Untitled - Fachbereich Sprachwissenschaft
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an, dass in diesen Sprachen daher keine Verb-nach-INFL-Bewegung erfolgt. In finiten<br />
Matrixsätzen wird daher das Verb direkt nach COMP angehoben, während in Nebensätzen<br />
das Verb in V verbleibt (Holmberg / Platzack 1990:101). Somit gibt es nach Ansicht von<br />
Roberts (1993:152) für Kinder keinen Anlass, in diesen Sprachen SV(X)-Matrixsätze als<br />
Sätze mit einer V-nach-INFL-Bewegung zu reanalysieren.<br />
Außerdem tragen der Analyse von Roberts zufolge morphophonologische Faktoren auch<br />
zum Verlust der Verb-Zweit-Stellungseigenschaft des Französischen bei. Roberts<br />
(1993:185ff.) vermutet, dass hierbei morphophonologische Änderungen, die die Kasuszuweisungseigenschaften<br />
und die Lizensierungsbedingungen für Null-Subjekte betreffen, eine<br />
ausschlaggebende Rolle spielen. Allerdings werden diese Veränderungen nicht als Auslöser<br />
des Wandels angesehen, sondern es wird angenommen, dass sie in entscheidender Weise<br />
dazu beigetragen haben, dass die Verb-Zweit-Stellungseigenschaft im Französischen endgültig<br />
aufgegeben worden ist. Roberts Analyse basiert auf der Annahme, dass im Laufe des<br />
Mittelfranzösischen ein Wandel hinsichtlich der formalen Lizensierungseigenschaften für<br />
leere Subjekte eingetreten ist. Dieser Wandel besteht darin, dass im Mittelfranzösischen<br />
Null-Subjekte nicht nur in Kontexten auftreten konnten, in denen sie von Agr 0 regiert waren,<br />
sondern auch in Kontexten, in denen sie in einer Spezifizierer-Kopf-Kongruenz-Beziehung<br />
zu Agr 0 standen. Für das Altfranzösische hingegen postuliert Roberts (1993:125), dass<br />
Null-Subjekte nur unter Rektion lizensiert sein konnten. 28 Durch diese Annahme des Wandels<br />
der Lizensierungseigenschaften möchte Roberts der Tatsache gerecht werden, dass im<br />
Mittelfranzösischen als Folge der Reanalyse in (34) die Kontexte, in denen die Subjektsposition<br />
durch ein nach COMP angehobenes Verb regiert wird, zunehmend seltener werden.<br />
Da der Anteil der Null-Subjekte allerdings nicht in dem gleichen Maße zurückgeht, ist dies<br />
für Roberts (1993) ein Beleg dafür, dass Null-Subjekte nun auch durch Kongruenz mit Agr 0<br />
formal lizensiert sein können.<br />
Den späteren Verlust der Null-Subjekt-Eigenschaft des Französischen führt Roberts auf<br />
morphologische Veränderungen im Bereich der französischen Verbalflexion zurück. Seiner<br />
Analyse zufolge führen diese – im Übergang vom Alt- zum Mittelfranzösischen eingetretenen<br />
– Veränderungen zu einem Wandel hinsichtlich der Art der inhaltlichen Lizensierung<br />
von Nullsubjekten, d.h. der "identification of the content of pro" (Roberts 1993:127). Unter<br />
Bezugnahme auf Foulet (1935/36:275ff.) nimmt Roberts an, dass das Paradigma der altfranzösischen<br />
Verbalflexion "funktional reich" genug war, um leere Subjekte zu identifizieren.<br />
Dieser Reichtum bestand darin, wie Roberts (1993:125) am Beispiel der Präsensformen<br />
für afr. chanter 'singen' illustriert, dass – unter Einbeziehung der "zero-inflection" der 1. Ps.<br />
Sg. – alle sechs Personen unterschiedliche Flexionsendungen aufweisen: 29<br />
28 Es sei daran erinnert, dass Roberts für die Kasuszuweisungseigenschaften des Altfranzösischen<br />
annimmt, dass diese auch unter Kongruenz möglich sind (cf. NOM-Parameter in (36)). Roberts<br />
(1993:125) unterscheidet also hier zwischen den Kasuszuweisungseigenschaften und den Eigenschaften<br />
der formalen Lizensierung von Null-Subjekten:<br />
"Agr 0 could Case-mark SpecAgr' in a configuration of agreement but a null subject could not be<br />
licensed in this kind of configuration. Thus, null subjects are licensed in a subset of the contexts in<br />
which Nominative can be assigned."<br />
29 Die Beschränkung auf die Präsensformen rechtfertigt Roberts (1993:125) folgendermaßen:<br />
"[...] these are by far the most frequent verb forms in the trigger experience, and hence play a<br />
major role in determining the status of the agreement system."