Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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stets an das finite Verb gebunden sein müssen (Foulet 1928:150, Skårup 1975:62). Die Kli-<br />
tisierung der präverbalen Subjektspronomina hingegen setzt erst im Laufe des Altfranzösischen<br />
ein (Skårup 1975:35). Allerdings können bereits im Altfranzösischen des 13.<br />
Jhdts., wie etwa Moignet (1976:128) zeigt, i.d.R. nur noch "quelques mots grammaticaux<br />
atones" zwischen einem präverbalen Subjektspronomen und dem Verb auftreten. Etwa zur<br />
gleichen Zeit bildet sich ein neues Paradigma der ungebundenen Subjektspronomina heraus<br />
(Foulet 1935/36, Skårup 1975).<br />
Für Adams (1989) und Platzack (1995) ist die Klitisierung der präverbalen Subjektspronomina<br />
im Zusammenspiel mit dem Verlust des satzinitialen Akzents der entscheidende<br />
Faktor dafür, dass es im Französischen zu einer Reanalyse der SV(X)-Matrixsätze gekommen<br />
ist. Nach Ansicht der beiden Autoren hat die zunehmende Klitisierung der Subjektspronomina<br />
zur Folge, dass diese in das finite Verb inkorporiert und zusammen mit dem<br />
Verb in die COMP-Position bewegt werden können. Damit erklärt sich für beide Autoren<br />
das im Mittelfranzösischen verstärkt zu beobachtende Auftreten von Sätzen wie (37), in<br />
denen das finite Verb in der oberflächlichen Drittposition erscheint (Platzack 1995:209):<br />
(37) mfr. En verité, il a esté et est bon valeton<br />
in Wahrheit er ist gewesen und ist guter (kleiner)-Diener<br />
(jds, 68,16) (Vance 1989:200)<br />
Ausschlaggebend für den Wortstellungswandel im Französischen ist gemäß der Analyse<br />
von Adams und Platzack die Tatsache, dass die Struktur eines solchen Satzes ambig ist und<br />
zwei mögliche Interpretationen zulässt (Platzack 1995:209): 27<br />
(38) (a) [CP En verité [C' [COMP ili+aj]k [IP ei[I' ek] [VP ei [V' ej] esté et ...]]]]<br />
(b) [IP En verité [IP ili [INFL aj] [VP ei [V' ej] esté et ...]]]<br />
Adams (1989) und Platzack (1995) vermuten, dass Kinder, die einen Satz wie (37) in ihrem<br />
Input hören, nicht erkennen, dass es sich bei dem Subjektspronomen um ein in das finite<br />
Verb inkorporiertes Klitikon handelt. Sie interpretieren es stattdessen als eine vollständige<br />
Konstituente und analysieren daher eine Satz wie (37) als einen Satz mit einer Verb-Dritt-<br />
Stellung:<br />
(39) Erwachsenengrammatik Kindergrammatik<br />
[CP (XP) [C' [COMP SKl+Vi]] [IP ti]] → [(XP) [IP SKl-V]]<br />
Nach Ansicht von Platzack (1995) wird in einem weiteren Schritt diese Reanalyse auf Sätze<br />
übertragen, die ein nominales Subjekt enthalten. Dies hält Platzack deshalb für möglich,<br />
weil seinen Beobachtungen zufolge der Anteil von Sätzen mit nicht pronominalen Subjekten<br />
in der gesprochenen Umgangssprache, insbesondere in der Sprache mit Kindern, sehr<br />
gering ist. Platzack (1995:209f.) vermutet, dass aus diesem Grund Kinder, die einem solchen<br />
Input ausgesetzt sind, diese Sätze ignorieren und den Parameterwert für die Verb-<br />
Zweit-Stellung schließlich umsetzen:<br />
[...] we know from studies of modern verb-second languages that the number of sentences with<br />
non-pronominal subjects is low, [...] and we can infer that the number of sentences with inverted<br />
non-pronominal subjects must have been even lower. In such a situation it is conceivable that<br />
27 Platzack (1995) illustriert dies an Hand eines Beispiels aus dem Mittelenglischen. Er nimmt an,<br />
dass der gleiche Prozess auch im Französischen zum Abbau der Verb-Zweit-Stellung geführt hat.