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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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Die dritte Gruppe der V>2-Sätze, die in den nicht gereimten Stellen des untersuchten<br />

Korpus anzutreffen sind, ist dadurch gekennzeichnet, dass das Subjekt postverbal auftritt<br />

und dem Verb zwei Konstituenten voranstehen. Hiervon gibt es insgesamt drei Belege:<br />

(9) afr. (a) é pois chascun an quant enfant out Anne, perdi alcun Fenénne<br />

und dann jedes Jahr wenn Kind hatte Hanna verlor eines Peninna<br />

(qlr 6: 1 Sam 2,5)<br />

(b) Quant la chambre fud delívre: 'Or en vien', fist se il<br />

als das Zimmer war frei nun her komm machte REFL er<br />

(qlr 81: 2 Sam 13,9-10)<br />

(c) Mais nepuroc tant le esforchad Absalon<br />

aber trotzdem sehr ihn drängte Abschalom<br />

(qlr 82: 2 Sam 13,27)<br />

Auch diese Sätze stellen Belege gegen eine Analyse des Altfranzösischen als eine Verb-<br />

Zweit-Sprache mit einer obligatorischen V-nach-COMP-Anhebung dar. Ebenso wie in den<br />

Sätzen mit einer (X)SXV- bzw. XSV-Stellung wäre eine solche Anhebung in diesen V>2-<br />

Sätzen nur dadurch erklärbar, dass sich die initialen Konstituenten in einer durch CP-Rekursion<br />

adjungierten Position befinden. Dies ist jedoch generell auszuschließen, da es nicht<br />

– anders als in den besonderen Fällen der Verb-Dritt-Sätze etwa des Deutschen – möglich<br />

ist, diese Sätze als spezifische Ausnahmen hinsichtlich der generell gültigen Restriktion<br />

bzgl. der CP-Rekursion zu erfassen. Die hier vorgefundenen V>2-Sätze weisen keine gemeinsamen<br />

Besonderheiten auf, die es erlauben würden, spezifische Bedingungen zu benennen,<br />

unter denen ausnahmsweise eine CP-Rekursion möglich wäre.<br />

Zusammenfassend kann somit konstatiert werden, dass der hier untersuchte altfranzösische<br />

Text mit den 33 gefundenen V>2-Sätzen annähernd eine fast genauso große Anzahl an<br />

Sätzen enthält, die Evidenz gegen eine Verb-Zweit-Analyse liefern, wie an Sätzen, die für<br />

eine solche Analyse sprechen, nämlich den 38 Sätzen, die eine XVS-Wortstellung aufweisen.<br />

Es ist wichtig zu betonen, dass es für beide Konstruktionstypen Beispiele gibt, die auf<br />

Grund von Besonderheiten nicht als eindeutige Belege für die eine oder andere Analyse<br />

dienen können. Dies betrifft bei den V>2-Sätzen das bereits erwähnte Beispiel (6)(a), bei<br />

dem es sich um eine Dislokation handelt. Auch die Sätze (6)(c) und (9)(c) könnten als Spezialfall<br />

angesehen werden, da sie durch das Adverbial neporquant eingeleitet werden, das –<br />

wie bereits in Kapitel 3.3.1.1 gezeigt – dadurch gekennzeichnet zu sein scheint, dass es fast<br />

ausnahmslos die Verb-Dritt-Stellung nach sich zieht. Was die Sätze mit einer XVS-Struktur<br />

betrifft, so wurde ebenfalls in Kapitel 3 gezeigt, dass die so genannten 'Zwischensätze'<br />

einen besonderen Status einnehmen. Sie treten, wie alle empirischen Untersuchungen belegen,<br />

stets und zu allen Epochen im Französischen mit einer Verb-Zweit-Stellung auf. Die<br />

Verb-Zweit-Stellung in Sätzen wie (3)(e) oder (10) erfolgt somit unabhängig von einer<br />

generellen Verb-Zweit-Stellungsregel, so dass diese Sätze keine Evidenz für die mögliche<br />

Existenz der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft im Altfranzösischen liefern:<br />

(10) afr. (a) 'Sire', firent les privez le rei, 'que deit çó?<br />

Herr machten die Diener des Königs was soll das?<br />

(qlr 80: 2 Sam 12,21)<br />

(b) 'Paróle', fist li reis<br />

sprich machte der König<br />

(qlr 83-84: 2 Sam 14,12)

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