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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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Der Unterschied zu den germanischen Sprachen besteht somit darin, dass im Altfranzösischen<br />

das Subjekt nicht notwendigerweise mindestens nach SpezIP angehoben werden<br />

muss, sondern in der VP verbleiben kann (Vance 1997:98f.). 33 Vance (1995:181) vermutet<br />

allerdings, dass die Strukturen in (45) bereits im Altfranzösischen sehr unstabil waren. Sie<br />

führt das unter anderem darauf zurück, dass auch in altfranzösischen Nebensätzen die Freie<br />

Inversion möglich war:<br />

(46) afr. ... quant vint par la volenté Nostre Seignor Calogrenant, uns chevaliers<br />

als kam durch den Willen unseres Herrn Calogrenant ein Ritter<br />

de la meson le roi Artus ...<br />

aus dem Haus des Königs Artus<br />

(que 190,27ff.) (Vance 1995:176)<br />

Als ausschlaggebend für die Instabilität der Strukturen in (45) sieht Vance die Tatsache an,<br />

dass auch in einigen wenigen Nebensätzen des (späten) Altfranzösischen die satzinitiale<br />

Position durch ein Nicht-Subjekt besetzt sein konnte. Dies liefert ihrer Ansicht nach Evidenz<br />

dafür, dass im Altfranzösischen nicht nur die SpezCP-, sondern auch die SpecIP-Position<br />

als A'-Position fungierte:<br />

(47) afr. ... si dist que molt ert liez quant en si haute bonté et en<br />

so (er)-sagte dass sehr sein-wird glücklich wenn in so hoher Güte und in<br />

si haute chevalerie seroit fichiee la bosne de son lignage<br />

so hoher Ritterlichkeit wäre gefestigt das Ende von seinem Geschlecht<br />

(que 221,15f.) (Vance 1995:181)<br />

Vance (1995:181) schließt daher aus dieser Beobachtung, dass "at least some speakers of<br />

late O[ld] F[rench]" Sätze wie (44) mit einer IP- statt mit einer CP-Struktur interpretiert<br />

haben, d.h. diesen Sätzen eine der folgenden Strukturen zugewiesen haben:<br />

(48) (a) [IP XP [I' V [VP ...] Subj.]]<br />

(b) [IP XP [I' V [VP ...[NP Subj.]]]]<br />

Konstruktionen mit Freier Inversion und einer satzinitialen Konstituente sind demnach im<br />

Alt- und Mittelfranzösischen strukturell ambig. Damit bilden für Vance (1995:191) diese<br />

Konstruktionen den entscheidenden Satztyp, der für den Verlust der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft<br />

verantwortlich ist:<br />

The crucial clause-type is CV(X)Sn, a hybrid 'verb second free inversion' construction, which is<br />

consistent with both a grammar in which obligatory V-to-C applies and with one in which it does<br />

not.<br />

Vances Annahme besteht darin, dass Sätze mit dieser Wortstellung ab dem frühen Mittelfranzösischen<br />

in zunehmendem Maße als IP-Struktur, d.h. ohne V-nach-COMP-Bewegung,<br />

gebildet wurden. Evidenz hierfür sieht Vance (1995:186) in der von ihr in mehreren Texten<br />

33 Vance (1997:86) weist darauf hin, dass auch in einigen germanischen Sprachen das postverbale<br />

Subjekt getrennt vom Verb auftreten kann. Allerdings befindet sich das Subjekt in diesen Fällen in<br />

der SpezIP-Position, an die die zwischen Verb und Subjekt auftretende Konstituente adjungiert<br />

worden ist (cf. Vikner 1995:106):<br />

(i) dt. [CP Morgen [c' wirdi [IP nach drei Wochen Urlaub [IP sein Freund ti [VP zurückkommen]]]]]<br />

(ii) sw. [CP De här bökerna [c' villi [IP trots allt [IP Johan ti [VP läsa]]]]]<br />

diese hier Bücher will trotz allem Johan lesen

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