20.07.2013 Aufrufe

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

119<br />

das Fixieren auf einen neuen Parameterwert auftreten. Dies führt zu der Annahme, dass<br />

strukturelle Veränderungen in der Grammatik der Erwachsenensprache eintreten müssen,<br />

damit eine Parameterumsetzung ausgelöst werden kann.<br />

4.1.2.2 Strukturelle Veränderungen in der Erwachsenensprache<br />

In der oben geführten Diskussion der generativen Untersuchungen zum Verbstellungswandel<br />

im Französischen (und in anderen romanischen Sprachen) wurde bereits gezeigt, dass in<br />

den meisten dieser Arbeiten angenommen wird, dass zusätzlich zu quantitativen Veränderungen<br />

auch strukturelle Veränderungen im erwachsenensprachlichen Input eingetreten<br />

sind. In den meisten Fällen wird die Notwendigkeit dieser Veränderungen mit dem Hinweis<br />

darauf begründet, dass die festlandskandinavischen Sprachen ebenso wie das Französische<br />

eine zugrunde liegende SVO-Stellung besitzen, ihre Verb-Zweit-Stellungseigenschaft aber<br />

bislang nicht verloren haben. Somit muss erklärt werden, warum im Französischen die<br />

oberflächliche Ähnlichkeit von SVX-Matrix- und SVX-Nebensätzen zu einer Reanalyse der<br />

Struktur der Matrixsätze geführt hat, während in den festlandskandinavischen Sprachen<br />

eine solche Reanalyse bislang nicht eingetreten ist.<br />

Roberts (1993:144-153) führt hierfür zwei strukturelle Veränderungen an, die seiner Ansicht<br />

nach zu einer Reanalyse geführt haben und für die spätere endgültige Aufgabe der<br />

Verb-Zweit-Stellungseigenschaft im Französischen ausschlaggebend waren. Er stützt sich<br />

hierbei auf zwei Beobachtungen hinsichtlich des zunehmenden Auftretens von Sätzen mit<br />

einer Verb-Dritt-Stellung im Mittelfranzösischen im Vergleich zum Altfranzösischen. Die<br />

erste Beobachtung betrifft Sätze mit initialem Adverbien. Unter Berufung auf Vance (1989)<br />

konstatiert er, dass diese Adverbien in zunehmend häufigerem Maße unmittelbar vor dem<br />

Subjekt stehen. Das Bemerkenswerte ist für Roberts dabei vor allem, dass die daraus resultierende<br />

Drittstellung des finiten Verbs auch nach solchen Adverbien zu beobachten ist,<br />

nach denen im Altfranzösischen noch die Verb-Zweit-Stellung die Regel war:<br />

(3) afr. (a) lors oïrent il venir un escroiz de tonoire<br />

dann hörten sie kommen einen Donnerschlag<br />

(que 15,8-9) (Vance 1989:2 u. 159, Roberts 1993:147)<br />

(b) jamais n' ert si vailant<br />

nie NEG (er)-war so wertvoll<br />

(ale 2c) (Roberts 1993:147)<br />

(4) mfr. (a) Lors la royne fist Saintré appeller<br />

dann die Königin ließ Saintré rufen<br />

(jds, 140,14) (Vance 1989:158, Roberts 1993:146)<br />

(b) Et jamés une jeune femme ne seroit si jaleuse<br />

und nie eine junge Frau NEG wäre so eifersüchtig<br />

(qjm 14,129-130) (Roberts 1993:146)<br />

Die Annahme von Roberts (1993:148) besteht darin, dass der Status dieser Adverbien im<br />

Mittelfranzösischen eine Änderung erfahren hat. Er nimmt an, dass die Erwachsenen dazu<br />

übergehen, diesen Adverbien einen ähnlichen Status wie der deutschen Konjunktion denn<br />

zuzuordnen, die nur in Verbindung mit einer Verb-Dritt-Stellung auftreten kann. Roberts<br />

lässt allerdings offen, wie und aus welchen Gründen dieser Wandel eingetreten ist. Unklar<br />

ist auch, auf welche Weise dieser Wandel zu einer Veränderung der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft<br />

des Französischen führt. Seiner Argumentation zufolge deutet das zunehmende

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!