Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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3.3 Verbstellungswandel im Französischen<br />
3.3.1 Deskriptive Ergebnisse<br />
Wie bereits erwähnt, liegt zur Wortstellung des Französischen eine sehr große Anzahl von<br />
Spezialuntersuchungen vor. Bei den meisten Arbeiten, die vor 1957 entstanden sind, handelt<br />
es sich um Dissertationen, in denen vorwiegend synchronisch ein oder mehrere Werke<br />
eines oder mehrerer Autoren oder einer bestimmten Epoche untersucht werden. Dabei lassen<br />
sich, wie die nebenstehende Tabelle (1) veranschaulicht, drei große Zeiträume unterscheiden,<br />
in denen diese Wortstellungsuntersuchungen entstanden sind. 3 Die Tabelle macht<br />
deutlich, dass das letzte Viertel des 19. Jhdts. und der Anfang des 20. Jhdts. in quantitativer<br />
Hinsicht die produktivste Zeit für die Erforschung der Wortstellung im Französischen gewesen<br />
ist. Allerdings sind die meisten Studien aus dieser Zeit für eine heutige Untersuchung<br />
der französischen Wortstellung nur von begrenztem Wert. Bereits Schulze<br />
(1888:158) konstatiert völlig zu Recht, dass es "nun freilich irrig [wäre], zu meinen, dass<br />
das Gebiet der französischen Wortstellung ebenso erfolgreich als häufig untersucht worden<br />
sei":<br />
Die Nachfolger Morfs [(1878)] begnügen sich zum allergrössten Teil damit, die vor ihnen gewonnenen<br />
Resultate mit grösserer oder geringerer Genauigkeit zusammenzustellen und denselben nach<br />
dem Morfschen Schema einige weitere aus einem neuen Denkmal hinzuzufügen. Die Spur einer<br />
kritischen Betrachtung des von den Vorgängern Ermittelten findet sich kaum jemals [...].<br />
Viele dieser Arbeiten enthalten lediglich umfangreiche, oftmals nur sehr knapp kommentierte<br />
Auflistungen von Beispielen für bestimmte Wortstellungsmuster, die mit Beispielsätzen<br />
ergänzt werden, in denen von diesen Mustern abgewichen wird. Die Kriterien zur Klassifizierung<br />
der Beispiele sind nicht einheitlich und sehr häufig nicht explizit formuliert.<br />
Statistische Angaben sind, sofern sie vorhanden sind, kaum brauchbar, da meist unklar ist,<br />
auf welcher Grundlage die gemachten Angaben beruhen. In den meist sehr kurz gehaltenen<br />
Einleitungen wird i.d.R. das untersuchte Textmaterial lediglich knapp vorgestellt und die<br />
verwendete Literatur aufgeführt. Zusammenfassungen der Ergebnisse oder Schlussbemerkungen<br />
fehlen meist völlig oder sind nur sehr knapp. Oft gibt es nicht einmal ein Inhaltsverzeichnis,<br />
so dass es schwer ist, sich einen Überblick über die Analysen und Ergebnisse<br />
3 Diese Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll lediglich als Überblick dienen<br />
und die lange romanistische Tradition der Wortstellungsdebatte dokumentieren. Sie enthält alle<br />
mir bekannten synchronen Untersuchungen zur Wortstellung einzelner oder mehrerer französischer<br />
Werke aus dem angegebenen Zeitraum, d.h. Abhandlungen, in denen die Entwicklung der<br />
französischen Wortstellung über mehrere Epochen hinweg untersucht wird, sind nicht enthalten.<br />
Auf diese Arbeiten wird im Folgenden gesondert eingegangen. Die zahlreichen 'syntaktischen Studien'<br />
oder Abhandlungen zur 'Syntax des Verbums', die insbesondere im 19. Jhdt. angefertigt worden<br />
sind, sind nur dann aufgeführt, wenn sie – was eher selten ist – einen gesonderten Abschnitt<br />
oder Anhang zur Stellung von Satzgliedern enthalten (z.B. Zimmermann 1915:72-76). In aller Regel<br />
behandeln diese Studien nur Phänomene wie Partizipialkongruenz oder Tempora- und Modigebrauch,<br />
d.h. sie beziehen sich auf syntaktische Phänomene "mit Ausschluss der Wortstellung"<br />
(Eder 1889:5).