Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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106<br />
des Altportugiesischen von Ribeiro (1995) gemacht, die hier stellvertretend diskutiert werden<br />
soll:<br />
(57) apg. (a) E todo o contrairo faz a Escritura<br />
und ganz das Gegenteil macht die Schrift<br />
(Diálogos de São Gregório, 3.34.27) (zitiert nach Ribeiro 1995:114)<br />
(b) E desto se nembrou el<br />
und an-das sich erinnerte er<br />
(Diálogos de São Gregório, 2.16.7) (zitiert nach Ribeiro 1995:114)<br />
(c) Ca assi temian todalas bestas a agua<br />
denn dann fürchteten alle-die wilden-Tiere das Wasser<br />
(Diálogos de São Gregório, 1.2.38) (zitiert nach Ribeiro 1995:114)<br />
Ribeiro (1995:114) nimmt an, dass es sich bei diesen Sätzen um "manifestations of verbsecond<br />
structures" handelt. Gleichzeitig räumt sie aber ein, dass im Altportugiesischen auch<br />
Konstruktionen möglich waren, die nicht mit einer Verb-Zweit-Struktur erfasst werden<br />
können. Insbesondere beobachtet Ribeiro (1995:124) in ihrem Korpus das Auftreten von<br />
Verb-Dritt-Sätzen mit einer XSV-Stellung ((58)(a)-(b)) und in einem Fall mit einer SXV-<br />
Stellung ((58)(c)):<br />
(58) apg. (a) e assi o santo homen defendeu os seus discipulos<br />
und dann der heilige Mann verteidigte die seinen Schüler<br />
(Diálogos de São Gregório, 1.9.13) (zitiert nach Ribeiro 1995:124)<br />
(b) e enton hũũ homen siia en sa pousada<br />
und dann ein Mann (sich)-setzte in seine Herberge<br />
(Diálogos de São Gregório, 1.2.25) (zitiert nach Ribeiro 1995:124)<br />
(c) El con sa mão deu a oferta<br />
er mit seiner Hand gab das Angebot<br />
(Diálogos de São Gregório, 2.23.17) (zitiert nach Ribeiro 1995:125)<br />
Ribeiro (1995:126) räumt ein, dass der von ihr untersuchte altportugiesische Text somit<br />
kein "perfect verb-second text" zu sein scheint. 35 Dennoch ist ihrer Ansicht nach die Annahme<br />
gerechtfertigt, wonach das grammatische System des Altportugiesischen "in the<br />
technical sense" über die Verb-Zweit-Stellungseigenschaft verfügte, d.h. ein System war,<br />
"in which C 0 has the feature [+Agr]" (Ribeiro 1995:126). Evidenz für diese Annahme sieht<br />
Ribeiro im Verhalten der altportugiesischen Klitika, die – wie bereits von Meyer-Lübke<br />
(1897) beobachtet – i.d.R. in der zweiten Position des Satzes erscheinen. In eingebetteten<br />
Sätzen haben sie die Tendenz, stets adjazent zur Konjunktion aufzutreten. Dies hat zur Folge,<br />
dass das Pronomen auch vom finiten Verb durch eine oder mehrere Konstituenten getrennt<br />
stehen kann:<br />
(59) apg. (a) mandou que o non dissessen a nengũũ<br />
(er)-befahl dass es nicht (sie)-sagten zu niemandem<br />
(Diálogos de São Gregório, 1.7.22) (zitiert nach Ribeiro 1995:127)<br />
(b) ainda que o el primeiramente salvasse<br />
schon dass ihn er zuerst rettete<br />
(Diálogos de São Gregório, 1.7.20) (zitiert nach Ribeiro 1995:127)<br />
35 Die gleiche Beobachtung macht Fontana (1997:225) auch für das Altspanische:<br />
"[...] we lack crucial data from the period in which the hypothesized V2 phrase structure [...] of<br />
O[ld] Sp[anish] must have manifested themsel[f] in [its] 'pure' state [...]."