Deutsch (27.2 MB) - Nagra
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6.4 GNEISMETAMORPHOSE<br />
Die texturellen Phãnomene der Gneise zeigen, dass<br />
es sich beim Weiacher Kristallin um hochmetamorphe<br />
Gesteine mit verschieden starker migmatischer<br />
Überprãgung handelt. Die kleinen Pegmatite<br />
und pegmatoiden Ãderchen sind sicher mehr oder<br />
weniger in situ-Bildungen, die kleinen und mittleren<br />
Aplite dürften wenig weit intrudierte Schmelzen aus<br />
nahegelegenen Gebieten mit etwas stãrkerer Aufschmelzung<br />
darstellen. Ein weiteres Argument dafür,<br />
das s die Aplite und Pegmatite nicht zur spãtestvariszischen<br />
Ganggefolgschaft gehõren, ist das gãnzliche<br />
Fehlen von Gãngen in den oberkarbonischen<br />
Sedimenten über dem Kristallin. Eine Ausnahme<br />
kõnnte der Gangkomplex von 2'228 m-2'262 m<br />
(Kap. 6.3.5, 6.7.1.3 darstellen.<br />
Die sich lokal ganz unterschiedlich stark auswirkende<br />
migmatische Überprãgung schuf eine grosse<br />
texturelle Vielfalt und wurde ganz analog im<br />
Schwarzwald von MEHNERT (1953, 1957, 1962,<br />
1963, 1968) im Detail beschrieben. Es spielten sich<br />
dabei vor allem die Prozesse der Plagioklas-Blastese,<br />
der Bildung s-paralleler Leukosome (sei es im Festzustand<br />
oder durch lokales Schmelzen) und der Entstehung<br />
lokaler granitischer Schmelzen ab. Die võllig<br />
unterschiedliche Ausprãgung dieser Vorgãnge in den<br />
Weiacher Gneisen dürfte auf die primãre mineralogische<br />
Variabilitãt und auf unterschiedliche Wassergehalte<br />
der Gesteine zurückzuführen sein.<br />
Da die Gesteine vor der Überprãgung durch die<br />
migmatische Umwandlung schon als Biotit-Plagioklas-Gneise<br />
vorlagen, müssen sie vorgãngig bereits<br />
eine Regionalmetamorphose in Amphibolithfazies<br />
erlebt haben. Die Regionalmetamorphose und die<br />
migmatische Überprãgung dürfte, in Analogie zum<br />
Schwarzwald, zur kaledonischen Gebirgsbildung<br />
gehõren (Ordovicium, ca. 480-490 MioJ.; HOF<br />
MANN & KÕHLER, 1973; STEIGER, BÃR &<br />
BÜSCH, 1973).<br />
Die Weiacher Gneise enthalten mit überwiegend<br />
Quarz, Plagioklas, Biotit und Kalifeldspat (± Homblende)<br />
kaum Mineralparagenesen, die für prãzisere<br />
Druck-Temperaturabschãtzungen geeignet sind. Aus<br />
dem Vorkommen lokaler granitischer Schmelzen,<br />
von reliktischem Sillimanit in Kalifeldspat-haltigem<br />
Gneis und von pinitisiertem Cordierit kann auf Temperaturen<br />
von 650-700°C und Drucke unterhalb 5-<br />
6 kb für die Migmatisierungsphase geschlossen werden,<br />
was mit den für den Mittel- und Südschwarzwald<br />
postulierten Werten im Bereich von 600-700°C<br />
bei 2-6 kb übereinstimmt (ALTHERR, 1975; LIM,<br />
1979; BÜSCH et al., 1980; KRÜTZFELD, 1980;<br />
LÃMMLIN, 1981). MAZUREK (1987) ermittelte<br />
für die Metapelite der Bohrungen Kaisten und Leuggem<br />
650-700"C bei 3-4 kb.<br />
Die bei der amphibolithfaziellen Regionalmetamorphose<br />
ausgebildete Planartextur verlãuft parallel zur<br />
Stoftbãnderung, wie das auch im ganzen Süd- und<br />
Mittelschwarzwald der Fall ist. Bei den selten beobachtbaren<br />
Falten handelt es sich um offene, fast<br />
zylindrische Typen. In der ganzen Bohrung liegt das<br />
Gneisplanar, das durch die eingeregelten Biotite<br />
gebildet wird, meistens flach, mit einem Fallwinkel<br />
unter 30°. Die 25 verfügbaren, orientierten Messdaten<br />
aus dem obersten Abschnitt des Kristallins zeigen<br />
ein bevorzugtes NNW- bis NNE-Fallen<br />
(Beil. 6.7).<br />
6.5 POSTMETAMORPHE DEFORMATIONEN<br />
Neben der in Kapitel 6.4 erwãhnten hochmetamorphen<br />
Gefügeüberprãgung wurde das Weiacher Kristallin<br />
vor allem von bedeutenden Sprõddeformationen<br />
stark beeinflusst, welche zu einer Kataklase und<br />
zu Klüftungen führten.<br />
6.5.1 Aufnahme der Strukturen auf der<br />
Bohrstelle und ihre Auswertung<br />
Die Erfassung und Vermessung der Strukturen auf<br />
der Bohrstelle erfolgte im Kristallin mittels der in<br />
NTB 81-07 und in MÜLLER et al. (NTB 84-03) detailliert<br />
beschriebenen Bohrkemabwicklung. Nach<br />
der Kernabwicklung wurden die Strukturdaten in<br />
codierter Form (MÜLLER et al., NTB 84-02) in die<br />
tabellarischen Computererfassungsblãtter der <strong>Nagra</strong><br />
Datenbank NAGRADATA eingetragen.<br />
Bei der Kernbeschreibung auf der Bohrstelle wurden<br />
für jede einzelne Struktur die folgenden Charakteristiken<br />
registriert: Teufe, Kurzbeschrieb, Durchtrennung<br />
der Diskontinuitãtsflãchen, offene Trennflãchen,<br />
Verheilungs- bzw. Füllungsgrad der Kluft,<br />
Kluftmineralien, Kluftdicke, Kontinuitãt der Kluft,<br />
Verãnderung des Nebengesteins, Ausbildung der<br />
Kluftflãche sowie Orientierung der Trennflãchen.<br />
Ihre Erlãuterung ist im NTB 84-03 zu fmden.<br />
Von den 461.80 Metern durchteuften kristallinen<br />
Grundgebirges (2'020.40-2'482.20 m Teufe) wurden<br />
300.90 m gekemt und 160.90 m gemeisselt. In der<br />
gekernten Strecke gingen zudem 52.10 m durch<br />
Kernverluste verloren. Darum liegen insgesamt nur<br />
von 248.8 m Kristallinkerne und somit direkte Strukturbeobachtungen<br />
vor. Von diesen 248.8 m konnten