Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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Sa venoison fist a l' ostel porter<br />
sein Wildbret (er)-ließ zu dem Hotel tragen<br />
en mi sa voie a Bertran encontré.<br />
inmitten seines Weges (er)-hat Bertran getroffen<br />
(cha 27-31) (Roberts 1993:95)<br />
Bemerkenswert ist an diesem Textbeispiel, dass alle diejenigen Sätze, in denen ein Nicht-<br />
Subjekt satzinitial steht, kein Subjekt enthalten. Die Beispiele belegen damit zwar den bereits<br />
von Foulet (1928:313) beobachteten "point fondamental de la syntaxe du vieux<br />
français", wonach Null-Subjekte "extremely common in matrix V2 clauses" sind (Roberts<br />
1993:95), sie liefern aber keinen empirischen Beleg für die Existenz der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft<br />
im Altfranzösischen. Das finite Verb erscheint in diesen Sätzen zwar<br />
oberflächlich in der zweiten Position, die Annahme, dass es sich hierbei um die Position<br />
vor dem leeren Subjekt, und zwar um die durch die Verb-Zweit-Stellungsregel geforderte<br />
COMP-Position, handelt, basiert allein auf der theoretischen Annahme, wonach sich das<br />
leere Subjekt in einer postverbalen Position, also in der SpezIP- oder SpezAgrP-Position,<br />
befindet. Allerdings sind die Argumente, die für eine solche Annahme sprechen könnten,<br />
nicht sehr überzeugend, wie bereits Clifford (1973:8) in ihrer Betrachtung früherer Arbeiten<br />
beobachtet:<br />
Not infrequently non-expression of the subject in Old French is equated with inversion, and the arguments<br />
put forward to support the contention that if the subject were present it would be inverted,<br />
are generally unconvincing.<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass die Analysen, die als Erklärung für die Verbstellungsentwicklung<br />
im Französischen geliefert werden, häufig nicht ausreichend durch die empirischen<br />
Daten gestützt sind. Aus diesem Grund ist eine gründliche Betrachtung dieser Daten und<br />
eine Auseinandersetzung mit denjenigen Arbeiten, die vorwiegend empirisch ausgerichtet<br />
sind, eine notwendige Voraussetzung für eine adäquate Analyse dieser Entwicklung.<br />
3.3.1.1 Die Verbstellung in Matrixsätzen<br />
Eines der übereinstimmenden Ergebnisse, das allen hier ausgewerteten Studien entnommen<br />
werden kann, betrifft die Tatsache, dass in deklarativen Matrixsätzen, die ein Verbum<br />
dicendi enthalten und entweder zwischen einer direkten Rede eingefügt sind oder ihr nachstehen,<br />
gesondert betrachtet werden müssen. Für diesen Fall der so genannten "Zwischensätze"<br />
(Diez 1882:1104) (fr. incises) liefern die Studien für alle Epochen fast ausnahmslos<br />
Belege für das Auftreten der Subjekt-Verb-Inversion, und zwar unabhängig davon, ob das<br />
Subjekt nominal oder pronominal ist: 6<br />
6 Die einzige Ausnahme aus dem Altfranzösischen wird von Völcker (1882:8) angeführt. Er vermutet,<br />
dass die präverbale Stellung des Subjekts hier auf das Metrum zurückzuführen ist:<br />
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