20.07.2013 Aufrufe

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

8<br />

grifflichkeiten aufgebaut sind. Auf dieser Annahme basiert bekanntlich die generative<br />

Grammatiktheorie, deren Ziel es ist, dieses autonome System der menschlichen Sprache zu<br />

beschreiben und dessen Regularitäten zu erfassen. Es darf vermutet werden, dass die rein<br />

syntaktisch motivierten Regeln der Verb-Zweit-Stellung ein Bestandteil dieses Systems<br />

sind (Fanselow / Felix 1987:71f.). Daher sollte zu erwarten sein, dass die generative Grammatiktheorie<br />

eine angemessene Grundlage für die Untersuchung des Verb-Zweit-Stellungsphänomens<br />

und dessen historische Entwicklung liefert.<br />

Hinter der Entscheidung für diese Grammatiktheorie steht zunächst natürlich auch die<br />

Überzeugung, dass eine solche Untersuchung nur dann zu angemessenen und aussagekräftigen<br />

Ergebnissen gelangen kann, wenn sie in eine Theorie eingebettet ist, die über ein fundiertes<br />

und detailliert ausgearbeitetes Grammatikmodell zur Beschreibung menschlicher<br />

Sprachen und darüber hinausgehend über ein umfangreiches Forschungsprogramm zur Klärung<br />

weiter reichender Fragen über die menschliche Sprachfähigkeit verfügt. Beide Voraussetzungen<br />

sind meiner Überzeugung nach in der generativen Grammatiktheorie erfüllt. Sie<br />

legt als kognitionswissenschaftlich zu verstehender Ansatz für alle Erklärungsversuche und<br />

deren Bewertungen einen spezifischen Rahmen fest, nämlich insofern als diese mit den derzeit<br />

akzeptierten Hypothesen über die Repräsentation von Sprache, die Modalitäten ihrer<br />

Verarbeitung und ihres Erwerbs vereinbar sein müssen. Betont werden muss, dass der Untersuchungsgegenstand<br />

der generativen Grammatiktheorie die interne, jedem kompetenten<br />

Sprecher internalisierte Sprache (I-Sprache) ist, deren Grammatik ein mental repräsentiertes<br />

System von Regeln und Prinzipien darstellt. Ziel der generativen Grammatiktheorie ist<br />

es, die Strukturen dieser Grammatik zu erfassen und zu beschreiben. Dabei können auch<br />

Beschreibungen verschiedener historischer Zustände einer Sprache geliefert und somit<br />

Aussagen über die Grammatiksysteme von Sprechern einer Sprache zu verschiedenen Zeiten<br />

gemacht werden. Dementsprechend geht es in einer generativen Theorie des Sprachwandels<br />

darum, "Sprachwandel durch die Unterschiede zwischen verschiedenen grammatischen<br />

Regelsystemen zu beschreiben und diese Unterschiede formal zu definieren" (Lenerz<br />

1993:1167), d.h. dahingehend zu betrachten, ob und inwiefern die interne Grammatik der<br />

Sprache Veränderungen erfahren hat.<br />

Die Entscheidung für diese Theorie impliziert nicht, dass sie als die einzige angesehen<br />

wird, die es ermöglichen würde, adäquate Aussagen über den hier behandelten Untersuchungsgegenstand<br />

zu machen. Vielmehr stellt die generative Grammatiktheorie nur eine der<br />

verschiedenen Möglichkeiten der linguistischen Beschreibung dar. Allein auf Grund der<br />

Tatsache, dass bereits vor der Entwicklung der generativen Grammatiktheorie umfangreiche<br />

Studien zur Wortstellung und Wortstellungsentwicklung in den romanischen Sprachen<br />

betrieben worden sind, basiert der weitaus größte Teil dieser Untersuchungen auf nicht<br />

generativen Theorien. Eines der Ziele einer generativen Untersuchung könnte daher darin<br />

gesehen werden, komplementäre Ergebnisse zu diesen nicht generativen Arbeiten zu liefern.<br />

Dies setzt eine gründliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen<br />

voraus. In den bisherigen generativen Arbeiten ist dies allerdings kaum geschehen.<br />

In der Regel werden dort nicht generative Arbeiten nur marginal zur Kenntnis genommen.<br />

Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass die generative Syntaxforschung sehr mit sich<br />

selbst und der internen Theorieentwicklung beschäftigt ist. Die intensive interne Diskussion<br />

hat zur Folge, dass die Theorie eine sehr rasche Entwicklung genommen hat, die durch<br />

mehrere, mitunter sehr radikale Veränderungen geprägt ist und zur Herausbildung verschiedener,<br />

teilweise miteinander konkurrierender Modellansätze geführt hat. Diese Ent-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!