Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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dieser Sprachen. Einer anderen, von Vance (1989, 1995, 1997) vorgeschlagenen Analyse<br />
zufolge, die hier auch betrachtet werden soll, hat der Wandel der französischen Verbstellung<br />
seine Ursache in der Möglichkeit des Französischen, Subjekte 'frei' zu invertieren.<br />
3.3.4.1 Prosodische und rhythmische Faktoren<br />
Bei der Diskussion prosodischer Faktoren wird auch auf frühere traditionelle Analysen zurückgegriffen,<br />
in denen auf verschiedene Veränderungen der prosodischen Verhältnisse im<br />
Französischen hingewiesen wird. Diese Veränderungen betreffen – neben dem Verlust der<br />
enklitischen Bindungseigenschaften der klitischen Objektspronomina – vor allem die (allmähliche)<br />
Aufgabe des satzinitialen Akzents. Kroch (1989:213f.) sieht darin den Grund für<br />
den Verlust der Verb-Zweit-Stellung im Französischen. Er nimmt an, dass durch diesen<br />
Akzentverlust die satzinitiale Position nicht mehr für Topikalisierungen von Nicht-Subjekten<br />
zur Verfügung steht, da diese dort nicht mehr die notwendige Betonung erhalten können.<br />
Stattdessen müssen nun topikalisierte Nicht-Subjekte in eine Position außerhalb des<br />
eigentlichen Satzes bewegt werden und mit einem Pronomen innerhalb des Satzes koreferent<br />
sein. Kroch (1989:213) betont allerdings, dass solche Verb-Dritt-Sätze nicht die angenommene<br />
Verb-Zweit-Grammatik des Altfranzösischen verletzen:<br />
Suppose then that the change in the phrasal accent forces preposed constituents to move from the<br />
topicalization position to the position of left dislocation. The result will be that the preposed constituents<br />
no longer function as verb-second triggers and sentences will appear to be verb-third.<br />
However, they will not violate the verb-second grammar since left-dislocated elements do not<br />
count for the verb-second constraint. The topicalization position will be filled by the subject of<br />
each sentence, the only noun phrase that can be topicalized without being stressed in verb-second<br />
languages.<br />
Eine Folge dieses prosodischen Wandels besteht nach Ansicht von Kroch darin, dass die<br />
Häufigkeit von Sätzen mit einer Subjekt-Verb-Inversion abnimmt. Außerdem beobachtet<br />
Kroch (1989:213) in Sätzen mit satzinitialen nominalen Komplementen einen "additional<br />
effect", nämlich ein zunehmendes Auslassen des mit diesen Komplementen koreferenten<br />
Pronomens, so dass diese Sätze nicht mehr als Linksdislokation erkennbar sind. Kroch<br />
(1989:213) vermutet, dass diese durch prosodische Veränderungen ausgelösten Entwicklungen<br />
schließlich zur Aufgabe der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft im Französischen<br />
führen, da hierfür keine ausreichende positive Evidenz mehr im erwachsenensprachlichen<br />
Input vorhanden ist:<br />
Over time, the number of sentences which provide positive evidence for the verb-second constraint<br />
will decline relative to those [...], which are also consistent with a simple SVO grammar. Eventually,<br />
the absence of sufficient evidence will trigger a grammatical reanalysis and subject-inversion<br />
will no longer be possible.<br />
Eine weitere, mit der Aufgabe des satzinitialen Akzents verbundene prosodische Veränderung<br />
betrifft die Subjektspronomina, die ihre ursprüngliche Eigenschaft als selbstständige<br />
Wörter allmählich verlieren und sich zunehmend klitisch an das finite Verb binden. Uneinigkeit<br />
besteht hier vor allem bei der Bestimmung des Zeitpunkts dieses Wandels. Unumstritten<br />
ist demgegenüber die Annahme, dass der Klitisierungsprozess zunächst bei den<br />
postverbal auftretenden Subjektspronomina einsetzt, die bereits im frühen Altfranzösischen<br />
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