20.07.2013 Aufrufe

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

109<br />

der Annahme, dass Sprachwandel eine Folge von Reanalysevorgängen während des kindlichen<br />

Spracherwerbs ist, ergibt sich daher für eine generative Analyse des Verb-Stellungswandels<br />

in den romanischen Sprachen, dass dieser Wandel, wenn er als ein Wechsel der<br />

Verb-Zweit-Stellungseigenschaft angesehen wird, als eine besondere Art des Sprachwandels,<br />

nämlich als Parameterwechsel, beschrieben werden muss. Für eine generative Untersuchung,<br />

die den Verbstellungswandel in den romanischen Sprachen als einen Verlust der<br />

Verb-Zweit-Stellung analysiert, geht es also vor allem darum, die Besonderheiten dieses<br />

Sprachwandels und dessen Unterschiede zu nicht parametrischem Sprachwandel aufzuzeigen.<br />

In theoretischer Hinsicht besteht daher die Aufgabe einer solchen Untersuchung darin,<br />

dass grundsätzliche Überlegungen über die Möglichkeit eines Parameterwechsels angestellt<br />

werden. Es muss gezeigt werden, welche Voraussetzungen prinzipiell gegeben sein müssen,<br />

damit ein Parameterwechsel eintreten kann, und wie es zu einem solchen Wechsel kommen<br />

kann, falls diese Voraussetzungen erfüllt sind. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen können<br />

in die Weiterentwicklung der Theorie der Parameter und des Parameterwechsels einfließen.<br />

Die empirische Aufgabe besteht darin nachzuweisen, dass die romanischen Sprachen<br />

in einem früheren Stadium durch eine strenge Verb-Zweit-Stellungseigenschaft gekennzeichnet<br />

waren. Dabei muss geprüft werden, welchem Typ von Verb-Zweit-Sprachen<br />

die jeweilige altromanische Sprache angehört hat, d.h. ob es sich um eine asymmetrische<br />

oder symmetrische Verb-Zweit-Sprache gehandelt hat. Des Weiteren muss empirische Evidenz<br />

für den Wandel der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft vorgelegt werden. Dabei gilt es<br />

vor allem, an Hand empirischen Datenmaterials die für einen Parameterwechsel aus den<br />

theoretischen Vorgaben der Parametertheorie abgeleiteten Vorhersagen zu belegen. Diesen<br />

Vorhersagen zufolge muss der Wandel der Verb-Zweit-Stellung abrupt und möglicherweise<br />

in Verbindung mit der Veränderung anderer Eigenschaften eingetreten sein. Außerdem<br />

müssen empirisch belegbare Angaben über den Zeitpunkt des Wandels gemacht werden.<br />

Im Folgenden soll zunächst untersucht werden, welche konkreten Implikationen sich für<br />

Untersuchungen ergeben, die den Wandel der Verbstellung im Französischen und in anderen<br />

romanischen Sprachen als den parametrischen Wandel der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft<br />

analysieren. Anschließend soll kritisch geprüft werden, inwiefern diese Untersuchungen<br />

diesen Implikationen gerecht werden und ob geeignete empirische Evidenzen<br />

vorgelegt werden, die die Annahme eines solchen parametrischen Wechsels rechtfertigen.<br />

4.1 Verb-Zweit-Stellung als parametrisierte Eigenschaft<br />

4.1.1 Implikationen für den Spracherwerb<br />

Wie bereits in Kapitel 1 dargestellt, basiert die generative Prinzipien- und Parametertheorie<br />

auf der Beobachtung, dass Kinder innerhalb relativ kurzer Zeit ein umfangreiches Wissen<br />

über ein sehr komplexes sprachliches System erwerben, dessen Regeln ihnen weder direkt<br />

zugänglich sind noch auf Grundlage der ihnen zur Verfügung stehenden sprachlichen Erfahrungen<br />

vollständig abgeleitet werden können. Primäres Ziel dieser Grammatiktheorie ist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!