Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
stellen eines anderen Satzgliedes trennen [mochte] und [...] daher gehalten [war], das Subjekt<br />
dem Prädikat folgen zu lassen" (Haarhoff 1936:8). 24<br />
Trotz dieser Beobachtung macht Haarhoff (1936:8) "logische Prinzipien" für die "Zerstörung<br />
der Kontaktstellung" im Französischen verantwortlich. Sie begründet dies mit einem<br />
– durch die Grammatiker forcierten – Streben "nach einem Satzbau, der von rationalistischer<br />
Ordnung beherrscht war" (Haarhoff 1936:8). Auch nach Ansicht von Lerch<br />
(1934:268) ist der Rückgang der Inversion im Französischen das "Werk bewußter Überlegung"<br />
durch die Grammatiker. Seinen Beobachtungen zufolge setzt sich die Entwicklung<br />
zur Subjekt-Verb-Stellung vor allem in Sätzen mit transitiven Verben durch, da die Inversion<br />
in diesen Sätzen (wie z.B. Alors avait Richard vingt ans) die Trennung von Verb und<br />
Objekt bewirkt. 25 In Sätzen mit intransitiven Verben kommt es im Fall einer Inversion hingegen<br />
nicht zu einem Konflikt zwischen verschiedenen logischen Ordnungen. Dennoch<br />
setzt sich auch hier die Subjekt-Verb-Stellung vor allem dann durch, wenn das Subjekt<br />
pronominal ist:<br />
So erscheint nun auch der heutige Wechsel zwischen Inversion und Nicht-Inversion als ein Kompromiß<br />
zwischen dem Bestreben, die Inversion zu beseitigen, und der natürlichen, immer wieder<br />
durchbrechenden Neigung, zu invertieren. Bei pronominalem Subjekt hat das Bestreben, die<br />
Inversion zu beseitigen, im allgemeinen gesiegt; nicht dagegen bei substantivischem Subjekt. Der<br />
Grund dürfte darin liegen, daß in diesem Falle (z.B. Alors le général parut) eine stärkere Trennung<br />
des natürlichen Zusammenhangs zwischen Adverb und Verbum u. dgl. eintritt als bei pronominalem<br />
Subjekt (Alors il parut), wo nur ein kurzes Pronomen zwischengeschoben wird. Das substantivische<br />
Subjekt ist dagegen mitunter sehr lang (z.B. Alors parut le général qui ...). (Lerch<br />
1934:436f.)<br />
Einen Grund dafür, dass im Französischen die Inversion bis heute erhalten geblieben ist,<br />
sieht Lerch (1934:436) nicht nur in der "natürlichen Neigung zur Inversion", sondern auch<br />
darin, dass die Inversion von den Grammatikern bislang nur sehr halbherzig bekämpft<br />
wurde. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass selbst bei der pronominalen Inversion<br />
nicht konsequent verfahren wurde, da sie nach bestimmten Adverbien weiterhin erlaubt sei<br />
(Lerch 1934:448). Lerch (1934:436) weist darauf hin, dass die Grammatiker den Gebrauch<br />
der Inversion zwar in bestimmten Fällen beanstandet, jedoch nie ein "allgemeines Verbot"<br />
ausgesprochen hätten. Die Inkonsequenz der Grammatiker zeigt sich für Lerch (1934:437f.)<br />
außerdem darin, dass selbst in Texten von Malherbe und Vaugelas Inversionskonstruktionen<br />
zu finden sind, teilweise sogar solche, die sie bei anderen beanstandet haben.<br />
24 Ebenso entspricht es 'logischen' Prinzipien, wenn die Inversion dazu dient, an den umittelbar vorangehenden<br />
Satz anzuschließen, wie etwa Rogger (1956:226) betont:<br />
"Die Inversion gestattet auch häufig, denjenigen Satzteil, der an den Gegebenheiten des vorhergehenden<br />
Satzes anschließt, an die Spitze zu nehmen und 'organisch an ihn anzuschließen'. (Dieses<br />
'rattachement' [...] war im Altfrz. darum ungleich wichtiger, weil hier auch direkte und indirekte<br />
Nominal-Objekte den Satz einleiten konnten.)"<br />
25 Lerch (1934:432) weist darauf hin, dass diese Trennung durch eine mögliche satzfinale Stellung<br />
des Subjekts, wie in Alors avait vingt ans Richard, vermieden werden könnte. Dies entspräche<br />
dann zwar der logischen Wortstellung, hätte jedoch gleichzeitig die Hervorhebung des Subjekts<br />
zur Folge.<br />
87