Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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ist dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich zu einem postverbalen Subjektsklitikon ein<br />
präverbales Subjektsnomen auftritt: 26<br />
(58) fr. À quelle heure Paul est-t-il parti?<br />
um wieviel Uhr Paul ist er gegangen<br />
In der Analyse von Rizzi / Roberts (1989) wird diese Konstruktion als ein Sonderfall der<br />
einfachen Subjektsklitik-Inversion behandelt. Beiden Autoren zufolge wird in diesen Konstruktionen<br />
das finite Verb nach COMP angehoben und das – in SpezIP basisgenerierte –<br />
Subjektsklitikon enklitisch in das Verb inkorporiert. Auf diese Weise wird das Subjektsklitikon<br />
mit den Merkmalen des kasuszuweisenden Verbs assoziiert. Dadurch können im Falle<br />
der Komplexen Inversion der – in SpezVP basisgenerierten und in eine an C' adjungierte<br />
Spezifiziererposition angehobenen – Subjekt-NP die notwendigen Kasusmerkmale vom<br />
Verb zugewiesen werden (Rizzi / Roberts 1989:12):<br />
(59) [CP À quelle heurel [C' Paulk [C' [COMP estj-t-ili] [IP ti tj [VP tk parti tl]]]]]?<br />
Eine solche Möglichkeit der C'-Adjunktion ist in theoretischer Hinsicht allerdings sehr problematisch,<br />
da die Adjunktion einer maximalen Projektion generell nur an eine andere maximale<br />
Projektion möglich ist (Chomsky 1986a:6). Rizzi / Roberts (1989:15) versuchen<br />
ihre Analyse zu 'retten', indem sie eine Zusatzbedingung formulieren, die eine derartige<br />
Adjunktionsmöglichkeit ausschließlich auf die Subjekt-NP beschränkt und damit eine<br />
"overgeneration" dieser Adjunktion verhindert.<br />
Ein empirisches Problem der Analyse von Rizzi / Roberts (1989) besteht darin, dass die<br />
Autoren davon ausgehen müssen, dass es sich bei dem postverbalen Subjektsklitikon in<br />
(59) um ein Expletivum handelt. Die Notwendigkeit dieser Annahme ergibt sich für Rizzi /<br />
Roberts (1989:11) dadurch, dass andernfalls zwei Argumenten, der Subjekt-NP und dem<br />
Subjektsklitikon, nur eine θ-Rolle zur Verfügung stünde. Dies hätte eine Verletzung des<br />
θ-Kriteriums zur Folge. Um dies zu vermeiden, postulieren sie, dass das Klitikon einen<br />
Nicht-Argument-Status hat (cf. auch Kayne 1983). Eine solche Annahme scheint jedoch<br />
unvereinbar mit der Tatsache zu sein, dass das postverbale Klitikon eigene Merkmale für<br />
Person, Numerus und Genus trägt (Muller 1984, Kaiser 1992:95, Friedemann 1997:163). 27<br />
26 Für eine umfangreiche empirische Untersuchung dieses Fragetyps cf. Buchmüller (1975).<br />
27 Kayne (1983:128) sieht ein zusätzliches Argument für die Analyse von il in (59) als "a non-argument<br />
agreeing with its predecessor" darin, dass seiner Ansicht nach die Komplexe Inversion mit<br />
Pronomina der 1. und 2. Person ausgeschlossen ist. Er nimmt an, dass diese Pronomina stets Argumentstatus<br />
haben müssen, so dass deren Auftreten in einer Komplexen Inversionskonstruktion<br />
zu einer Verletzung des θ-Kriteriums führen würde. Die Möglichkeit des Auftretens eines Pronomens<br />
der 3. Person in diesen Konstruktionen ist für Kayne folglich nur dadurch erklärbar, dass es<br />
auch einen Nicht-Argument-Status haben kann.<br />
Friedemann (1997:164) weist darauf hin, dass diese Argumentation Kaynes empirisch nicht haltbar<br />
ist, da die Komplexe Inversion mit Pronomina der 1. und 2. Person – wie Kayne<br />
(1983:129,Fn.25) im Übrigen selbst einräumt – durchaus grammatisch ist:<br />
(i) fr. (a) Pourquoi ta femme et toi ne viendriez- vous pas à la fête?<br />
warum deine Frau und du NEG kommen-würdet ihr nicht auf das Fest<br />
(b) Où moi et mes enfants sommes-nous invités?<br />
wo ich und meine Kinder sind wir eingeladen