' darstellen. Wie die obige Diskussion<br />
gezeigt hat, sind in einigen modernen romanischen Sprachen durchaus Sätze mit einer solchen<br />
Wortstellung möglich, obwohl diese Sprachen nicht über eine Verb-Zweit-Grammatik<br />
verfügen. Dies ist, wie die folgenden Beispiele nochmals illustrieren, insbesondere im iberischen<br />
Portugiesischen der Fall, in dem die AdvAuxSVO-Stellung sowohl mit nominalem<br />
als auch pronominalem Subjekt möglich ist (cf. (19)(c) in Kapitel 1, (84)(a) in Kapitel 2).<br />
Im Französischen ist dieses Stellungsmuster zumindest in Verbindung mit einem klitischen<br />
Subjektspronomen möglich (cf. (17)(a) in Kapitel 1):<br />
(1) ipg. (a) Com prazer tem a mulher lido o livro.<br />
mit Vergnügen hat die Frauer gelesen das Buch<br />
(b) Talvez tenha ela lido o livro.<br />
vielleicht habe sie gelesen das Buch<br />
(2) nfr. Peut-être a-t-elle lu le livre.<br />
vielleicht hat sie gelesen das Buch<br />
Diese Belege deuten darauf hin, dass das von Fodor vorgeschlagene Satzmuster nicht als<br />
eindeutige Triggerevidenz für die Festlegung einer SVO-Sprache auf den Wert '-V2' angenommen<br />
werden kann. Es muss folglich ein anderes Satzmuster gefunden werden, das als<br />
eindeutige Triggerevidenz für Sprachen dieses Wortstellungstyps fungieren kann.<br />
Die Formulierung der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft als Parameter impliziert daher,<br />
dass nicht nur gezeigt werden muss, mit welchen Eigenschaften die Verb-Zweit-Stellungseigenschaft<br />
korreliert, sondern auch, auf Grund welcher Daten im Input der Erwachsenensprache<br />
ein Kind in der Lage sein kann, den Parameter auf den richtigen Wert zu fixieren.<br />
Es muss konstatiert werden, dass es in der bisherigen Diskussion um diesen Parameter<br />
bislang nur in Ansätzen gelungen ist, diese Anforderungen zu erfüllen.<br />
In einer Untersuchung der Frage, ob der Verlust der Verb-Zweit-Stellungseffekte in den<br />
romanischen Sprachen durch das Umfixieren des Verb-Zweit-Parameters erklärt werden<br />
kann, gilt es daher zum einen, den Parameter in seiner bisherigen Formulierung kritisch zu<br />
überprüfen, und zum anderen aber auch an Hand der diachronischen Daten zu versuchen,<br />
zusätzliche Evidenzen für eine möglicherweise adäquatere Formulierung des Parameters zu<br />
finden.