Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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160<br />
(d) E quando a lançarom fóra os sergentes de Amon deitou ela cijnza<br />
und als sie warfen hinaus die Diener von Amnon warf sie Asche<br />
sobre sua cabeça<br />
über ihren Kopf<br />
(bmp 241: 2 Sam 13,19)<br />
Bemerkenswert ist, dass sich der altportugiesische Text noch hinsichtlich einer weiteren<br />
Besonderheit von den übrigen iberoromanischen Texten unterscheidet. Mit Ausnahme des<br />
altportugiesischen Textes weisen nämlich alle iberoromanischen Bibelübersetzungen V>2-<br />
Sätze auf, die durch einen Nebensatz eingeleitet sind, ohne dass dieser durch ein Adverbial<br />
wieder aufgenommen wird (cf. die (c)-Beispiele in (43) und in (45)-(46)). Auch hier zeigt<br />
sich wieder eine Parallelität zu den französischen Bibelübersetzungen. Die Tatsache, dass<br />
es im altportugiesischen Text keinen Beleg für dieses Wortstellungsmuster gibt, hängt<br />
möglicherweise mit dem sehr einfachen Erzählstil dieses Textes zusammen. Wichtig ist die<br />
Beobachtung, dass es sich hierbei nicht um eine typische Besonderheit des Altportugiesischen<br />
handelt. Dies bestätigt ein Blick auf andere altportugiesische Texte. So finden sich<br />
beispielsweise in der Heiligenlegende A Vida da Eufrosina aus dem 14. Jhdt. zahlreiche Belege<br />
für die präverbale Stellung des Subjekts nach satzeinleitendem Nebensatz:<br />
(51) apg. (a) Quando Paunuçio dizia estas cousas e outras taaes, todos aquelles<br />
als Paunuçio sagte diese Sachen und andere solche alle diejenigen<br />
que hy estavõ fazyam planto<br />
die dort waren machten Wehklagen<br />
(euf 362)<br />
(b) Sse me ffor perao moesteyro de molheres, meu padre<br />
wenn mich begeben-würde zu-einem Kloster von Frauen mein Vater<br />
catar me ha<br />
suchen mich wird<br />
(euf 360)<br />
Die Existenz solcher Sätze belegt, dass sich das Altportugiesische nicht grundsätzlich anders<br />
verhält, was die Satzstellung in nebensatzeingeleiteten Sätzen betrifft. Insgesamt bestätigen<br />
vielmehr die Daten der hier untersuchten iberoromanischen Bibelübersetzungen die<br />
vielfach gemachte Beobachtung, wonach weder das Spanische noch das Portugiesische jemals<br />
'perfekte' Verb-Zweit-Sprachen gewesen sind (Fontana 1997, Ribeiro 1995). Beide<br />
Sprachen weisen – sowohl in ihren frühen als auch in ihren modernen Varietäten – zwar<br />
einige der für Verb-Zweit-Sprachen typischen Wortstellungsmuster auf, erlauben aber<br />
gleichzeitig die Bildung von Sätzen, die in diesen Sprachen grundsätzlich ausgeschlossen<br />
sind. Mit anderen Worten, beide Sprachen müssen daher als Sprachen analysiert werden, in<br />
denen der Verb-Zweit-Parameter auf den Wert '-V2' festgelegt ist. Ebenso wie für das<br />
Französische kann angenommen werden, dass für die Festlegung auf diesen Wert<br />
nebensatzeingeleitete Sätze ausschlaggebend sind. Die Bildung solcher Sätze ist zwar in<br />
diesen Sprachen – anders als in den hier untersuchten Daten des Französischen zu<br />
beobachten ist – unter bestimmten Bedingungen auch mit einer Verb-Zweit-Stellung<br />
möglich. Gleichzeitig kann in diesen Sätzen aber auch das finite Verb in der Dritt-Position<br />
auftreten, und zwar ohne dass die zweite Position notwendigerweise durch ein mit dem<br />
Nebensatz koindiziertes Adverbial besetzt ist. Folglich kann diese Art von V>2-Sätzen als<br />
eindeutige Triggerevidenz für die Festlegung des Verb-Zweit-Parameters auf den Wert<br />
'-V2' fungieren.