Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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ist. Die entscheidende Beobachtung hierbei ist die, dass die wh-Phrase auch dann in situ<br />
verbleiben kann, wenn es sich nicht um eine Echo-Frage handelt: 23<br />
(56) fr. Paul est parti à quelle heure?<br />
Paul ist gegangen um wieviel Uhr<br />
Rizzi postuliert auch für diesen Satz, dass INFL keine [+wh]-Merkmale trägt. Dies hat zur<br />
Folge, dass es auf der S-Struktur zu keiner Verletzung des wh-Kriteriums kommt, da das in<br />
situ stehende wh-Element nicht als wh-Operator fungiert (cf. Fußnote 20). Zur Erfüllung<br />
des wh-Kriteriums muss es daher erst auf der LF-Ebene kommen, wenn die wh-Phrase nach<br />
SpezCP angehoben wird. Dies geschieht dadurch, dass der wh-Operator mittels Dynamischer<br />
Kongruenz das [+wh]-Merkmal an den Kopf der CP zuweist.<br />
Es dürfte klar sein, dass Rizzis Analyse durch diese zusätzlichen Annahmen sehr stark<br />
an Erklärungsadäquatheit verliert (cf. auch Hulk 1993, Kaiser 1996, 1998). Zum einen ist<br />
die Annahme, dass in Sätzen, in denen das wh-Kriterium durch Dynamische Kongruenz<br />
erfüllt wird, INFL nicht mit dem Merkmal [+wh] markiert ist, vollkommen ad hoc. Zum<br />
anderen bleibt auf Grund der Einführung des zusätzlichen Mechanismus der Dynamischen<br />
Kongruenz nun wieder völlig offen, wie in Sätzen mit einer Subjekt-Verb-Inversion, wie in<br />
(45)(c) und (48)(a), die Verb-Anhebung erklärt werden kann. Prinzipiell besteht nämlich<br />
nun keine Notwendigkeit mehr dazu, da die Möglichkeit gegeben ist, das wh-Kriterium<br />
auch ohne Verb-nach-COMP-Bewegung zu erfüllen:<br />
In other words, by assuming the existence of Dynamic Agreement a redundancy has been introduced<br />
into the theory, for in sentences such as [(48)(a)] the wh-criterion may now be satisfied<br />
either by finite verb movement to C (V2) or by Dynamic Agreement. (Hulk 1993:129)<br />
Eine Möglichkeit, diese Redundanz aufzulösen, könnte darin bestehen, dass eine klare<br />
Unterscheidung zwischen dem Standardfranzösischen (français soutenu) einerseits und<br />
dem umgangssprachlichen Französischen gezogen wird (Kaiser 1996, 1998). Obwohl eine<br />
solche Einteilung stark vereinfachend ist, bestätigen zahlreiche soziolinguistische Untersuchungen,<br />
dass insbesondere hinsichtlich der Inversion in den französischen Interrogativsätzen<br />
ein deutlicher Unterschied zwischen dem Standardfranzösischen und den umgangssprachlichen<br />
Varietäten besteht. Abgesehen von einigen festen Redewendungen, wie z.B.<br />
vois-tu oder penses-tu, liefern diese Studien nur wenige Belege für invertierte Interrogativsätze<br />
in der Umgangssprache (cf. z.B. Behnstedt 1973, Ashby 1977, Coveney 1990). Im<br />
Standardfranzösischen hingegen ist die Subjekt-Verb-Inversion in allen wh-Interrogativkontexten<br />
obligatorisch – ausgenommen in den periphrastischen Fragesätzen, die die Fragepartikel<br />
est-ce que enthalten (Blinkenberg 1928:145, Renchon 1969). Mit anderen Worten,<br />
die Beispielsätze in (54)(a)-(b) gehören einer anderen Varietät an als die Beispielsätze<br />
in (54)(c)-(d).<br />
23 Im Standardspanischen und Standarditalienischen ist das Verbleiben der wh-Phrase in situ i.d.R.<br />
nur in Echo-Fragen möglich (cf. Hernanz / Brucart 1987:100 für das Spanische, Poletto 1993:247,<br />
Fn.3 für das Italienische). In regionalen Varietäten gilt diese Beschränkung allerdings nicht (cf.<br />
Poletto 1993:236ff. für das Venezianische). Im Portugiesischen, insbesondere im brasilianischen<br />
Portugiesischen, sind wh-in-situ-Fragen regelmäßig als Nicht-Echo-Fragen möglich (cf. Mateus /<br />
Brito / Duarte / Faria 1989:244 bzw. Kato 1987 und Rossi 1993).