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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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eine Konstituente vorangestellt werden kann. Die Stellung des finiten Verbs kann in diesen<br />

Sätzen folglich nicht aus einer Verb-nach-COMP-Bewegung resultieren, da auf Grund der<br />

universal gültigen Beschränkung der CP-Rekursion die Adjunktion einer Konstituente an<br />

die SpezCP-Position generell ausgeschlossen ist. Die in den modernen romanischen Sprachen<br />

zu beobachtenden Verb-Zweit-Effekte sind somit grundsätzlich anders zu beschreiben<br />

als die streng festgelegte Verb-Stellung der Verb-Zweit-Sprachen, da sowohl Auslöser als<br />

auch Landeplatz der Verb-Bewegung unterschiedlicher Natur sind. Die einzige Ausnahme<br />

bilden das Bündnerromanische und einige dolomitenladinische Dialekte, deren deklarative<br />

Matrixsätze durch eine strenge Verb-Zweit-Stellung gekennzeichnet sind.<br />

An diese Feststellungen knüpft die Frage an, inwiefern es gerechtfertigt ist, für die frühromanischen<br />

Sprachen die Existenz einer strengen Verb-Zweit-Stellungseigenschaft anzunehmen.<br />

Diese – in den meisten Analysen der Verbstellungsentwicklung im Französischen<br />

und in anderen romanischen Sprachen vertretene – Annahme basiert auf der Beobachtung,<br />

dass in den Texten frühromanischer Sprachen Verb-Zweit-Effekte, d.h. Sätze mit einer<br />

XVS-Stellung, (wesentlich) häufiger auftreten als in modernen Texten. Diese Beobachtung<br />

findet nur teilweise eine empirische Bestätigung in der hier durchgeführten vergleichenden<br />

Untersuchung von Übersetzungen des alttestamentlichen Buches Samuel, deren prozentuale<br />

Auswertungsergebnisse in der folgenden Tabelle nochmals zusammengestellt sind:<br />

Sprache Text V1 V2 V>2<br />

SV(X) XVS<br />

afr. qlr 11.6 64.9 12.6 10.9<br />

mfr. reg 1.9 62.6 26.8 8.7<br />

nfr. hon 1.9 70.0 3.4 24.7<br />

mar 0.0 80.0 0.8 19.2<br />

caq 0.2 83.8 1.5 14.5<br />

asp. bmr 59.1 28.6 8.9 3.4<br />

nsp. jer 23.3 58.8 8.9 9.0<br />

apg. bmp 42.7 42.2 11.9 3.2<br />

npg. sag 3.8 68.2 2.8 25.2<br />

asur. cue 0.0 73.0 22.8 4.2<br />

nsur. veg 0.0 57.0 40.4 2.6<br />

dt. ein 0.0 68.4 31.0 0.6<br />

is. hei 4.1 62.1 31.3 2.5<br />

Tabelle (13): Prozentualer Anteil der Verbstellungsmuster aller deklarativen Matrixsätze mit realisiertem<br />

Subjekt<br />

Für das Französische und Portugiesische belegen die Daten einen deutlichen Rückgang des<br />

Anteils an XVS-Sätzen, wobei allerdings im Mittelfranzösischen zunächst eine starke Zunahme<br />

dieser Sätze zu konstatieren ist. Im Spanischen bleibt der Anteil an XVS-Sätzen<br />

hingegen gleich, während im Bündnerromanischen ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen<br />

ist. Basierend auf der Annahme, dass der quantitative Anteil an XVS-Sätzen Aufschluss<br />

über die Verb-Zweit-Stellungseigenschaft einer Sprache gibt, müssten diese Ergebnisse<br />

dahingehend interpretiert werden, dass lediglich das Französische und Portugiesische die<br />

Verb-Zweit-Stellungseigenschaft verloren haben. Für das Spanische müsste angenommen<br />

werden, dass es keine Änderungen hinsichtlich der Verbstellung erfahren und somit schon

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