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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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152<br />

Fixieren des Verb-Zweit-Parameters nicht auf den Wert '+V2' erfolgen konnte, da im untersuchten<br />

Text mit lediglich 12,6% XVS-Sätzen diese kritische Grenze für das Fixieren auf<br />

diesen Wert deutlich unterschritten ist. Angesichts der Tatsache, dass in den neufranzösischen<br />

Texten der Anteil an XVS-Sätzen ebenfalls weit unter dieser Grenze liegt, müsste<br />

demnach angenommen werden, dass das Französische eine Entwicklung von einer Nicht-<br />

Verb-Zweit- über eine Verb-Zweit- zu einer Nicht-Verb-Zweit-Sprache durchlaufen hat.<br />

Es liegt auf der Hand, dass diese Analyse nicht adäquat sein kann. Vielmehr bestätigen<br />

die hier vorgefundenen Fakten die bereits ausführlich diskutierte Annahme, wonach quantitative<br />

Unterschiede hinsichtlich der Triggerdaten für einen parametrischen Wandel nicht<br />

von Relevanz sind. Entscheidend ist allein die Tatsache, dass eindeutige Trigger vorhanden<br />

sind, die das Fixieren des Parameterwertes auf einen entsprechenden Wert auslösen. Gemäß<br />

der Analyse von Fodor (1998) sind für eine SVO-Sprache, wie das Alt- und Mittelfranzösische<br />

oder das Isländische, Sätze mit einer AdvSVO-Stellung und für eine SOV-Sprache,<br />

wie das Deutsche, AdvSOV-Sätze eindeutige Trigger für das Fixieren auf den Wert '-V2'.<br />

Sätze mit einer AdvAuxSVO- bzw. AdvAuxSOV-Stellung hingegen stellen eindeutige<br />

Trigger für die Fixierung auf den Wert '+V2' dar (cf. Tabelle (4) in Kapitel 4). Die Daten<br />

der beiden hier untersuchten germanischen Sprachen bestätigen diese Annahme. Beide<br />

Textkorpora enthalten, wie die folgenden Beispiele illustrieren, zahlreiche Sätze mit einer<br />

AdvAuxSOV- bzw. AdvAuxSVO-Stellung. Für die AdvSOV- bzw. AdvSVO-Stellung hingegen<br />

gibt es in den beiden germanischen Texten keinen einzigen Beleg:<br />

(31) dt. (a) da werde ich deinen Arm abhauen und die Macht deines Vaterhauses vernichten<br />

(ein 533: 1 Sam 2,31)<br />

(b) Darum soll jetzt das Schwert auf ewig nicht mehr von deinem Haus weichen<br />

(ein 610: 2 Sam 12,10)<br />

(32) is. (a) Nei, heldur skalt þú gefa það nú þegar<br />

nein lieber sollst du geben das jetzt sofort<br />

(hei 289: 1 Sam 2,16)<br />

(b) ella mun ég taka það með valdi<br />

sonst werde ich nehmen es mit Gewalt<br />

(hei 289: 1 Sam 2,16)<br />

In den hier untersuchten Daten des Alt- und Mittelfranzösischen sind die Verhältnisse weniger<br />

eindeutig. Im altfranzösischen Text finden sich weder Sätze mit einer AdvSVO-Stellung<br />

noch Sätze mit einer AdvAuxSVO-Stellung. Der qlr-Text enthält also keinen Beleg für<br />

die von Fodor (1998) für das Fixieren des Verb-Zweit-Parameters als ausschlaggebend<br />

angesehenen Wortstellungsmuster. Im mittelfranzösischen reg-Text findet sich – trotz der<br />

großen Anzahl an Sätzen mit satzinitialem Adverb – lediglich ein einziger Satz, der als<br />

möglicher Beleg für ein AdvAuxSVO-Stellungsmuster angesehen werden kann:<br />

(33) mfr. si a lung occis lautre<br />

so hat der-eine getötet den-anderen<br />

(reg: 2 Sam 14,6)<br />

Dieser Beleg ist allerdings insofern problematisch, als der kategoriale Status von si als<br />

Adverb sehr fraglich ist. Wie in zahlreichen Untersuchungen gezeigt worden ist, hat si<br />

vielmehr – ähnlich wie ainz oder or – i.d.R. die Funktion einer satzeinleitenden Partikel, die<br />

sich anders verhält als volle Adverbien (Marchello-Nizia 1985, Fleischmann 1992, Ferraresi<br />

/ Goldbach 2002). Aus diesem Grund bildet Satz (33) keinen eindeutigen Beleg für

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