20.07.2013 Aufrufe

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

78<br />

Roberts (1993:144) zwar ein, dass Perceval eine "larger proportion of V > 2 orders" als die<br />

anderen von ihm untersuchten Werke aufweist, dennoch ist er davon überzeugt, dass "the<br />

optimal assumption" für das Altfranzösische die ist, dass es eine Verb-Zweit-Grammatik<br />

besaß, "in the sense that C 0 bore the feature [Agr]". Abgesehen davon, dass diese Schlussfolgerung,<br />

wie weiter unten versucht wird zu zeigen, in theoretischer Hinsicht in Frage<br />

gestellt werden muss, erweist sie sich auch als empirisch nicht adäquat. Für Roberts scheinen<br />

nämlich die von ihm gefundenen Sätze mit einer V>2-Stellung keine Belege zu sein,<br />

die gegen eine Verb-Zweit-Analyse sprechen, sondern vielmehr Evidenz für eine solche<br />

Analyse zu liefern. Dies wird deutlich aus der folgenden Interpretation, die Roberts seinen<br />

Daten zukommen lässt:<br />

These data show that the subject had to be analysed as Case-marked under government in 69% of<br />

sentences in Roland, 77% of those in Le Charroi de Nîmes, 70% of those in Tristan, 59% of those<br />

in Perceval, 48% of those in Aucassin et Nicolette, and 72% of those in Merlin. (Roberts 1993:95).<br />

Entsprechend dieser Prozentangaben rechnet Roberts also nicht nur Verb-Erst- und XVS-<br />

Sätze, sondern auch alle V>2-Sätze zu denjenigen Sätzen, in denen das Subjekt in postverbaler<br />

Position auftritt und das Verb – entsprechend der von ihm angenommenen Theorie<br />

der Kasuszuweisung (cf. Roberts 1993:85f.) – nach COMP angehoben wird. Dass diese<br />

Analyse von V>2-Konstruktionen jedoch nicht adäquat sein kann, zeigt ein Blick in die von<br />

Roberts ausgewerteten Daten. Bemerkenswerterweise ist bereits der erste Satz des Rolandliedes<br />

ein klarer Gegenbeleg. Hierbei handelt es sich um einen Verb-Dritt-Satz, in dem das<br />

Subjekt dem finiten Verb vorausgeht. Auch in den anderen von Roberts untersuchten Textausschnitten,<br />

wie z.B. in Aucassin et Nicolete, finden sich zahlreiche ähnliche Belege für<br />

das präverbale Auftreten des Subjekts in Verb-Dritt-Sätzen:<br />

(30) afr. (a) Charles li reis, nostre empere magnes,<br />

Charles der König unser Kaiser großer<br />

Set anz tuz pleins ad ested en Espaigne<br />

sieben Jahre ganz volle hat gewesen in Spanien<br />

(rol 1)<br />

(b) Et se tu fenme vix avoir, je te donrai le file a un<br />

und wenn du Frau willst haben ich dir geben-werde die Tochter von einem<br />

roi<br />

König<br />

(auc 2,35-36)<br />

Das Beispiel aus Aucassin et Nicolete illustriert gleichzeitig die bereits erwähnte Besonderheit<br />

des Altfranzösischen, dass nach satzeinleitenden Nebensätzen i.d.R. keine Subjekt-<br />

Verb-Inversion auftritt. In Roberts Analyse bleibt dieser Tatbestand offenbar vollkommen<br />

unberücksichtigt, weil in seiner Auswertung die Daten diesbezüglich nicht ausreichend<br />

differenziert werden.<br />

Auf Grund dieser Unzulänglichkeiten bei der Auswertung der Daten ist es kaum verwunderlich,<br />

dass eine Überprüfung der von Roberts analysierten Daten zu ganz anderen Ergebnissen<br />

führt. So kommt eine von mir durchgeführte Analyse der ersten 100 Matrixsätzen<br />

mit realisiertem Subjekt im Rolandslied zu folgenden Prozentzahlen:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!