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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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103<br />

auftreten kann (Adams 1998:9). Nach Ansicht von Côté (1995:173) ist diese Analyse deshalb<br />

gerechtfertigt, weil es Belege für die XV(S)-Stellung in "tous les types de subordonnées<br />

(sous-catégorisées, circonstancielles, interrogatives indirectes)" gibt (cf. auch<br />

Dupuis 1988). Bezeichnenderweise handelt es sich bei vielen der von Côté vorgelegten<br />

Beispielsätze um Nebensätze, die von einem Brückenmatrixverb abhängig sind und daher,<br />

wie in der Diskussion eingebetteter Verb-Zweit-Effekte in Kapitel 2 gezeigt, nicht als Evidenz<br />

für eine symmetrische Verb-Zweit-Stellungseigenschaft dienen können:<br />

(53) afr. (a) Et il respondirent que de ceste nouvele sont il moult lié<br />

und sie antworteten dass über diese Nachricht sind sie sehr glücklich<br />

(roi 45,64) (Côté 1995:173)<br />

(b) si dist que voirement l' avoit Lancelot engendré<br />

und (er)-sagte dass wirklich es hatte Lancelot gezeugt<br />

(que 14,26-27) (Côté 1995:173)<br />

Die meisten anderen Beispielsätze Côtés sind als Belege für eine eingebettete Verb-Zweit-<br />

Stellung ungeeignet, da der Nebensatz kein realisiertes Subjekt enthält. In den wenigen<br />

übrigen Beispielsätzen mit realisiertem Subjekt wird allerdings das Matrixverb nicht aufgeführt,<br />

so dass keine Aussage darüber gemacht werden kann, inwiefern diese Beispiele die<br />

Analyse des Alt- bzw. Mittelfranzösischen als eine symmetrische Verb-Zweit-Sprache<br />

rechtfertigen. Die gleiche Beobachtung kann auch bei Roberts (1993:100) gemacht werden,<br />

der folgendes Beispiel in (54) als Beleg für einen "genuine case [...] of embedded V2 (in<br />

non-bridge complements)" vorlegt, ohne dabei allerdings das Matrixverb mit anzugeben.<br />

Eine Überprüfung des Beispiels zeigt, dass der Nebensatz ein satzeinleitender Konditionalsatz<br />

ist, der zwar nicht von einem Brückenverb abhängig ist, dessen Wortstellung jedoch<br />

zweifelsohne auf die Reimbildung zurückgeführt werden muss:<br />

(54) afr. Sire s' a la vostre bonté<br />

Herr wenn nach dem eurigen Willen<br />

Vousist mon pere prendre garde,<br />

wollte mein Vater nehmen Acht<br />

Par foi, n' eüsse point de garde<br />

durch Treu NEG (ich)-hätte nicht PRÄP Angst<br />

(pal 378-380) (Roberts 1993:100)<br />

Dies bestätigt die bereits in Abschnitt 3.3.1.2 dargelegte Tatsache, dass es insgesamt nur<br />

sehr wenige klare Belege für die Existenz eingebetteter Verb-Zweit-Effekte im Altfranzösischen<br />

gibt:<br />

In fact, there are very few truly unequivocal cases of embedded V2 in non-bridge complements in<br />

O[ld] F[rench] [...]. Most of the cases that have been cited can and should be handled in other<br />

ways. (Roberts 1993:97)<br />

Mit anderen Worten, es gibt nur geringe Evidenz für die Analyse des Altfranzösischen als<br />

eine symmetrische Verb-Zweit-Sprache. In Anlehnung an Cardinaletti / Roberts (1991) vermutet<br />

Roberts (1993:102) allerdings, dass im Altfranzösischen zumindest in einem eingeschränkten<br />

Maße die Möglichkeit zu einer IP- bzw. AgrP-Rekursion bestand. Anders sieht<br />

er keine Möglichkeit, um Sätze wie in (54) zu erklären:

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