Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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many children selected the minus value of the verb-second parameter, realizing the finiteness feature<br />
in I 0 instead of in C 0 .<br />
Diese Analyse weist allerdings eine Reihe empirischer Inadäquatheiten auf. Gemäß dieser<br />
Analyse wäre nämlich zu erwarten, dass es im Alt- bzw. Mittelfranzösischen eine – möglicherweise<br />
sehr kurze – Phase gegeben hat, in der lediglich prononimale, nicht jedoch nominale<br />
Subjekte in Zweitposition aufgetreten sind. Eine solche Phase kann Platzack jedoch<br />
nicht nachweisen. Er beruft sich lediglich auf Beobachtungen von Vance (1989:152-164),<br />
wonach in alt- und mittelfranzösischen Verb-Dritt-Stellungen wesentlich häufiger pronominale<br />
als nominale Subjekte zwischen der satzinitialen Konstituente und dem finiten Verb<br />
auftreten. Platzack (1995:213) sieht darin eine Bestätigung seiner Hypothese, "that there<br />
has existed a period of time in O[ld]F[rench]/M[iddle]F[rench] when the parents used pronominal<br />
subject clitics but not nominal subjects between the topic and the tensed verb".<br />
Andere empirische Untersuchungen widersprechen dieser Behauptung. In einer Untersuchung<br />
von sechs mittelfranzösischen Texten kommen Lemieux / Dupuis (1995) zu dem Ergebnis,<br />
dass Verb-Dritt-Stellungen keineswegs häufiger mit pronominalen als mit nominalen<br />
Subjekten zu beobachten sind. Die beiden Autorinnen zeigen außerdem, dass in einem<br />
dieser Texte sowohl Subjektspronomen als auch Nomen im gleichen Kontext zwischen<br />
satzinitialer Konstituente und finitem Verb erscheinen:<br />
(40) mfr. (a) Briefment il court par la maison<br />
schnell er läuft durch das Haus<br />
(qjm 6,123) (Lemieux / Dupuis 1995:103)<br />
(b) Briefment, le pouvre corps de lui n' avra jamés repoux [...]<br />
Kurz der arme Körper von ihm NEG haben-wird nie Ruhe<br />
(qjm 12,101-102) (Lemieux / Dupuis 1995:103)<br />
Lemieux / Dupuis (1995:103) deuten diese Beobachtungen dahingehend, dass es keine<br />
"clear cut difference between those [violations] that show up with pronouns [...] or with<br />
nouns [...]" gegeben hat. Es gibt ihrer Ansicht nach auch keine Evidenz dafür, dass Pronomina<br />
früher in solchen Verb-Dritt-Kontexten aufgetreten sind. Unter Hinweis auf eine unveröffentlichte<br />
Studie von M. Dufresne vermuten sie sogar, dass – entgegen der Hypothese<br />
Platzacks – vielmehr das Gegenteil der Fall ist, da in dieser Arbeit beobachtet wird, dass in<br />
den ersten altfranzösischen Verb-Dritt-Stellungen häufiger Subjektsnomina als Pronomina<br />
in der Zweitposition auftreten (Lemieux / Dupuis 1995:101).<br />
3.3.4.2 Morphophonologische Faktoren<br />
Ähnlich wie in vielen traditionellen Untersuchungen werden auch in generativen Analysen<br />
häufig morphologische Faktoren für den Wortstellungswandel im Französischen angeführt.<br />
Im Unterschied zu den traditionellen Ansätzen wird die Ursache für den Wandel allerdings<br />
weniger im Verlust der nominalen Flexionsmerkmale als vielmehr im allmählichen Abbau<br />
der verbalen Flexions- und Kongruenzmerkmale gesehen (Hulk / van Kemenade 1995).<br />
Morphophonologische Faktoren spielen insbesondere bei der Analyse von Roberts<br />
(1993) eine entscheidende Rolle. Sie sind nach Ansicht von Roberts für die Aufrechterhaltung<br />
der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft in den festlandskandinavischen Sprachen trotz<br />
deren zugrunde liegender SVX-Stellung ausschlaggebend. Roberts Argumentation basiert<br />
auf der Beobachtung, dass diese Sprachen keine morphologischen Kongruenzmerkmale am<br />
Verb besitzen. Unter Berufung auf Holmberg / Platzack (1990) nimmt Roberts (1993:35f.)<br />
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