Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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Ein anderes Problem der generativen Verb-Zweit-Analysen besteht darin, dass die Vnach-COMP-Anhebung<br />
in finiten Matrixsätzen mit einer weiteren Bewegung verbunden<br />
ist, nämlich der einer satzinitialen Konstituente nach SpezCP. Häufig wird auf diese XP-<br />
Bewegung nicht gesondert eingegangen (z.B. Vikner 1995). Bisweilen wird lediglich ein<br />
"independent constraint" formuliert, wonach in Verb-Zweit-Sprachen die Topikposition,<br />
d.h. SpezCP, immer besetzt sein muss (Koopman 1983:197) oder wonach ein Kopf, der das<br />
Merkmal [+Agr] oder ein "strong specifier feature" enthält, einen gefüllten Spezifizierer<br />
haben muss (Roberts 1993:56, Haegeman 1996:143f.). Diese Beschränkungen sind allerdings<br />
völlig ad hoc, da keinerlei unabhängige Evidenz vorgelegt wird. Es handelt sich hierbei,<br />
wie Zwart (1993a:250) zu Recht betont, um eine bloße Beschreibung der Fakten,<br />
"namely that when the verb moves to C [...] something has to precede the verb (for instance,<br />
the subject [...], or the topic [...])".<br />
Der Versuch, diese XP-Bewegung in einer adäquateren Weise zu erfassen, hat zu dem<br />
viel diskutierten Ansatz geführt, wonach satzinitiale Konstituenten nur in solchen Fällen<br />
nach SpezCP angehoben werden, wenn es sich dabei um 'Operatoren' handelt, d.h. um Konstituenten,<br />
die entweder das Merkmal [+wh] tragen oder in irgendeiner Weise topikalisiert<br />
sind. Nichttopikalisierte Subjekte hingegen sind keine Operatoren. In der u.a. von Travis<br />
(1984, 1991) und Zwart (1993b, 1997) vorgeschlagenen 'asymmetrischen V2-Analyse'<br />
(Schwartz / Vikner 1996) wird daher angenommen, dass satzinitiale nicht topikalisierte<br />
Subjekte in Verb-Zweit-Sätzen nicht nach SpezCP angehoben werden, sondern in SpezIP<br />
verbleiben. Somit haben Sätze mit satzinitialen Subjekten eine andere Struktur als Sätze,<br />
die nicht durch ein Subjekt eingeleitet sind (cf. Travis 1991:359):<br />
(16) dt. (a) [IP Die Kinder [I' habeni [VP das Brot heute gegessen ti]]]<br />
(b) [CP Heutej [C' habeni [IP die Kinder [I' ti [VP das Brot tj gegessen ti]]]]]<br />
(c) [CP Wasj [C' habeni [IP die Kinder [I' ti [VP tj heute gegessen ti]]]]]<br />
Nach der 'minimalistischen' Analyse von Zwart (1993b) sind für die Anhebung der satzinitialen<br />
Konstituenten in (16)(b) und (16)(c) [+Topik]- bzw. [+wh]-Merkmale verantwortlich.<br />
Zwart (1993b:276f.) zufolge handelt es sich hierbei um "starke N-Merkmale", die<br />
nicht mit einem lexikalischen Kopf verbunden, d.h. "nonL-related", sind. Dies hat zur<br />
Folge, dass die Überprüfung dieser Merkmale außerhalb des IP-Systems, also im CP-System,<br />
stattfinden muss (Chomsky 1993:196). Da in Sätzen mit einem satzinitialen Subjekt<br />
hingegen solche Merkmale nicht vorhanden sind, ist dessen Anhebung nach CP ausgeschlossen.<br />
7<br />
Diese Analyse liefert damit einen möglicherweise adäquateren Erklärungsansatz für die<br />
XP-nach-CP-Anhebung als die bisherigen Ansätze, da eine gewisse unabhängige Evidenz<br />
für diese Bewegung vorgelegt wird. Dennoch halten viele Kritiker diese Analyse für nicht<br />
nur auf Grund theorieinterner Argumente (Gärtner / Steinbach 1994, Chomsky 1995:230ff., Wilder<br />
1995).<br />
7 Nach Zwart (1993b:242) ist die CP "gesplittet", d.h. in eine WhP und eine TopP unterteilt. Demzufolge<br />
haben wh-Operatoren und Topik-Phrasen unterschiedliche Landepositionen (cf. auch Müller<br />
/ Sternefeld 1993).