Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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dieser Arbeiten zu verschaffen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die wissenschaftliche<br />
Wirkung dieser Arbeiten als sehr gering einzustufen ist:<br />
Wir glauben, daß die Wirkungslosigkeit der älteren Arbeiten auf die Entwicklung der Wissenschaft<br />
daran liegt, daß sie durch die gleichwertende Zusammenstellung wichtiger und unwichtiger<br />
Fälle das Typische nicht erkennen konnten; damit vermochten sie auch keine bestimmten Stellungsregeln<br />
der alten Sprache [...] und erst recht kein einheitliches Stilgesetz zu ermitteln. (Siepmann<br />
1937:2)<br />
Von etwas größerem Wert sind diejenigen Arbeiten, in denen versucht wird, die Wortstellung<br />
einer oder mehrerer Epochen oder die Ergebnisse bisheriger Untersuchungen zusammen-<br />
und gegenüberzustellen (Krüger 1876, Völcker 1882, Wespy 1884, Philippsthal 1886,<br />
Koopmann 1910, Rabe 1910, Foulet 1928:Kap.IV, Koch 1934, Le Bidois 1952). Obwohl<br />
einige dieser Arbeiten das explizite Ziel verfolgen, einen "Überblick über die Wandlungen<br />
zu geben, denen die Wortstellung im Laufe der Entwicklung der französischen Sprache<br />
unterworfen war" (Koch 1934:1), erweist es sich allerdings als sehr schwierig, deren Ergebnisse<br />
zusammenzufassen. Denn auch diese Arbeiten enthalten größtenteils lediglich<br />
umfangreiche Beleglisten und sehr viele Detailangaben. Hinzu kommt, dass die Präsentation<br />
der Belege nach unterschiedlichen Kriterien erfolgt. Während Krüger (1876) sich bei<br />
der Anordnung der Belege an Diez (1882:1092ff.) orientiert, übernehmen Völcker (1882),<br />
Wespy (1884) und Koopmann (1910) weitgehend die Gliederung von Morf (1878).<br />
Philippsthal (1886), Rabe (1910), Koch (1934) und Le Bidois (1952) wiederum klassifizieren<br />
ihre Beispiele nach teilweise vollkommen anderen Einteilungskriterien. Nur wenige<br />
Arbeiten unterscheiden bei der Gliederung der Beispiele streng danach, ob das Subjekt<br />
nominal oder pronominal ist (Rabe 1910, Koch 1934), meist wird nur in Einzelfällen auf<br />
diesen Unterschied hingewiesen. Ebenfalls uneinheitlich ist die Handhabung bei der Berücksichtigung<br />
der unterschiedlichen Textsorten. Koopmann (1910) beispielsweise macht<br />
keinerlei Unterscheidung zwischen poetischen und prosaischen Texten. Wespy (1884)<br />
trennt nur bei seiner Auswertung der Texte von Lafontaine streng zwischen Prosa und Poesie,<br />
macht aber bei den Texten, die er zum Vergleich heranzieht, diese Trennung nicht.<br />
(Völcker 1882) muss auf diese Trennung ganz verzichten, da es sich bei den von ihm untersuchten<br />
Texten des frühen Altfranzösischen fast ausschließlich um poetische Texte handelt.<br />
Gleichwohl macht er die – nicht immer unproblematische – Unterscheidung zwischen metrisch<br />
freien und metrisch unfreien Beispielen, wobei er die letzteren "häufig unberücksichtigt"<br />
lässt (Völcker 1882:2; auch Wespy 1884:154). Er begründet dies damit, dass "eine<br />
durch metrischen Zwang veranlasste Wortstellung eben häufig eine dem Geiste und der natürlichen<br />
Tendenz der Sprache nicht entsprechende ist" (Völcker 1882:2). In Anlehnung an<br />
Tobler (1879:144) vermutet Völcker (1882:3) allerdings, dass eine solche durch die Metrik<br />
hervorgerufene Abweichung von der üblichen Wortstellung "durch die nothwendige Rücksicht<br />
auf die Verständlichkeit beschränkt war" und daher die Ausnahme bildete. Er folgert<br />
daher, dass eine mehrfach an metrisch unfreien Stellen gefundene "auffällige Wortstellung"<br />
in der Auswertung zu berücksichtigen ist (Völcker 1882:3).<br />
Es dürfte klar sein, dass diese unterschiedlichen Behandlungsweisen der Daten den Versuch,<br />
die Ergebnisse dieser Arbeiten zu einem einheitlichen Bild zusammenzufassen, sehr<br />
erschweren. Eine weitere Schwierigkeit entsteht dadurch, dass der Vergleich der vielen<br />
Detailangaben immer wieder Widersprüche offenbart, die oft erst nach langwieriger Recherche<br />
geklärt werden können. So schreibt beispielsweise Koopmann (1910:33), dass<br />
"aussi [...] bei Lafontaine meist die gerade Folge nach sich [hat]". Diese Feststellung gilt