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The 'New Berlin' base: Nazis in the Antarctic - Project Camelot

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nur e<strong>in</strong> paar Tränen. Der Klang se<strong>in</strong>er Stimme ließ e<strong>in</strong>e deutliche <strong>in</strong>nere Enttäuschung und Frustration erkennen und auch<br />

se<strong>in</strong> Gesichtsausdruck wirkte nicht so als sei er zum Scherzen aufgelegt.<br />

Nachdem dieser Trauerkloss mit ihnen e<strong>in</strong> paar Belanglosigkeiten ausgetauscht hatte, begann er ihnen etwas über Hakima zu<br />

erzählen. Ihm zufolge gehörte die Hakima-Familie zu den wenigen Familien <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, deren Abkömml<strong>in</strong>ge immer wieder<br />

mal zur anderen Seite herüber wechselten. E<strong>in</strong>ige aus der Hakima-Familie blieben e<strong>in</strong> Leben lang bei den Gottesanbetern,<br />

während andere sich auch <strong>in</strong> späteren Jahren umentschieden und zu denen von der anderen Seite herüber wechselten.<br />

Wie um se<strong>in</strong>e Behauptungen zu bestätigen führte der Trauerkloss ihnen nun e<strong>in</strong>en Augenfilm über e<strong>in</strong>en jungen Hakima-<br />

Sprössl<strong>in</strong>g vor. In diesem Film sah man zunächst wie sich Hakima mit e<strong>in</strong>er blonden Frau, die Walter noch nie zuvor gesehen<br />

hatte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Garten neben dem Spukhaus unterhielt. Später bekam er dann von derselben Frau e<strong>in</strong>e Gieskanne <strong>in</strong> die Hand<br />

gedrückt und sollte damit offenbar die Blumen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Garten neben dem Spukhaus gießen. Walter hatte e<strong>in</strong>en derartigen<br />

Garten noch nie <strong>in</strong> der Nähe des Spukhauses gesehen. Offenbar war dieser Film also schon etwas älter. Wie man im Film<br />

unschwer erkennen konnte, hatte der Hakima-Junge am Blumengießen überhaupt ke<strong>in</strong>en Spaß. E<strong>in</strong>ige der Blumen im Garten<br />

ersäufte er regelrecht mit Wasser, während er anderen fast überhaupt ke<strong>in</strong> Wasser gab. Im Film hörte man ihn dabei laut<br />

denken, dass er ke<strong>in</strong>e bescheuerten Blumen gießen wollte, sondern dass er lieber im Spukhaus arbeiten gehen wollte.<br />

Wenig später sah man dann Hakima alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zimmer neben e<strong>in</strong>em Bett stehen wo er offensichtlich von anderen<br />

K<strong>in</strong>dern im Hausflur gehänselt wurde. Auf jeden Fall ist er alle<strong>in</strong>e während die anderen K<strong>in</strong>der im Flur alle mite<strong>in</strong>ander<br />

spielen. Während man all dies im Film sieht, sagt e<strong>in</strong>e Stimme im Film, dass Hakima nun bereit gewesen wäre zu denen von<br />

der anderen Seite überzuwechseln. Man habe deshalb nach ihm geschickt und ihn anschließend dann zu sich <strong>in</strong> den<br />

Fegekasten e<strong>in</strong>geladen.<br />

Anschließend taucht die Szenerie des Fegekastens auf, <strong>in</strong> der sie sich selbst auch gerade befanden. Die Protagonisten <strong>in</strong><br />

diesem Film waren damals aber offenbar andere als heute. Im Fegekasten angekommen wird Hakima gebeten, vor e<strong>in</strong>er<br />

Tränenschale an der Wand niederzuknien und dort um se<strong>in</strong>en im Krieg gefallenen Vater zu trauern. Wortwörtlich wurde ihm<br />

gesagt, dass man <strong>in</strong> dieser Tränenschale vor ihm gerne e<strong>in</strong> paar Tränen von ihm sammeln würde, um ihn zu prüfen. Walter<br />

er<strong>in</strong>nerte diese Szene unangenehm an se<strong>in</strong>e eigene Vergangenheit. „Komisch“ dachte er, „dass Hakimas Vater auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Krieg gefallen ist.“ Aber ansche<strong>in</strong>end war se<strong>in</strong> Vater nicht der e<strong>in</strong>zige Vater im Bau gewesen, der beim letzten Krieg im Bau<br />

umgekommen war.<br />

Anstatt sich vor der Tränenschale an der Wand zu verneigen und dort e<strong>in</strong> paar Tränen zu vergießen, stand Hakima kaum dass<br />

er sich h<strong>in</strong>gekniet hatte prompt wieder auf und sagte laut, dass er nicht um se<strong>in</strong>en Vater we<strong>in</strong>en könne. Er fühle sich se<strong>in</strong>em<br />

Vater nicht sonderlich verbunden, weshalb er auch nicht um ihn we<strong>in</strong>en wolle. Der Kralbruder neben ihm gab ihm nun zu<br />

verstehen, dass er schon allen Grund habe um se<strong>in</strong>en Vater zu trauern und das im Übrigen das Trauern um se<strong>in</strong>en Vater auch<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Vorraussetzung sei, um <strong>in</strong> den Kral überhaupt aufgenommen zu werden. In ihrer Trauer um ihre Väter, sagte er,<br />

seien sie alle hier vere<strong>in</strong>t. Er würde daher auch niemanden <strong>in</strong> den Kral neu aufnehmen, der nicht e<strong>in</strong> paar Tränen für se<strong>in</strong>en<br />

im Krieg gefallenen Vater vergossen hätte….usw.. Am Ende se<strong>in</strong>es Vortrags über die gefallenen Väter im Bau wies er<br />

schließlich noch auf e<strong>in</strong> paar Schilder an der Wand auf denen D<strong>in</strong>ge wie „100 Tote, Krieg 1910“ oder „Preußenkrieg, 300<br />

Tote“ oder „Schlacht um Berl<strong>in</strong>, 20 Tote“ …usw. vermerkt waren. Während er e<strong>in</strong>s dieser Schilder nach dem anderen<br />

Hakima unter die Augen rieb, fragte er Hakima ob er das gut f<strong>in</strong>de, dass er um all diese vielen gefallenen Väter nicht we<strong>in</strong>en<br />

könne. Schließlich seien all diese Menschen wie er auch gewesen, die e<strong>in</strong> Recht darauf hätten, dass man sie achtete wie jeden<br />

anderen Menschen auch. Für jeden e<strong>in</strong>zelnen von ihnen habe er vielleicht nicht genug Tränen übrig, aber für e<strong>in</strong>en von ihnen<br />

habe er doch ganz sicher e<strong>in</strong>e Träne übrig. Oder sei das <strong>in</strong> der vergifteten Atmosphäre hier <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (!) nicht möglich, dass<br />

man um se<strong>in</strong>en ermordeten Vater nicht trauern könne?<br />

Dieser Seitenhieb auf Hakimas Gefühlskälte reichte, um se<strong>in</strong> Herz zu rühren. Es dauerte nicht lange und Hakima begann<br />

kläglich, um se<strong>in</strong>en gefallenen Vater zu we<strong>in</strong>en. Se<strong>in</strong>e Trauer schien dabei echt und nicht gespielt zu se<strong>in</strong>, wie wenige<br />

Augenblicke später im H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>e andere Stimme bestätigte. Offenbar verfügten die im Kral über Möglichkeiten<br />

herauszuf<strong>in</strong>den, ob ihnen jemand etwas vorspielte oder nicht. Während Hakima leise vor sich h<strong>in</strong>wimmerte, hielt der Mann<br />

neben ihm die Tränenschale dicht an se<strong>in</strong>en Kopf heran, so als wolle er mit ihr se<strong>in</strong>e Tränen aufsammeln. Dabei gab er<br />

jemand h<strong>in</strong>ter sich e<strong>in</strong> Handzeichen so als könne dieser nun mit etwas beg<strong>in</strong>nen was vorher nicht möglich gewesen war. E<strong>in</strong>e<br />

Weile sieht man nun Hakima vor der Tränenschale knien und dabei jämmerlich vor sich h<strong>in</strong> zu schluchzen. Ende dieses<br />

Films. E<strong>in</strong>e passendere E<strong>in</strong>stimmung auf die D<strong>in</strong>ge, die nun auf sie zukommen sollten, wäre wohl kaum denkbar gewesen.<br />

Denn natürlich kam e<strong>in</strong>e ganz ähnliche Prozedur nun auch auf sie zu.<br />

Als Walter sich nach Monda umschauen wollte um sich zu erkundigen wie ihr der Film gefallen hatte, musste er zu se<strong>in</strong>em<br />

Erstaunen feststellen, dass sie ganz <strong>in</strong> Tränen aufgelöst war. Offenbar hatte sie der Film über Hakima zu Herzen gerührt. Der<br />

Stress der letzten Tage und dann dieser schreckliche Film über Hakima, das war wohl alles zu viel für sie gewesen. E<strong>in</strong>e Frau<br />

aus dem Kral nahm sie nun beiseite und führte sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> benachbartes Zimmer. Walter schaute ihr verwundert nach. Ihm<br />

wurde aber nicht erlaubt, Monda <strong>in</strong> das benachbarte Zimmer zu folgen. Doch was dort so mit Monda geschah, konnte man<br />

unschwer erraten. Denn kurz nachdem sie <strong>in</strong> das Nachbarzimmer verschwunden war, hörte man schreckliches Wehgeschrei<br />

aus dem Nachbarzimmer, dass sich anhörte als käme es von Monda. Immer wieder stieß sie stöhnend hervor:<br />

„Aaaaaaaaaaaaa-aaahhhrrrrrrhhhhhh Aaaaaaaaaaahhhhhrhhrrrhhh…usw.!“ Offenbar hatte man ihr nun obendre<strong>in</strong> auch noch<br />

e<strong>in</strong>en orangen Rosenkranz aufgesetzt, um ihr Gelegenheit dazu zu geben, ihr Herz ganz vor ihrem neuen Herrn<br />

auszuschütten. Walter schwante nichts Gutes. Kam Ähnliches womöglich auch noch auf ihn zu?<br />

Fegekastenbruder zu Walter: „So und nun zu dir, Bruder. Erzähl uns mal was von dir. Was denkst du was wir hier so im<br />

Fegekasten machen?“<br />

Walter verblüfft: „Weiß ich auch nicht! Was macht ihr denn hier so? We<strong>in</strong>en?“<br />

Fegekastenbruder: „Wir befassen uns hier mit den Lebensgeschichten von Personen, denen man im Bau übel mitgespielt hat.<br />

Wir sammeln hier solche Geschichten?“ Walter sagte nichts zu all dem.<br />

Fegekastenbruder: „Wir würden hier zunächst gerne de<strong>in</strong>e Lebensgeschichte aufnehmen, was bei dir im Leben so alles schief<br />

gelaufen ist. Für solche D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong>teressieren wir uns hier! Möchtest du uns darüber etwas erzählen?“<br />

Walter mit jammernder Stimme: „Ne<strong>in</strong> ich will aber nicht mit euch zusammen arbeiten! Ich will euch nichts erzählen! Ich<br />

will nichts mit euch zu tun haben!“<br />

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