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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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für Koopmann (1910:36) "einen ganz wesentlichen Unterschied zwischen der alten und<br />

neuen Zeit: dort war die Inversion entschieden das Regelmäßige, hier die gerade Wortfolge".<br />

Demgegenüber betonen Rabe (1910) und Le Bidois (1952), dass die Inversion in diesen<br />

Fällen im Neufranzösischen keineswegs ungewöhnlich geworden ist:<br />

(16) nfr. (a) Hier, a été célébré à Saint-Cloud le mariage de ...<br />

gestern hat gewesen gefeiert in Saint-Cloud die Hochzeit von ...<br />

(Rabe 1910:28)<br />

(b) Avec le silence s' est perdue la concentration de l' esprit<br />

mit dem Schweigen sich ist verloren die Konzentration von dem Geist<br />

(Le Bidois 1952:156)<br />

(c) Une chose ai- je à dire:<br />

eine Sache habe ich zu sagen<br />

(Wespy 1884:174)<br />

Rabe (1910:24ff.) kommt in einer Auszählung von Werken von acht Schriftstellern des 19.<br />

Jhdts. sogar zu dem Ergebnis, dass in über 45% der Sätze mit einleitendem Adverb das<br />

Subjekt invertiert auftritt. Er folgert daher, dass sich eine "Entwicklung in dem Sinne, daß<br />

in neuerer Zeit weniger häufig Inversion einträte, [...] aus dieser Zusammenstellung nicht<br />

ersehen" lasse. Allerdings basiert seine Auswertung nur auf Sätzen mit Verben "ohne Objekt<br />

oder umfangreichere nähere Bestimmung, durch welche die Inversion unmöglich<br />

würde" (Rabe 1910:24), d.h. eine Reihe anderer – im Altfranzösischen möglicher – Inversionskontexte<br />

bleibt dabei unberücksichtigt. Hierzu gehört vor allem die Inversion nach<br />

vorangestelltem Objekt, die laut Koopmann (1910:42) im 16. Jhdt. "rasch zurückgegangen<br />

und später geschwunden" ist. Sie ist im Neufranzösischen i.d.R. nur noch in Sprichwörtern<br />

(Rabe 1910:38) oder in poetischen Texten, wie das Beispiel (16)(c) von Lafontaine zeigt,<br />

zu finden. In der Prosa Lafontaines findet Wespy (1884:174) keinen einzigen Beleg für die<br />

Inversion nach vorangestelltem Objekt.<br />

Von den bisher betrachteten Konstruktionen werden in den traditionellen Arbeiten i.d.R.<br />

so genannte 'uneingeleitete Nachsätze' unterschieden. Damit sind solche Sätze gemeint, die<br />

durch einen Nebensatz eingeleitet sind. Hier zeigen die Untersuchungen übereinstimmend,<br />

dass bereits im frühen Altfranzösischen die Inversion "nicht das Gewöhnliche, sondern<br />

ziemlich selten" und im 14. und 15. Jhdt. "nur noch archaistisch" ist (Koopmann 1910:84f.).<br />

Die wenigen Inversionsbelege sind meist auf das Metrum zurückzuführen (cf. (17)(b)). Rabe<br />

(1910:53) liefert zwar einige Belege aus dem 19. Jhdt. für die Inversion in diesem Kontext,<br />

betont aber, dass sie "recht selten auf[tritt], da die Verbindung zwischen dem Nebensatz<br />

und dem Verb des folgenden Hauptsatzes keine so enge ist wie zwischen Adverb und<br />

Verb". Auffallend ist, dass in den wenigen Fällen, in denen das Subjekt postverbal steht,<br />

der jeweilige Matrixsatz i.d.R. entweder ein Verbum dicendi, ein "[i]ntransitives Zeitwort"<br />

(Rabe1910:53) oder ein Verb der Bewegung enthält:<br />

(17) afr. (a) Quant li quens Garins de Biaucare vit qu' il ne poroit Aucassin<br />

als der Graf Garin de Biaucare sah dass er nicht konnte Aucassin<br />

son fil retraire des amors Nicolete, il traist au<br />

seinen Sohn zurückziehen von-der Liebe Nicoletes er begab-sich zum<br />

visconte de le vile<br />

Vicomte von der Stadt<br />

(auc 4,1-3) (Koopmann 1910:82)

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