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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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141<br />

Mit anderen Worten, der hier untersuchte altfranzösische Text enthält Belege, die sowohl<br />

für die Existenz der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft im Altfranzösischen als auch dagegen<br />

sprechen. Allerdings ist die Anzahl dieser Belege insgesamt relativ gering.<br />

Um die Frage nach der adäquaten Analyse für das Altfranzösische besser beantworten zu<br />

können, bietet es sich an, den untersuchten Text mit entsprechenden Übersetzungen in<br />

germanischen Sprachen zu vergleichen, die durch eine strenge Verb-Zweit-Stellungseigenschaft<br />

gekennzeichnet sind. Die Tabelle (8) liefert einen Überblick über die Wortstellungsverhältnisse<br />

in den hier untersuchten Samuel-Kapiteln einer deutschen und isländischen<br />

Bibelübersetzung:<br />

Text V1 V2 V>2 gesamt<br />

ein<br />

Subj V Obj V Präp V PE V Adv V "X"V Satz V<br />

abs. 0 362 14 19 1 98 0 32 3 529<br />

(dt.) % 0.0 68.4 2.6 3.6 0.2 18.5 0.0 6.1 0.6 100.0<br />

hei<br />

abs. 20 301 12 22 1 95 0 22 12 485<br />

(is.) % 4.1 62.1 2.5 4.5 0.2 19.6 0.0 4.5 2.5 100.0<br />

Tabelle (8): Anteil der Verbstellungsmuster aller deklarativen Matrixsätze<br />

Der Vergleich dieser Ergebnisse mit der Auswertung des altfranzösischen Textes in Tabelle<br />

(7) macht mehrere Unterschiede deutlich. Zunächst zeigt sich eine Gemeinsamkeit zwischen<br />

dem Altfranzösischen und dem Isländischen. Im Gegensatz zum Deutschen weisen<br />

die Texte beider Sprachen Sätze mit Verb-Erst-Stellung auf. Bei den isländischen Sätzen<br />

dieser Art handelt es sich um typische Belege der für das Isländische charakteristischen<br />

Narrativen Inversion (Sigurðsson 1990). Wie bereits gesehen, liegt bei den unter (5) aufgeführten<br />

Verb-Erst-Sätzen des Altfranzösischen offensichtlich ein ähnlicher Konstruktionstyp<br />

vor:<br />

(11) is. (a) Fór Samúel þá og lagðist til svefns á sínum stað<br />

ging Samuel dann und legte-sich zum Schlafen an seinen Platz<br />

(hei 290: 1 Sam 3,9)<br />

(b) Lét hann þá kalla Absalon, og gekk hann fyrir konung<br />

ließ er dann rufen Abschalom und trat er vor-den König<br />

(hei 339: 2 Sam 14,33)<br />

Was die Sätze mit einer Verb-Zweit-Stellung betrifft, so ist hier der Anteil an SV-Sätzen in<br />

allen Sprachen annähernd gleich. Der Anteil an XVS-Sätzen ist allerdings in den beiden<br />

germanischen Sprachen wesentlich höher als im Altfranzösischen. Mit 31,0% für das Deutsche<br />

und 31,3% für das Isländische ist deren Anteil mehr als doppelt so hoch wie im Altfranzösischen<br />

(12,6%). Abgesehen von den Zwischensätzen gibt es in beiden germanischen<br />

Texten für alle typischen XVS-Kontexte Belege. Besonders bemerkenswert ist hier vor<br />

allem der hohe Anteil an Verb-Zweit-Sätzen nach eingeleitetem Nebensatz, für die es im<br />

Altfranzösischen keinen einzigen Beleg gibt:<br />

(12) dt. (a) Als sie ihn entwöhnt hatte, nahm sie ihn mit hinauf<br />

(ein 530: 1 Sam 1,24)<br />

(b) Sobald die Trauerzeit vorüber war, ließ David sie zu sich in sein Haus holen<br />

(ein 609: 2 Sam 11,27)

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