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The 'New Berlin' base: Nazis in the Antarctic - Project Camelot

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Walter verne<strong>in</strong>te auch dies mit e<strong>in</strong>em Kopfnicken. Je länger er den Vorträgen der Gerichtssprecher<strong>in</strong> lauschte, desto<br />

unwohler fühlte er sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Haut. „Nur schnell wieder raus hier“, dachte er sich. „Je schneller ich hier wieder weg b<strong>in</strong>,<br />

desto besser.“<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong>: „Die Vorwürfe die Walter gegen se<strong>in</strong>e Mutter erhebt s<strong>in</strong>d soweit ich das bisher habe <strong>in</strong> Erfahrung<br />

br<strong>in</strong>gen können, mehr so ideeller Natur. Ihm behakt nicht, dass er als K<strong>in</strong>d immer von ihr angehalten wurde, was für die<br />

Schule tun zu müssen, Rücksicht auf andere nehmen zu müssen, sich nicht wie e<strong>in</strong> Lausbub auf der Strasse herumtreiben zu<br />

dürfen usw... Entspricht dies <strong>in</strong> etwa den Tatsachen?“<br />

Walter: „Ja, so ungefähr. Ich wurde aber auch….“<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong> Walter <strong>in</strong>s Wort fahrend: „Antworten sie mir mit ja oder ne<strong>in</strong>!“<br />

Walter: „Ja, das stimmt!“<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong>: „Herr Pfeffer, sie s<strong>in</strong>d doch auch als K<strong>in</strong>d regelmäßig zu e<strong>in</strong>em Arzt gegangen, der ihren<br />

Gesundheitszustand überprüfen sollte. S<strong>in</strong>d dabei jemals irgendwelche Verletzungen an ihrem Körper festgestellt worden, die<br />

von Misshandlungen ihrer Mutter hätten stammen können?“<br />

Walter: „Ne<strong>in</strong>, das stimmt nicht!“<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong>: „Haben sie jemals Beschwerde gegen ihre Mutter bei ihrem Fürsprecher e<strong>in</strong>gereicht, weil sie sie<br />

misshandelt hätte?“<br />

Walter verne<strong>in</strong>te auch dies. Gerichtssprecher<strong>in</strong>: „Liegt gegen Frau Pfeffer irgendetwas vor, wegen Misshandlung anderer<br />

Personen, Diebstahl oder ähnlichem?“<br />

Jemand anders <strong>in</strong> der Gerichtsjury: „Ne<strong>in</strong>, gegen Frau Pfeffer liegt nichts vor. Sie hat sich nie etwas zu schulden kommen<br />

lassen. Aber gegen Herrn Julius…“<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong>: „Und liegt gegen Herrn Pfeffer etwas vor, wegen dem gegen ihn noch verhandelt werden müsste.“<br />

Anderer Gerichtssprecher: „Walter Pfeffer ist <strong>in</strong> der Vergangenheit aufgefallen wegen wiederholten Benutzens des Busses<br />

ohne Fahrtenbuch. In Mondscharade hat er wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Eislöffel entwendet, der immer noch nicht ausf<strong>in</strong>dig<br />

gemacht werden konnte, er wurde e<strong>in</strong>mal im Sperrgebiet mit e<strong>in</strong>em zweckentfremdeten Leihtaxi gesichtet und steht im<br />

Verdacht an dem Bombenanschlag <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>enhalle letzte Woche beteiligt gewesen zu se<strong>in</strong>. Zum<strong>in</strong>dest wurde er dort<br />

direkt nach dem Anschlag zusammen mit zwei anderen e<strong>in</strong>schlägig vorbestraften Personen gesichtet….“ Durch die Menge<br />

im Gerichtssaal g<strong>in</strong>g nun e<strong>in</strong> entrüstetes Aufstöhnen.<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong> zu Walter: „Stimmt es, dass sie die Herrn Julius.... und Frau Monda seit ihrer Verbannung <strong>in</strong>s Klärwerk<br />

nun ihre neuen Freunde nennen?“<br />

Walter musste auch dies bestätigen. Inzwischen fühlte er sich wie e<strong>in</strong> richtiger Verbrecher, obwohl ihm immer noch nicht<br />

ganz klar, was er eigentlich falsch gemacht hatte. Er war heilfroh, wenn er hier heil wieder rauskam, so wie die<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong> über ihn herzog.<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong>: „Wie man sieht ist Herr Pfeffer im Gegensatz zu se<strong>in</strong>er Mutter ke<strong>in</strong> unbeschriebenes Blatt mehr. In der<br />

Sache mit dem Bombenanschlag <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>enhalle soll hier aber nicht gegen Herrn Pfeffer verhandelt werden. In dieser<br />

Sache verhandeln wir zur Zeit gegen Herrn Julius…. Herr Pfeffer war <strong>in</strong> dieser Angelegenheit wohl eher Mitläufer als<br />

Anstifter, weshalb wir gegen ihn <strong>in</strong> dieser Sache ke<strong>in</strong>e Anklage erheben wollen. – Noch irgendwelche Fragen?“<br />

Gerichtssprecher<strong>in</strong> zu den Anwesenden im Gerichtssaal: „Damit ist die Verhandlung im Fall Herrn Pfeffer beendet. Solange<br />

bis das Urteil gegen Herrn Pfeffer gefällt ist, verbleibt er <strong>in</strong> Sicherheitsverwahrung. Den nächsten Angeklagten bitte!“<br />

Walter durfte nun endlich den Gerichtssaal wieder verlassen. Er konnte immer noch nicht glauben, was er gerade erlebt hatte.<br />

Noch vor wenigen Wochen war er mit vielen der im Gerichtssaal Anwesenden geme<strong>in</strong>sam zur Arbeit im Spukhaus gegangen.<br />

Man hatte sich gegenseitig angelächelt und sich gegenseitig bei der Arbeit geholfen, wenn irgende<strong>in</strong> Problem aufgetreten<br />

war. Nun konnte er all den anderen aus dem Spukhaus, ach allen <strong>in</strong> Mondscharade, kaum noch <strong>in</strong> die Augen schauen. Er kam<br />

sich vor wie e<strong>in</strong> Schwerverbrecher, dem man vor versammelter Menge die Hosen heruntergezogen hatte. Ke<strong>in</strong>er hatte sich<br />

danach erkundigt, wie es ihm als K<strong>in</strong>d ergangen war, als se<strong>in</strong>e Mutter ihn quasi an den Arbeitstisch festgebunden hatte, oder<br />

wie er sich dabei gefühlt hatte, als se<strong>in</strong>e Mutter immer wieder absichtlich ihre Nagelfeile unter se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>gernägel gerammt<br />

hatte, um ihn für se<strong>in</strong>e Aufsässigkeit zu tadeln. All dies hatte niemanden bei dieser Gerichtsverhandlung <strong>in</strong>teressiert.<br />

Stattdessen hatte man nur auf se<strong>in</strong>e Mutter geschaut, die wehrlos <strong>in</strong> ihrem Rollstuhl gesessen hatte und das harmlose alte<br />

Mütterchen gespielt hatte, das von ihrem bösen Buben misshandelt worden war. Mit e<strong>in</strong>em mal war die Welt um ihn verrückt<br />

geworden und es gab nichts was er dagegen hätte tun können. Damals <strong>in</strong> Mondscharade als er noch zur Schule gegangen war,<br />

war alles immer so e<strong>in</strong>fach gewesen. Die im Abort waren die Bösen gewesen und er gehörte zu den Guten. Jetzt war er sich<br />

aber gar nicht mehr so sicher, wer eigentlich zu den Bösen gehörte und wer nicht. Die Fronten zwischen gut und böse waren<br />

für ihn zu e<strong>in</strong>em undurchdr<strong>in</strong>glichen Dschungel aus guten und bösen Handlungen verschmolzen. Mehr als jemals zuvor<br />

wünschte er sich, e<strong>in</strong>fach von hier weglaufen zu können und nie wieder <strong>in</strong> den Bau zurückkehren zu müssen. Doch hierzu<br />

würde er <strong>in</strong> nächster Zeit wohl nicht mehr als zu viel Gelegenheit haben, so wie die D<strong>in</strong>ge sich entwickelt hatten. Kam man<br />

<strong>in</strong> Sicherheitsverwahrung, so bedeutete dies, dass man für e<strong>in</strong>ige Tage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Glashaus auf e<strong>in</strong>em „Berg“ <strong>in</strong> der Nähe<br />

Mondscharades festgesetzt wurde. Dieses Glashaus war von allen Seiten von außen durch riesige Glasscheiben e<strong>in</strong>sehbar, so<br />

dass man sich <strong>in</strong> ihm nicht vor den Blicken neugieriger Besucher schützen konnte. Man wurde <strong>in</strong> diesem Gefängnis also wie<br />

e<strong>in</strong> Tier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Käfig öffentlich zur Schau gestellt. Jeder der an diesem Glashaus vorbeikam, konnte e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> dieses<br />

Gefängnis werfen und sich die Kreaturen anschauen, die die Jäger im Bau dort zur Strecke gebracht hatten. Selbst wenn man<br />

auf der Toilette dieses Hauses war, konnte man von außen beobachtet werden. E<strong>in</strong>ige Tage Sicherheitsverwahrung im<br />

Glashaus zu bekommen glich e<strong>in</strong>er Art öffentlichen Folterung. Man kam sich vor als müsse man sich vor allen anderen im<br />

Bau verantworten. E<strong>in</strong>e Vorstellung die das eigene Selbstbewusstse<strong>in</strong> auf das Heftigste strapazierte.<br />

Neben Walter und Monda musste sich auch Julius für e<strong>in</strong>e Weile <strong>in</strong> dieses Glashaus e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den. Im Gegensatz zu früher war er<br />

längst nicht mehr so gesprächig wie sonst immer. Man merkte ihm deutlich an, dass er sehr darunter litt was <strong>in</strong> den letzten<br />

Tagen geschehen war. Er schien sich schwere Vorwürfe zu machen, dass er sie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e privaten Querelen mit denen <strong>in</strong><br />

Mondscharade re<strong>in</strong>gezogen hatte. Und die Gerichtsverhandlung, die man gegen ihn abgehalten hatte, hatte vermutlich ihr<br />

übriges getan. Walter hatte se<strong>in</strong>e Gerichtsverhandlung schon als sehr unangenehm erlebt. Doch wie mochte es wohl Julius<br />

bei se<strong>in</strong>er Gerichtsverhandlung ergangen se<strong>in</strong>. Ihm hatte man wahrsche<strong>in</strong>lich auch noch das mit dem Terroranschlag auf die<br />

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