Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
143<br />
dem Nebensatz koreferenten Adverbs in die präverbale Position. Die entsprechenden altfranzösischen<br />
Sätze hingegen enthalten kein solches Adverb, sondern stattdessen erscheint<br />
– abgesehen von einer Ausnahme (cf. (9)(b)) – das Subjekt in präverbaler Position, d.h.<br />
unmittelbar hinter dem Nebensatz:<br />
(16) afr. (a) Mais puis que il out set anz passed, la mere áturnad un<br />
aber nachdem dass es war sieben Jahre vergangen die Mutter bereitete ein<br />
bel present de flur, de sa pecunie é de sun vin<br />
schönes Geschenk aus Blumen von ihrem Geld und von ihrem Wein<br />
é menad l' enfant jesque en Sylo<br />
und führte das Kind bis nach Schilo<br />
(qlr 6: 1 Sam 1,24)<br />
(b) Tant cume li enfes vesquid, jó esperóue que Deu le guaresist é<br />
solange wie das Kind lebte ich hoffte dass Gott es heilte und<br />
pur çó jeǘnówe é pluróue<br />
daher (ich)-fastete und weinte<br />
(qlr 80: 2 Sam 12, 22)<br />
(c) É quant passéé fud la plainte, David la mandad, si la prist a femme<br />
und als vorbei war die Klage David sie holen-ließ und sie nahm zur Frau<br />
(qlr 78: 2 Sam 11,27)<br />
Ein weiterer deutlicher struktureller Unterschied zwischen dem altfranzösischen Text und<br />
den beiden germanischen Texten besteht darin, dass die V>2-Stellung nicht auf Sätze mit<br />
satzeinleitendem Nebensatz beschränkt ist, sondern in sehr unterschiedlichen Kontexten zu<br />
beobachten ist. Hierbei ist auffallend, dass in den meisten dieser Fälle das Subjekt nicht<br />
invertiert ist.<br />
Der Vergleich des altfranzösischen Textes mit den isländischen und germanischen Texten<br />
macht somit eine Reihe von quantitativen und strukturellen Unterschieden hinsichtlich<br />
der Stellung des finiten Verbs deutlich. Der altfranzösische Text enthält zwar typische Belege<br />
für die Verb-Zweit-Stellung und liefert somit offenbar Evidenz für die Existenz der<br />
strengen Verb-Zweit-Stellungseigenschaft im Altfranzösischen. Allerdings sind diese Belege<br />
wesentlich weniger häufig als in den beiden germanischen Texten. Gleichzeitig weist der<br />
altfranzösische Text zahlreiche Sätze mit einer V>2-Stellung auf, die in dieser Form nicht<br />
in den germanischen Sprachen anzutreffen sind und gegen die Annahme der strengen Verb-<br />
Zweit-Stellungseigenschaft im Altfranzösischen sprechen. Die Frage, die im folgenden<br />
Abschnitt kurz erörtert werden soll, ist die, ob solche scheinbar sich widersprechenden<br />
Evidenzen bzgl. der Existenz der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft auch in den eingebetteten<br />
Nebensätzen des hier untersuchten altfranzösischen Textes zu beobachten sind.<br />
5.2.2 Verb-Zweit-Stellungseffekte in altfranzösischen Nebensätzen<br />
Zur Überprüfung dieser Frage bietet sich die Möglichkeit, den altfranzösischen mit dem isländischen<br />
Text zu vergleichen, da das Isländische über die Eigenschaft der eingebetteten<br />
Verb-Zweit-Stellung verfügt und gleichzeitig – ebenso wie das Altfranzösische – eine zugrunde<br />
liegende SVO-Stellung besitzt. Die Ergebnisse der Auswertung aller konjunktional<br />
eingeleiteten deklarativen Nebensätze mit realisiertem Subjekt sind in der folgenden Tabelle<br />
aufgeführt: