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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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Für Weerman (1993:908) weist daher die "ambiguous fact solution" paradoxe Züge auf, da<br />

sie einerseits an der – für die Prinzipien- und Parametertheorie fundamentalen – deterministischen<br />

Auffassung von Spracherwerb festhalten will, andererseits zur Erklärung von<br />

Sprachwandelphänomenen diese Auffassung jedoch aufgibt:<br />

[...] there is something paradoxical in the ambiguous fact[s] solution. On the one hand, the parameter<br />

setting model is an attempt to explain that the children acquire rules of grammar rather uniformly<br />

in a relatively short period. On the other hand, the ambiguous facts now throw a spanner in<br />

these works. In some cases the trigger would not be so very clear. One might expect therefore that<br />

here language acquisition runs less smoothly and that here language learners come to different results,<br />

so that distinct settings of the parameter should coexist in one language environment.<br />

Es dürfte damit auch klar sein, dass die in verschiedenen generativen Analysen vertretene<br />

Annahme, wonach das Mittelfranzösische oder andere frühromanische Sprachen 'optionale'<br />

Verb-Zweit-Sprachen waren, den basalen Annahmen der Parametertheorie grundsätzlich<br />

widerspricht. 3 Wie bereits erwähnt, geht Roberts (1993) sogar von der Möglichkeit aus,<br />

dass einzelne Sprecher des Mittelfranzösischen in der Lage waren, zwischen den beiden<br />

Werten des Verb-Zweit-Parameters zu wechseln. Das heißt, es wird prinzipiell die Möglichkeit<br />

eingeräumt, dass Kinder im Laufe des Spracherwerbs bestimmte Parameter entweder<br />

nicht notwendigerweise festlegen müssen oder auf mehrere Werte gleichzeitig fixieren<br />

können. Dadurch werden jedoch das gesamte theoretische Konzept der Parameter und die<br />

damit verbundenen Generalisierungen und Vorhersagen für den Spracherwerb radikal in<br />

Frage gestellt und die Erklärungskraft der Prinzipien- und Parametertheorie für Prozesse<br />

des Spracherwerbs in entscheidendem Maße geschwächt. Roberts Analyse des Verbstellungswandels<br />

im Französischen, derzufolge zunächst eine Reanalyse einsetzt, die lediglich<br />

optionale Anwendung findet und erst später in einen Parameterwechsel mündet, der zum<br />

endgültigen Verlust der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft führt, erweist sich somit als ein<br />

nicht haltbarer Erklärungsansatz.<br />

Diese Feststellung gilt grundsätzlich für jede generative Analyse, die versucht, den<br />

Wandel von parametrisch festgelegten Eigenschaften – wie beispielsweise der Verb-Zweit-<br />

Stellungseigenschaft – auf die Existenz ambiger Inputdaten und deren quantitative Zunahme<br />

zurückzuführen. Quantitative Veränderungen im erwachsenensprachlichen Input<br />

haben nur dann einen Einfluss auf die Fixierung von Parametern, wenn dadurch eindeutige<br />

Trigger aus dem Input vollkommen verschwinden und gleichzeitig eindeutige Trigger für<br />

3 Dies gilt auch für viele Analysen des Altenglischen, für das häufig auf Grund der dort zu beobachtenden<br />

Verb-Dritt-Stellungen (cf. z.B. Pintzuk 1995, Haeberli 1999, Tappe 2000) angenommen<br />

wird, dass es durch eine optionale Verb-Zweit-Stellungseigenschaft gekennzeichnet war:<br />

"Recall, however, that Old English showed V2 obligatorily only when clauses were introduced by<br />

interrogative or negative phrases; otherwise V2 was just one option, albeit a prevalent one (see<br />

Stockwell 1984 for discussion), unlike in Dutch, German or Norwegian, where V2 is generally<br />

obligatory. This may reflect an important difference in the grammars and thus in what experience<br />

is required to set the relevant parameter." (Lightfoot 1993b:203f.)<br />

Merkwürdigerweise betont Lightfoot (1993b:202) an gleicher Stelle, dass das Englische und Französische<br />

Sprachen sind, "which have lost full V2 properties" (meine Hervorhebung, GAK). Dies<br />

illustriert deutlich die Tatsache, dass viele Versuche, das Altenglische oder das Alt- bzw. Mittelfranzösische<br />

als Sprachen mit einer strengen Verb-Zweit-Stellungseigenschaft zu analysieren, von<br />

Widersprüchen und Ungenauigkeiten geprägt sind.

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