Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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Auftreten von Adverbien wie lors oder jamais/jamés in Verb-Dritt-Sätzen darauf hin, dass<br />
diese Adverbien nicht mehr in der Lage sind, die Verb-Zweit-Stellung zu triggern (Roberts<br />
1993:146). Das Problem einer solchen Argumentation liegt darin, dass hier stillschweigend<br />
die traditionelle Argumentationsweise übernommen wird, derzufolge in Verb-Zweit-Sprachen<br />
die Verb-Zweit-Stellung bzw. die Subjekt-Verb-Inversion durch ein satzinitial auftretendes<br />
Adverbial oder sonstiges Nicht-Subjekt ausgelöst wird. Im Rahmen des hier ausführlich<br />
diskutierten und von Roberts verwendeten generativen Erklärungsmodells werden<br />
jedoch nicht die Adverbien als Auslöser für diese Stellung angesehen, sondern die Tatsache,<br />
dass das Verb auf Grund parametrisch festgelegter Bedingungen in die Zweit-Position,<br />
d.h. nach COMP, angehoben werden muss. Auf diesen Widerspruch, der in vielen generativen<br />
Verb-Zweit-Analysen anzutreffen ist (z.B. de Bakker 1997:141), macht auch Vance<br />
(1993:283) aufmerksam:<br />
In the terminology of the traditional literature on inversion in Old French, clause-initial adverbs<br />
and preposed constituents from the VP are said to 'trigger' the postposition or omission of the pronoun.<br />
This characterization is a useful descriptive device [...]. It will be noted, however, that under<br />
the analysis just presented, no 'trigger' is necessary for a matrix CP to be formed; rather, V2 languages<br />
are assumed to have a parametrically determined property that requires, in all matrix<br />
clauses, that the verb move to C and the spec CP position be filled.<br />
Das heißt, ausgehend von der Annahme, dass das Altfranzösische eine Verb-Zweit-Sprache<br />
war, können die Sätze in (4) nur so interpretiert werden, dass diese Adverbien im Mittelfranzösischen<br />
einen besonderen Status bekommen haben, der es ihnen erlaubt, in einer an<br />
die CP adjungierten Position aufzutreten. Anders als Roberts annimmt, würde die Verbnach-COMP-Bewegung<br />
– ebenso wie im Fall des von Roberts (1993:145) zitierten deutschen<br />
denn – von dieser Statusänderung unberührt bleiben:<br />
(5) [CP Lors [CP la royne [C' fist [IP Saintré appeller]]]]<br />
(6) [CP Denn [CP Johann [C' hat [IP gestern das Buch gelesen]]]]<br />
Noch problematischer ist die Argumentation, die Roberts hinsichtlich seiner zweiten Beobachtung<br />
bezüglich der Veränderungen im Mittelfranzösischen vorlegt. Diese bestehen<br />
seiner Ansicht nach darin, dass in Texten des Mittelfranzösischen in zunehmendem Maße<br />
Verb-Dritt-Sätze mit vorangestelltem Komplement zu finden sind. Roberts (1993:149) führt<br />
hierzu die beiden folgenden Beispiele an:<br />
(7) mfr. (a) De laquelle plaisant nouvelle tous se prindrent a rire<br />
von dieser erfreulichen Nachricht alle sich anschickten zu lachen<br />
(jds 189,31-32) ( Vance 1989:186, Roberts 1993:149)<br />
(b) le petit Saintré les yeulz de Madame ne cessoient de regarder<br />
den kleinen Saintré die Augen von Madame nicht aufhörten zu betrachten<br />
(jds 55,32-33) ( Vance 1989:186, Roberts 1993:149)<br />
Nach Ansicht von Roberts (1993:149) belegt das zunehmende Auftreten solcher Sätze im<br />
Mittelfranzösischen "further evidence that the V2 constraint did not hold in full force in<br />
Mid[dle]Fr[ench]". Er begründet dies damit, dass Sätze wie (7) auf Grund der Beschränkung<br />
hinsichtlich der CP-Adjunktion in einer Verb-Zweit-Sprache ausgeschlossen sind.<br />
Folglich können seiner Ansicht nach die vorangestellten Komplemente in diesen Sätzen nur