Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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Im Anschluss an diese Feststellung muss nun gefragt werden, wie Verb-Zweit-Sprachen<br />
erfasst werden können, die durch ein "general embedded V2" (Vikner 1995:72) charakterisiert<br />
sind.<br />
2.1.3 Die Verbstellung in symmetrischen Verb-Zweit-Sprachen<br />
Mit dem Isländischen und dem Jiddischen existieren zwei Sprachen, die dadurch gekennzeichnet<br />
sind, dass sie eine generelle Verb-Zweit-Stellung in Nebensätzen aufweisen. Das<br />
heißt, anders als im Friesischen oder in den festlandskandinavischen Sprachen ist in diesen<br />
beiden Sprachen die Zweitstellung des finiten Verbs nicht nur in solchen Nebensätzen zu<br />
beobachten, deren Matrixsatz ein Brückenverb enthält ((31)(a) und (32)(a)), sondern auch<br />
in anderen Nebensätzen, wie z.B. in solchen, die von einem Nicht-Brückenverb ((31)(b)<br />
und (32)(b)), einem negierten Brückenverb ((31)(c) und (32)(c)) oder einem Subjektsatz<br />
((31)(d) und (32)(d)) abhängig sind (Vikner 1995:72f., Iatridou / Kroch 1992:8f.):<br />
(31) is. (a) Ég veit, að þessa bók skuli ég hafa lesið.<br />
ich weiß dass dieses Buch habe ich gelesen<br />
(b) Ég harma, að þessa bók skuli ég hafa lesið.<br />
ich bedaure dass dieses Buch habe ich gelesen<br />
(c) Ég sagði ekki, að á morgun mundi María fara snemma á fætur.<br />
ich sagte nicht dass am morgen würde Maria gehen früh auf Fuss<br />
(d) Að Maríu hafi hann aldrei seð, er kannski líklegt.<br />
dass Maria hat er nie gesehen ist vielleicht wahrscheinlich<br />
(32) jd. (a) Ikh veys, az dos bukh hob ikh geleyent.<br />
ich weiß dass dieses Buch habe ich gelesen<br />
(b) Ikh bedoyer, az dos bukh hob ikh geleyent.<br />
ich bedaure dass dieses Buch habe ich gelesen<br />
(c) Ikh meyn nit, az morgn zol er kumen tsu der khasene.<br />
ich denke nicht dass morgen soll er kommen zu der Hochzeit<br />
(d) Dos vos nekhtn iz gekumen aza groyser oylem, hot undz<br />
dass wo gestern ist gekommen so-eine große Zuhörerschaft hat uns<br />
alemen gekhidesht.<br />
alle verwirrt<br />
Diese Daten belegen deutlich, dass in diesen beiden Sprachen das Auftreten eingebetteter<br />
Verb-Zweit-Effekte nicht auf eine bestimmte Gruppe von Nebensätzen beschränkt ist, sondern<br />
dass es in diesen Sprachen generell keine komplementäre Distribution zwischen Verb-<br />
Zweit-Stellung und Komplementierer gibt.<br />
Die Diskussion dieser Fakten hat zu einer Vielzahl von Vorschlägen geführt, die hier im<br />
einzelnen nicht erörtert werden können. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Analysen<br />
sind oft sehr subtil und für die hier vorgelegte Untersuchung von Verb-Zweit-Effekten<br />
in den romanischen Sprachen nicht relevant. Die Frage, die im Mittelpunkt der Diskussion<br />
steht, ist die, ob und inwiefern diese Fakten mit einer einheitlichen Analyse der Verb-<br />
Zweit-Sprachen vereinbar sind, wonach Verb-Zweit-Effekte als V-nach-COMP-Bewegung<br />
beschrieben werden. In einer Reihe von Untersuchungen wird diese Frage negativ beantwortet<br />
und vorgeschlagen, die Verb-Zweit-Effekte im Isländischen und Jiddischen auf<br />
grundsätzlich andere Weise zu erfassen. Ein Analysevorschlag, der v.a. auf Arbeiten von<br />
Santorini (1992) und Rögnvaldsson / Thráinsson (1990) sowie von Diesing (1988, 1990)<br />
zurückgeht, lautet, dass das finite Verb in diesen Sprachen nicht nach COMP, sondern regelmäßig<br />
nur nach INFL bewegt wird. Dies hat die Annahme zur Konsequenz, dass die