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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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Feststellung. Es fällt nämlich auf, dass drei dieser Sätze im Text unmittelbar aufeinander<br />

folgen:<br />

(18) afr. (a) Li antif Judéu aferment que morz fud li éinznez fiz Fenénne<br />

Die alten Juden bekräftigen dass tot wurde der einzige Sohn Peninnas<br />

(qlr 6: 1 Sam 2,5)<br />

(b) quant néz fúd Samuél ki fud fiz a la bonuréé Ánne<br />

als geboren wurde Samuel der war Sohn von der glücklichen Hanna<br />

(qlr 6: 1 Sam 2,5)<br />

(c) é pois chascun an quant enfant out Anne, perdi alcun Fenénne<br />

und dann jedes Jahr als Kind hatte Hanna verlor eines Peninna<br />

(qlr 6: 1 Sam 2,5)<br />

145<br />

Bei dem Textabschnitt handelt es sich teilweise um einen der erläuternden Kommentare des<br />

Übersetzers zu einer Bibelstelle, die insbesondere in den Anfangskapiteln durch Reime und<br />

Assonanzen gekennzeichnet sind. Dies scheint auch hier der Fall zu sein. Darauf deutet die<br />

satzfinale Stellung der Eigennamen Anne und Fenénne hin, die eine – sehr schwach ausgeprägte<br />

– Assonanz miteinander eingehen. Mit anderen Worten, die in diesen drei aufeinander<br />

folgenden Nebensätzen anzutreffende ungewöhnliche Wortstellung scheint daher zu<br />

resultieren, dass es sich auch hier um eine für die Quatre livre des Reis typische Reimprosastelle<br />

handelt. Das bedeutet, dass diese drei XVS-Nebensätze nicht als eindeutige Evidenz<br />

für eine Verb-Zweit-Stellung im altfranzösischen Nebensatz angesehen werden können.<br />

9<br />

Die isländische Bibel weist demgegenüber zwar wenige, aber eindeutige Belege für dieses<br />

Stellungsmuster auf. Die Daten bestätigen somit die Beobachtung, dass im Isländischen<br />

die Verb-Zweit-Stellungsregel auch im Nebensatz Anwendung findet:<br />

(19) is. (a) ... því að af mínum mikla harmi og trega hefi ég talað hingað til<br />

weil aus meinem großen Kummer und Trauer habe ich gesprochen bis jetzt<br />

(hei 287: 1 Sam 1,16)<br />

(b) ... því að fyrir eigin mátt sigrar enginn<br />

weil aus eigener Kraft siegt niemand<br />

(hei 288: 1 Sam 2,9)<br />

(c) ... meðan verið var að sjóða kjötið<br />

während gewesen war am Kochen das-Fleisch<br />

(hei 289: 1 Sam 2,13)<br />

Der Vergleich der altfranzösischen Nebensätze mit denen des Isländischen bringt somit<br />

deutliche Unterschiede zu Tage. Anders als der isländische Text liefert die altfranzösische<br />

Übersetzung keine Evidenz für die Anwendung der Verb-Zweit-Stellungsregel im Nebensatz.<br />

Vielmehr gibt es klare Evidenzen gegen diese Annahme, so dass auf der Grundlage<br />

der hier vorliegenden Daten davon ausgegangen werden muss, dass das Altfranzösische<br />

nicht als symmetrische Verb-Zweit-Sprache analysiert werden kann. Die Frage, die bislang<br />

unbeantwortet blieb, ist die, ob es auf Grund der hier vorliegenden Daten überhaupt gerechtfertigt<br />

ist, das Altfranzösische als eine Verb-Zweit-Sprache zu analysieren.<br />

9 Dementsprechend muss auch der bereits bei der Besprechung der Matrixsätze erwähnte Verb-<br />

Dritt-Matrixsatz (9)(a) gesondert betrachtet werden, da der eingebettete Satz in (18)(c) dessen Bestandteil<br />

ist.

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