Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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das Fixieren auf einen neuen Parameterwert auftreten. Dies führt zu der Annahme, dass<br />
strukturelle Veränderungen in der Grammatik der Erwachsenensprache eintreten müssen,<br />
damit eine Parameterumsetzung ausgelöst werden kann.<br />
4.1.2.2 Strukturelle Veränderungen in der Erwachsenensprache<br />
In der oben geführten Diskussion der generativen Untersuchungen zum Verbstellungswandel<br />
im Französischen (und in anderen romanischen Sprachen) wurde bereits gezeigt, dass in<br />
den meisten dieser Arbeiten angenommen wird, dass zusätzlich zu quantitativen Veränderungen<br />
auch strukturelle Veränderungen im erwachsenensprachlichen Input eingetreten<br />
sind. In den meisten Fällen wird die Notwendigkeit dieser Veränderungen mit dem Hinweis<br />
darauf begründet, dass die festlandskandinavischen Sprachen ebenso wie das Französische<br />
eine zugrunde liegende SVO-Stellung besitzen, ihre Verb-Zweit-Stellungseigenschaft aber<br />
bislang nicht verloren haben. Somit muss erklärt werden, warum im Französischen die<br />
oberflächliche Ähnlichkeit von SVX-Matrix- und SVX-Nebensätzen zu einer Reanalyse der<br />
Struktur der Matrixsätze geführt hat, während in den festlandskandinavischen Sprachen<br />
eine solche Reanalyse bislang nicht eingetreten ist.<br />
Roberts (1993:144-153) führt hierfür zwei strukturelle Veränderungen an, die seiner Ansicht<br />
nach zu einer Reanalyse geführt haben und für die spätere endgültige Aufgabe der<br />
Verb-Zweit-Stellungseigenschaft im Französischen ausschlaggebend waren. Er stützt sich<br />
hierbei auf zwei Beobachtungen hinsichtlich des zunehmenden Auftretens von Sätzen mit<br />
einer Verb-Dritt-Stellung im Mittelfranzösischen im Vergleich zum Altfranzösischen. Die<br />
erste Beobachtung betrifft Sätze mit initialem Adverbien. Unter Berufung auf Vance (1989)<br />
konstatiert er, dass diese Adverbien in zunehmend häufigerem Maße unmittelbar vor dem<br />
Subjekt stehen. Das Bemerkenswerte ist für Roberts dabei vor allem, dass die daraus resultierende<br />
Drittstellung des finiten Verbs auch nach solchen Adverbien zu beobachten ist,<br />
nach denen im Altfranzösischen noch die Verb-Zweit-Stellung die Regel war:<br />
(3) afr. (a) lors oïrent il venir un escroiz de tonoire<br />
dann hörten sie kommen einen Donnerschlag<br />
(que 15,8-9) (Vance 1989:2 u. 159, Roberts 1993:147)<br />
(b) jamais n' ert si vailant<br />
nie NEG (er)-war so wertvoll<br />
(ale 2c) (Roberts 1993:147)<br />
(4) mfr. (a) Lors la royne fist Saintré appeller<br />
dann die Königin ließ Saintré rufen<br />
(jds, 140,14) (Vance 1989:158, Roberts 1993:146)<br />
(b) Et jamés une jeune femme ne seroit si jaleuse<br />
und nie eine junge Frau NEG wäre so eifersüchtig<br />
(qjm 14,129-130) (Roberts 1993:146)<br />
Die Annahme von Roberts (1993:148) besteht darin, dass der Status dieser Adverbien im<br />
Mittelfranzösischen eine Änderung erfahren hat. Er nimmt an, dass die Erwachsenen dazu<br />
übergehen, diesen Adverbien einen ähnlichen Status wie der deutschen Konjunktion denn<br />
zuzuordnen, die nur in Verbindung mit einer Verb-Dritt-Stellung auftreten kann. Roberts<br />
lässt allerdings offen, wie und aus welchen Gründen dieser Wandel eingetreten ist. Unklar<br />
ist auch, auf welche Weise dieser Wandel zu einer Veränderung der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft<br />
des Französischen führt. Seiner Argumentation zufolge deutet das zunehmende