Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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Bemerkenswerterweise ist vielfach für diese beiden Sprachen vorgeschlagen worden, dass<br />
in diesen Konstruktionen die Sätze, in denen das Subjekt in invertierter Position erscheint,<br />
den unmarkierten Fall darstellen (z.B. Terker 1984). Piera (1987:151) und Ambar<br />
(1992:73-86) betonen, dass die präverbale Stellung des Subjekts in diesen Fällen häufig nur<br />
möglich ist, wenn zusätzliche Faktoren gegeben sind (cf. auch Duarte 1987, Costa<br />
1998:Kap.3, Zubizarreta 1999:239). Hierbei kann es sich, wie durch die Kommata angedeutet,<br />
entweder um eine Intonationspause, die Änderung des Tempus (cf. (85)(b)) oder um<br />
die Anfügung einer zusätzlichen Konstituente (cf. (85)(c)) handeln. Mit anderen Worten, es<br />
gibt in spanischen und portugiesischen Deklarativsätzen keine kategorische Anwendung der<br />
Subjekt-Verb-Inversion.<br />
Die gleiche Beobachtung lässt sich auch für das Italienische machen. Auch hier ist die<br />
postverbale Stellung des Subjekts nach einer satzinitial stehenden Präpositionalphrase zwar<br />
möglich, doch keineswegs obligatorisch:<br />
(86) it. (a) In questa stanza dorme Piero.<br />
in diesem Zimmer schläft Piero<br />
(b) In questa stanza Piero dorme.<br />
in diesem Zimmer Piero schläft<br />
(c) In questa stanza Piero dorme molto male.<br />
in diesem Zimmer Piero schläft sehr schlecht<br />
Es kann somit für alle hier betrachteten romanischen Sprachen konstatiert werden, dass in<br />
den Deklarativsätzen Verb-Zweit-Stellungseffekte vor allem dann auftreten, wenn ein Adverbial<br />
oder eine Präpositionalphrase satzinital stehen. Allerdings ist in keinem dieser<br />
Kontexte die Zweitstellung des finiten Verbs obligatorisch, sondern hängt entscheidend von<br />
prosodischen, semantischen oder pragmatischen Faktoren ab. Damit weisen diese Verb-<br />
Zweit-Sätze einen entscheidenden Unterschied zu den Inversionsstrukturen in einer Verb-<br />
Zweit-Sprache auf.<br />
Ein weiterer Unterschied, der schon bei den Interrogativsätzen zu beobachten war, besteht<br />
darin, dass im Falle einer Subjekt-Verb-Inversion dem finiten Verb auch mehr als eine<br />
Konstituente voranstehen kann. Dies belegen die beiden folgenden Beispiele aus dem Französischen<br />
und Spanischen:<br />
(87) fr. Le 22 décembre dernier, dans un hôpital de Nice, mourait<br />
am 22. Dezember vergangenen in einem Krankenhaus von Nizza starb<br />
plus discrètement qu' il n' a vécu André B., dit «Java», qui fut l' un<br />
unauffälliger als er NEG hat gelebt André B. genannt Java der war der eine<br />
des héros du Journal du voleur.<br />
von-den Helden des Journal du voleur<br />
(Fournier 1997:126)<br />
(88) sp. Todas las noches, con Juana sale Pedro de juerga.<br />
alle die Nächte mit Juana geht-aus Pedro zum Vergnügen<br />
(Zubizarreta 1999:245)<br />
Somit kann als Fazit dieser Betrachtungen festgehalten werden, dass massive empirische<br />
Evidenz dagegen spricht, die Inversionskonstruktionen in den Deklarativsätzen der romanischen<br />
Sprachen auf ähnliche Weise zu analysieren wie die in den germanischen Sprachen<br />
zu beobachtenden Verb-Zweit-Stellungseffekte. Trotz einiger oberflächlicher Ähnlichkeiten<br />
ist unverkennbar, dass es sich bei diesen Sätzen mit Subjekt-Verb-Inversion nur um scheinbare<br />
Verb-Zweit-Stellungseffekte handeln kann. Die Subjekt-Verb-Inversion ist weder<br />
obligatorisch noch auf solche Kontexte beschränkt, in denen lediglich eine Konstituente<br />
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