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Deutsch (27.2 MB) - Nagra

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- 98-<br />

6.4 GNEISMETAMORPHOSE<br />

Die texturellen Phãnomene der Gneise zeigen, dass<br />

es sich beim Weiacher Kristallin um hochmetamorphe<br />

Gesteine mit verschieden starker migmatischer<br />

Überprãgung handelt. Die kleinen Pegmatite<br />

und pegmatoiden Ãderchen sind sicher mehr oder<br />

weniger in situ-Bildungen, die kleinen und mittleren<br />

Aplite dürften wenig weit intrudierte Schmelzen aus<br />

nahegelegenen Gebieten mit etwas stãrkerer Aufschmelzung<br />

darstellen. Ein weiteres Argument dafür,<br />

das s die Aplite und Pegmatite nicht zur spãtestvariszischen<br />

Ganggefolgschaft gehõren, ist das gãnzliche<br />

Fehlen von Gãngen in den oberkarbonischen<br />

Sedimenten über dem Kristallin. Eine Ausnahme<br />

kõnnte der Gangkomplex von 2'228 m-2'262 m<br />

(Kap. 6.3.5, 6.7.1.3 darstellen.<br />

Die sich lokal ganz unterschiedlich stark auswirkende<br />

migmatische Überprãgung schuf eine grosse<br />

texturelle Vielfalt und wurde ganz analog im<br />

Schwarzwald von MEHNERT (1953, 1957, 1962,<br />

1963, 1968) im Detail beschrieben. Es spielten sich<br />

dabei vor allem die Prozesse der Plagioklas-Blastese,<br />

der Bildung s-paralleler Leukosome (sei es im Festzustand<br />

oder durch lokales Schmelzen) und der Entstehung<br />

lokaler granitischer Schmelzen ab. Die võllig<br />

unterschiedliche Ausprãgung dieser Vorgãnge in den<br />

Weiacher Gneisen dürfte auf die primãre mineralogische<br />

Variabilitãt und auf unterschiedliche Wassergehalte<br />

der Gesteine zurückzuführen sein.<br />

Da die Gesteine vor der Überprãgung durch die<br />

migmatische Umwandlung schon als Biotit-Plagioklas-Gneise<br />

vorlagen, müssen sie vorgãngig bereits<br />

eine Regionalmetamorphose in Amphibolithfazies<br />

erlebt haben. Die Regionalmetamorphose und die<br />

migmatische Überprãgung dürfte, in Analogie zum<br />

Schwarzwald, zur kaledonischen Gebirgsbildung<br />

gehõren (Ordovicium, ca. 480-490 MioJ.; HOF­<br />

MANN & KÕHLER, 1973; STEIGER, BÃR &<br />

BÜSCH, 1973).<br />

Die Weiacher Gneise enthalten mit überwiegend<br />

Quarz, Plagioklas, Biotit und Kalifeldspat (± Homblende)<br />

kaum Mineralparagenesen, die für prãzisere<br />

Druck-Temperaturabschãtzungen geeignet sind. Aus<br />

dem Vorkommen lokaler granitischer Schmelzen,<br />

von reliktischem Sillimanit in Kalifeldspat-haltigem<br />

Gneis und von pinitisiertem Cordierit kann auf Temperaturen<br />

von 650-700°C und Drucke unterhalb 5-<br />

6 kb für die Migmatisierungsphase geschlossen werden,<br />

was mit den für den Mittel- und Südschwarzwald<br />

postulierten Werten im Bereich von 600-700°C<br />

bei 2-6 kb übereinstimmt (ALTHERR, 1975; LIM,<br />

1979; BÜSCH et al., 1980; KRÜTZFELD, 1980;<br />

LÃMMLIN, 1981). MAZUREK (1987) ermittelte<br />

für die Metapelite der Bohrungen Kaisten und Leuggem<br />

650-700"C bei 3-4 kb.<br />

Die bei der amphibolithfaziellen Regionalmetamorphose<br />

ausgebildete Planartextur verlãuft parallel zur<br />

Stoftbãnderung, wie das auch im ganzen Süd- und<br />

Mittelschwarzwald der Fall ist. Bei den selten beobachtbaren<br />

Falten handelt es sich um offene, fast<br />

zylindrische Typen. In der ganzen Bohrung liegt das<br />

Gneisplanar, das durch die eingeregelten Biotite<br />

gebildet wird, meistens flach, mit einem Fallwinkel<br />

unter 30°. Die 25 verfügbaren, orientierten Messdaten<br />

aus dem obersten Abschnitt des Kristallins zeigen<br />

ein bevorzugtes NNW- bis NNE-Fallen<br />

(Beil. 6.7).<br />

6.5 POSTMETAMORPHE DEFORMATIONEN<br />

Neben der in Kapitel 6.4 erwãhnten hochmetamorphen<br />

Gefügeüberprãgung wurde das Weiacher Kristallin<br />

vor allem von bedeutenden Sprõddeformationen<br />

stark beeinflusst, welche zu einer Kataklase und<br />

zu Klüftungen führten.<br />

6.5.1 Aufnahme der Strukturen auf der<br />

Bohrstelle und ihre Auswertung<br />

Die Erfassung und Vermessung der Strukturen auf<br />

der Bohrstelle erfolgte im Kristallin mittels der in<br />

NTB 81-07 und in MÜLLER et al. (NTB 84-03) detailliert<br />

beschriebenen Bohrkemabwicklung. Nach<br />

der Kernabwicklung wurden die Strukturdaten in<br />

codierter Form (MÜLLER et al., NTB 84-02) in die<br />

tabellarischen Computererfassungsblãtter der <strong>Nagra</strong>­<br />

Datenbank NAGRADATA eingetragen.<br />

Bei der Kernbeschreibung auf der Bohrstelle wurden<br />

für jede einzelne Struktur die folgenden Charakteristiken<br />

registriert: Teufe, Kurzbeschrieb, Durchtrennung<br />

der Diskontinuitãtsflãchen, offene Trennflãchen,<br />

Verheilungs- bzw. Füllungsgrad der Kluft,<br />

Kluftmineralien, Kluftdicke, Kontinuitãt der Kluft,<br />

Verãnderung des Nebengesteins, Ausbildung der<br />

Kluftflãche sowie Orientierung der Trennflãchen.<br />

Ihre Erlãuterung ist im NTB 84-03 zu fmden.<br />

Von den 461.80 Metern durchteuften kristallinen<br />

Grundgebirges (2'020.40-2'482.20 m Teufe) wurden<br />

300.90 m gekemt und 160.90 m gemeisselt. In der<br />

gekernten Strecke gingen zudem 52.10 m durch<br />

Kernverluste verloren. Darum liegen insgesamt nur<br />

von 248.8 m Kristallinkerne und somit direkte Strukturbeobachtungen<br />

vor. Von diesen 248.8 m konnten

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