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Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft

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Quatre livre des Reis bemerkt, vollkommen selbstständig und unabhängig vom lateinischen<br />

Original:<br />

L'ordre des termes essentiels de la proposition (sujet, verbe, compléments) est pratiquement indépendant<br />

de l'ordre latin – et il faut ajouter que la comparaison est souvent malaisée à cause de la<br />

liberté que prend le traducteur dans le choix des tournures. Là, où, exceptionnellement, les deux<br />

ordres se recouvrent, la phrase française n'en cadre pas moins parfaitement avec les habitudes<br />

syntaxiques propres de l'ancien français (et ipsi praeparantur cogitationes – é a lui sunt apreste li<br />

pensed) [...]. Ce n'est que dans un ou deux groupes syntaxiques plus étroits qu'on découvre un reflet<br />

indubitable de l'ordre latin à travers telle tournure un peu inaccoutumée: quia deus scientiae<br />

dominus est – kar Deu est de science sires (cependant, ici encore, le calque se limite au groupe de<br />

l'attribut: la place du verbe – et, par conséquent, la place respective des termes essentiels de la proposition<br />

– est déterminée indépendamment de l'original).<br />

Die Quatre livre des Reis sind somit auf Grund der Textsorte und des Prosastils als das<br />

erste authentische Dokument der französischen Syntax überhaupt anzusehen und daher für<br />

eine Untersuchung des syntaktischen Wandels in besonderem Maße geeignet. Nur an einigen<br />

Stellen, insbesondere am Anfang, weicht die Übersetzung vom Prosastil ab und enthält<br />

Sätze in Reim- bzw. Versform. Lässt man diese Sätze außer Betracht, liefert der Text ein<br />

wesentlich adäquateres Bild der Syntax des Altfranzösischen, als durch einen lyrischen<br />

Text vermittelt wird. In diesem Fall kann nämlich ausgeschlossen werden, dass Verstöße<br />

gegen syntaktische Prinzipien des Altfranzösischen enthalten sind, die von Versmaß- oder<br />

Reimbeschränkungen herrühren. 2 Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass ein<br />

Prosatext eine größere Nähe zur gesprochenen Sprache aufweist, als dies in lyrischen Texten<br />

der Fall ist:<br />

En outre nous avons voulu décrire un français qui soit le plus proche possible de la langue telle<br />

qu'elle fut (ou est) réellement parlée. Pour cette raison, nous n'avons pris que des textes en prose.<br />

De cette façon toutes les influences sur la syntaxe qui sont dues à des facteurs rythmiques, aux<br />

besoins de l'assonance, de la rime, ou de la mesure sont éliminées. (Kok 1985:4)<br />

Für eine historisch-vergleichende Untersuchung stellen die Quatre livre des Reis vor allem<br />

auch deshalb eine gute Grundlage dar, weil die Möglichkeit des Vergleichs mit anderen –<br />

zahlreich vorhandenen – Übersetzungen des gleichen Textes besteht. Dadurch kann – anders<br />

als bei vielen anderen vergleichenden empirischen Untersuchungen – weitgehend<br />

ausgeschlossen werden, dass mögliche Variationen zwischen den Texten von Unterschieden<br />

des Textinhaltes oder der Textsorte herrühren. Ein solcher Übersetzungsvergleich eignet<br />

sich daher einerseits "hervorragend dazu, sich einen Gesamtüberblick über verschiedene<br />

2 Dass solche Verstöße in lyrischen Texten generell möglich sind, zeigt beispielsweise auch ein<br />

Blick auf das Deutsche. Wie die folgenden Beispiele illustrieren, kann die dort gültige strenge<br />

Verb-Zweit-Stellungsregel in Texten in Versform ohne weiteres verletzt werden:<br />

(i) dt. (a) Es schienen so golden die Sterne,<br />

am Fenster ich einsam stand<br />

(J. v. Eichendorff, Die Sehnsucht)<br />

(b) Jeder, der den Springer liest,<br />

auch auf Vietnamesen schießt<br />

(APO-Slogan 1968)<br />

Diese Beispiele belegen, dass erst die Untersuchung eines prosaischen Text einen Einblick in die<br />

"herrschenden Sprachgewohnheiten" einer Einzelsprache erlaubt (Thurneysen 1892:296).

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