Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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28<br />
(1992:20f.) könnte die Besonderheit dieser Sätze darin liegen, dass in diesen Fällen der<br />
Komplementierer einen semantischen Gehalt hat. Ein solcher Komplementierer müsste, so<br />
die Annahme, den Selektionsbeschränkungen des Matrixverbs genügen, die auf der Ebene<br />
der Logischen Form überprüft werden. Folglich könnte der Komplementierer nicht auf<br />
dieser Ebene getilgt werden, wodurch wiederum die Lizensierung einer niedrigeren CP<br />
verhindert würde. Weitgehend ungeklärt bleibt bei dieser Analyse allerdings die Frage,<br />
warum negierte Verben und Nicht-Brückenverben einerseits eine gemeinsame Klasse bilden<br />
und warum anderseits die Komplementierer von affirmativen Matrixverben keinen<br />
bzw. einen anderen semantischen Gehalt haben sollten. 15<br />
Auch wenn die genauen Restriktionsbeschränkungen für die CP-Rekursion daher sicherlich<br />
noch exakt(er) formuliert werden müssen, besteht der entscheidende Vorteil der Analyse<br />
von Iatridou / Kroch (1992) darin, dass eine Beschränkung für eine generelle CP-Rekursion<br />
formuliert wird. Sie ist vor allem deshalb notwendig, um der strengen Verb-Zweit-<br />
Eigenschaft aller bisher betrachteten Verb-Zweit-Sprachen gerecht zu werden und damit<br />
der Tatsache, dass in den Matrixsätzen dieser Sprachen die Verb-Dritt-Stellung grundsätzlich<br />
nicht möglich ist. Die Ungrammatikalität der deutschen Sätze in (27) kann somit durch<br />
die Annahme erfasst werden, dass eine CP-Rekursion ausgeschlossen ist (Schwartz /<br />
Vikner 1996:13):<br />
(27) dt. (a) *[CP Letzte Woche [CP ein Buch hat [IP Peter [VP tatsächlich gelesen]]]]<br />
(b) *[CP Letzte Woche [CP Peter hat [IP [VP tatsächlich ein Buch gelesen]]]]<br />
Wie die Sätze in (28) zeigen, unterliegt hingegen die Adjunktion an eine IP nicht dieser Beschränkung<br />
(Schwartz / Vikner 1996:12): 16<br />
(28) dt. (a) Ich weiß, [CP dass [IP letzte Woche [IP Peter [VP tatsächlich ein Buch gelesen hat]]]]<br />
(b) [CP Hat [IP letzte Woche [IP Peter [VP tatsächlich ein Buch gelesen]]]]?<br />
(c) [CP Dieses Buch [C' hat [IP letzte Woche [IP Peter [VP tatsächlich gelesen]]]]]<br />
Im Deutschen beispielsweise ist eine CP-Rekursion nur in ganz wenigen, sehr markierten<br />
und deutlich abgegrenzten Kontexten erlaubt. Sie muss für Sätze wie (29) angenommen<br />
werden, in denen dem eigentlichen Satz eine satzeinleitende Phrase voransteht, die mit<br />
einer unmittelbar vor dem finiten Verb stehenden Konstituente koindiziert ist. Bei einer<br />
15 Empirische Evidenz für eine Unterscheidung zwischen 'affirmativen' und 'negativen' Komplementierern<br />
liefern nach Ansicht von Iatridou / Kroch (1992:18) Sprachen, in denen dieser Unterschied<br />
lexikalisch zum Ausdruck kommt. Dies ist beispielsweise im Baskischen der Fall (cf. Laka<br />
1994:129ff.):<br />
(i) bk. (a) Jonek uste du Mirenek Peru ikusi duela.<br />
Jon glauben AUX Miren Peru gesehen hat<br />
'Jon glaubt, dass Miren Peru gesehen hat'<br />
(b) Jonek ez du uste Mirenek Peru ikusi duenik.<br />
Jon nicht AUX glauben Miren Peru gesehen hat<br />
'Jon glaubt nicht, dass Miren Peru gesehen hat'<br />
Diese Analyse von Iatridou / Kroch (1992) impliziert, dass Nicht-Brückenverben als negative<br />
Verben interpretiert werden müssen.<br />
16 Dies gilt zumindest für Sätze mit nominalem Subjekt. Vikner (1995:103f.) weist darauf hin, dass<br />
eine Adjunktion an IP dann ausgeschlossen ist, wenn das Subjekt pronominal ist:<br />
(i) dt. *[CP Dieses Buchj [C' hati [IP gestern [IP er tj gelesen ti]]]]