Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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[T]hat is, hearing utterances which begin with phrasal categories with arbitrary grammatical functions<br />
and thematic roles followed by a finite verb, [...][the] child determines that there is an 'extra'<br />
projection beyond IP. (Lightfoot 1993b:202)<br />
Das Problem bei dieser Annahme ist jedoch, dass das Kind nicht entscheiden kann, ob es<br />
sich bei dieser "Extra"-Position um eine an die IP adjungierte Position oder um die<br />
SpezCP-Position handelt. Wie in den Kapiteln 1 und 2 in der Diskussion der romanischen<br />
Nicht-Verb-Zweit-Sprachen gezeigt worden ist, existieren in diesen Sprachen Konstruktionen<br />
mit der von Lightfoot beschriebenen Wortstellung, ohne dass damit notwendigerweise<br />
eine V-nach-COMP-Bewegung bzw. eine Besetzung der SpezCP-Position verbunden ist.<br />
Mit anderen Worten, Sätze mit einer OVS-Stellung oder einer AdvVS-Stellung können offenbar<br />
nicht als Triggerevidenz für das Fixieren der Verb-Zweit-Parameters dienen, da Sätze<br />
mit einer solchen Wortstellung auch in Nicht-Verb-Zweit-Sprachen vorkommen können.<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass die Bestimmung der relevanten Triggerevidenz für das Fixieren<br />
des Verb-Zweit-Parameters wesentlich komplexer ist als von Lightfoot vermutet. Häufig<br />
wird angenommen, dass eine Voraussetzung für die endgültige Fixierung des Verb-<br />
Zweit-Parameters darin besteht, dass das Kind erkannt haben muss, welche zugrunde liegende<br />
Wortstellung die zu erwerbende Sprache besitzt (Gibson / Wexler 1994, Fodor<br />
1998). Erst auf der Grundlage dieses Wissens kann nach Ansicht von Fodor (1998:25) das<br />
Kind die Muttersprache hinsichtlich der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft überprüfen.<br />
Fodor nimmt an, dass das Kind lediglich auf solche Sätzen achten muss, die eindeutige<br />
Information darüber liefern, welchem Parameterwert die zu erwerbende Sprache zugeordnet<br />
werden muss. Handelt es sich um eine Nicht-Verb-Zweit-Sprache mit einer zugrunde<br />
liegenden SVO-Stellung, wie etwa Französisch oder Englisch, so genügen nach Ansicht<br />
von Fodor Sätze mit einer AdvSVO-Stellung, um dem Kind den Nicht-Verb-Zweit-Status<br />
der Sprache anzuzeigen. Die Verb-Zweit-Stellungseigenschaft kann beim gleichen Sprachentyp<br />
an Auxiliarsätzen mit einer AdvAuxSVO-Stellung erkannt werden. In einer Verb-<br />
Zweit-Sprache mit einer zugrunde liegenden SOV-Stellung, wie dem Deutschen, können<br />
Sätze mit einer AdvAuxSOV-Stellung als Trigger für die Verb-Zweit-Stellungseigenschaft<br />
dienen. Für das Fixieren als Nicht-Verb-Zweit-Sprache genügt für eine Sprache diesen<br />
Typs das Auftreten von Sätzen mit einer SOV-Stellung. Auf Grund dieser Überlegungen<br />
kommt Fodor (1998:25) zu folgender Zusammenstellung von – für jeden Sprachtyp unterschiedlichen<br />
– Wortstellungsmustern, die ihrer Ansicht nach das Fixieren des Verb-Zweit-<br />
Parameters auslösen können:<br />
Grammatik parametrisch eindeutiges Satzmuster<br />
Satzbeispiel<br />
SV,OV, -V2 S O V Die Frau das Buch liest<br />
SV,VO, -V2 Adv S V O Gerne die Frau das Buch liest<br />
VS,OV, -V2 Adv O V S Gerne das Buch liest die Frau<br />
VS,VO, -V2 V O S Liest das Buch die Frau<br />
SV,OV, +V2 Adv Aux S O V Gerne hat die Frau das Buch gelesen<br />
SV,VO, +V2 Adv Aux S V O Gerne hat die Frau gelesen das Buch<br />
VS,OV, +V2 Adv Aux O V S Gerne hat das Buch gelesen die Frau<br />
VS,VO, +V2 O1 Aux V O2 S Das Buch hat die Frau dem Mann gegeben<br />
Tabelle (4): Eindeutige Wortstellungsmuster für das Triggern des Verb-Zweit-Parameters (nach<br />
Fodor 1998:25)