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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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dem Nebensatz koreferenten Adverbs in die präverbale Position. Die entsprechenden altfranzösischen<br />

Sätze hingegen enthalten kein solches Adverb, sondern stattdessen erscheint<br />

– abgesehen von einer Ausnahme (cf. (9)(b)) – das Subjekt in präverbaler Position, d.h.<br />

unmittelbar hinter dem Nebensatz:<br />

(16) afr. (a) Mais puis que il out set anz passed, la mere áturnad un<br />

aber nachdem dass es war sieben Jahre vergangen die Mutter bereitete ein<br />

bel present de flur, de sa pecunie é de sun vin<br />

schönes Geschenk aus Blumen von ihrem Geld und von ihrem Wein<br />

é menad l' enfant jesque en Sylo<br />

und führte das Kind bis nach Schilo<br />

(qlr 6: 1 Sam 1,24)<br />

(b) Tant cume li enfes vesquid, jó esperóue que Deu le guaresist é<br />

solange wie das Kind lebte ich hoffte dass Gott es heilte und<br />

pur çó jeǘnówe é pluróue<br />

daher (ich)-fastete und weinte<br />

(qlr 80: 2 Sam 12, 22)<br />

(c) É quant passéé fud la plainte, David la mandad, si la prist a femme<br />

und als vorbei war die Klage David sie holen-ließ und sie nahm zur Frau<br />

(qlr 78: 2 Sam 11,27)<br />

Ein weiterer deutlicher struktureller Unterschied zwischen dem altfranzösischen Text und<br />

den beiden germanischen Texten besteht darin, dass die V>2-Stellung nicht auf Sätze mit<br />

satzeinleitendem Nebensatz beschränkt ist, sondern in sehr unterschiedlichen Kontexten zu<br />

beobachten ist. Hierbei ist auffallend, dass in den meisten dieser Fälle das Subjekt nicht<br />

invertiert ist.<br />

Der Vergleich des altfranzösischen Textes mit den isländischen und germanischen Texten<br />

macht somit eine Reihe von quantitativen und strukturellen Unterschieden hinsichtlich<br />

der Stellung des finiten Verbs deutlich. Der altfranzösische Text enthält zwar typische Belege<br />

für die Verb-Zweit-Stellung und liefert somit offenbar Evidenz für die Existenz der<br />

strengen Verb-Zweit-Stellungseigenschaft im Altfranzösischen. Allerdings sind diese Belege<br />

wesentlich weniger häufig als in den beiden germanischen Texten. Gleichzeitig weist der<br />

altfranzösische Text zahlreiche Sätze mit einer V>2-Stellung auf, die in dieser Form nicht<br />

in den germanischen Sprachen anzutreffen sind und gegen die Annahme der strengen Verb-<br />

Zweit-Stellungseigenschaft im Altfranzösischen sprechen. Die Frage, die im folgenden<br />

Abschnitt kurz erörtert werden soll, ist die, ob solche scheinbar sich widersprechenden<br />

Evidenzen bzgl. der Existenz der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft auch in den eingebetteten<br />

Nebensätzen des hier untersuchten altfranzösischen Textes zu beobachten sind.<br />

5.2.2 Verb-Zweit-Stellungseffekte in altfranzösischen Nebensätzen<br />

Zur Überprüfung dieser Frage bietet sich die Möglichkeit, den altfranzösischen mit dem isländischen<br />

Text zu vergleichen, da das Isländische über die Eigenschaft der eingebetteten<br />

Verb-Zweit-Stellung verfügt und gleichzeitig – ebenso wie das Altfranzösische – eine zugrunde<br />

liegende SVO-Stellung besitzt. Die Ergebnisse der Auswertung aller konjunktional<br />

eingeleiteten deklarativen Nebensätze mit realisiertem Subjekt sind in der folgenden Tabelle<br />

aufgeführt:

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