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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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(c) Et ces parolles m' a compté le roy<br />

und diese Worte mir hat erzählt der König<br />

(com 22,1) (Koopmann 1910:40)<br />

Die meisten Untersuchungen machen deutlich, dass im Laufe der historischen Entwicklung<br />

des Französischen die Inversion in diesen Fällen immer seltener zur Anwendung kommt. Es<br />

wird aber vielfach darauf hingewiesen, dass auch im Altfranzösischen die Inversion hier<br />

keineswegs obligatorisch war, denn die "Gesetze sind in der alten Sprache keineswegs so<br />

genau durchgeführt, dass sie nicht zahlreiche Ausnahmen erlitten hätten" (Krüger 1876:39).<br />

Im frühen Altfranzösischen sind Belege für solche Ausnahmen noch relativ selten und<br />

werden meist auf das Metrum zurückgeführt (Völcker 1882:10, Koopmann 1910:19):<br />

(13) afr. (a) Puis ad escole li bons pedre le mist<br />

dann in-die Schule der gute Vater ihn gab<br />

(ale 7c) (Völcker 1882:10)<br />

(b) lengues nuoves il parlaran<br />

Sprachen neue sie sprechen-werden<br />

(pas 115c) (Völcker 1882:11)<br />

Aber bereits im Rolandslied zeigt sich, dass die Inversion ein "so durchgehendes Gesetz<br />

[...] nicht mehr" ist (Völcker 1882:11). Koopmann (1910:19) stellt fest, dass die 'gerade<br />

Folge' auch ohne metrische Zwänge auftreten kann, insbesondere "bei zusammengesetzten<br />

(präpositionalen) adv. Bestimmungen, die sich leichter als ein selbständiges Ganzes absonderten,<br />

so daß auch der nachfolgende Satz unabhängiger in seiner Wortfolge wurde [...]". In<br />

diesen Fällen wird die Inversion weniger streng durchgeführt als nach anderen einleitenden<br />

Adverbien (Morf 1878:211), sie ist zwar "das Gewöhnliche, aber nicht Regel" (Koopmann<br />

1910:21):<br />

(14) afr. (a) A icest colp cil de France s' escrient<br />

bei diesem Schlag die von Frankreich sich ausrufen<br />

(rol 3365) (Koopmann 1910:22)<br />

(b) A icest mot paien venent avant<br />

bei diesem Wort Heiden kommen hervor<br />

(rol 3379) (Koopmann 1910:22)<br />

Foulet (1928:311f.) weist an Hand zahlreicher Beispiele aus der Queste del Saint Graal<br />

(1220) darauf hin, dass im Zusammenhang mit den Adverbien bzw. adverbialen Verbindungen<br />

neporquant 'trotzdem', neporec 'doch', onques 'nie', certes 'sicherlich' und sanz<br />

faille 'ganz sicher' fast ausschließlich die Nicht-Inversion zu beobachten ist (cf. auch<br />

Moignet 1976:361f, Vance 1997:62, de Bakker 1997:46f.):<br />

(15) afr. (a) Certes vos paroles me plaisent tant<br />

sicherlich eure Worte mir gefallen so sehr<br />

(que 104,12) (Vance 1997:62)<br />

(b) Et neporec il le diroit volentiers<br />

und doch er es sagen-würde gern<br />

(que 66,1) (Foulet 1928:311)<br />

Nach Koopmann (1910:26) bleibt die Inversion in eingeleiteten Matrixsätzen bis ins 15.<br />

Jhdt. hinein "noch immer vorherrschend". Erst ab dem 16. Jhdt. konstatiert er nur noch eine<br />

"ziemlich beschränkte" Anwendung (Koopmann 1910:36). Die historische Entwicklung der<br />

adverbial sowie der durch ein Objekt oder Attribut eingeleiteten Sätze verdeutlicht daher<br />

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