Potenzialanalyse Seniorenwirtschaft - Regionalverband ...
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Klassische deutsche Alten- und Pflegeheime tun sich mit der Betreuung<br />
ausländischer Senioren in der Regel schwer und werden den heterogenen<br />
Bedürfnissen der Angehörigen unterschiedlicher Kulturkreise selten<br />
gerecht. Es ist zu erwarten, dass insbesondere Frauen Probleme damit<br />
haben werden, im Alter von Fremden medizinisch betreut und gepflegt<br />
zu werden. Vor diesem Hintergrund wurde im Jahre 2004 eine Kampagne<br />
von rund 200 deutschen, österreichischen und schweizerischen Organisationen<br />
für eine „kultursensible Altenhilfe“ ins Leben gerufen, die zu<br />
Beginn des Jahres 2006 auslief. Unter dem Motto „aufeinander zugehen<br />
– voneinander lernen“ haben die Träger der Freien Wohlfahrtspflege<br />
und diverse Altenhilfeverbände einen Forderungs- bzw. Selbstverpflichtungskatalog<br />
aufgestellt.146 Ziel ist der Abbau von Sprachbarrieren und<br />
Informationsdefiziten, aber auch die Koordination von Beratungs- und<br />
Vermittlungsaufgaben sowie die Qualifikation des Pflegepersonals für den<br />
Umgang mit Migranten. Seither hat sich einiges getan – vorzugsweise in<br />
den Großstädten, in denen die Mehrheit der älteren Migranten heimisch<br />
geworden ist. Die Evangelische Fachhochschule Hannover entwickelte<br />
entsprechende Ausbildungsmodule, die in fünf hessischen Altenpflegeschulen<br />
erprobt wurden und mittlerweile ihren Niederschlag in einem<br />
Fachhandbuch des Bundssozialministeriums gefunden haben.<br />
In ihrem Leitbild zur Weiterentwicklung der Altenhilfe hat die Stadt Braunschweig<br />
dem Thema MigrantInnen ein besonderes Kapitel gewidmet. Zu<br />
dem Thema wurde eine eigene Arbeitsgruppe gebildet. Die Stadt Braunschweig<br />
will damit deutlich machen, dass sie die interkulturelle Öffnung<br />
von Diensten und Einrichtungen der Altenhilfe und die Entwicklung von<br />
interkulturellen Kompetenzen von Beschäftigten der Altenhilfe fördert.<br />
Neben der Bildung und Unterstützung von Netzwerken aus den Bereichen<br />
Migration und Altenhilfe will die Stadt durch Beratung, Bildung und Hilfe<br />
zur Selbsthilfe dazu beitragen, dass Barrieren zwischen älteren Migrantinnen<br />
und Institutionen der Altenhilfe überwunden werden. Außerdem<br />
soll neben dem Angebot an bedarfsgerechten Wohnformen eine interkulturelle<br />
Öffnung von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen<br />
gefördert werden.<br />
Auch in Stadt und Landkreis Göttingen betrachten immer mehr Migranten,<br />
die bei Ihrer Ankunft Arbeit oder Schutz suchten, Deutschland mittlerweile<br />
als ihre zweite Heimat und möchten auch im Alter hier bleiben. Lückenhafte<br />
Deutschkenntnisse, andere Ess- und Lebensgewohnheiten und fremde<br />
religiöse Bräuche stellen die Einrichtungen der Altenpflege vor neue Herausforderungen.<br />
Ambulante Pflegedienste in Stadt und Landkreis haben<br />
bestätigt, dass in der Behandlungspflege migrantenspezifische Probleme<br />
auftreten. Neben der Scham sei auch der unterschiedliche Glauben ein<br />
Hindernis in der Kommunikation und im Umgang zwischen Pflegekräften<br />
und Klienten. Außerdem sei ein häufiges Problem, dass Klienten aus dem<br />
Migrationskontext sich nicht immer an verabredete Termine halten.<br />
In einem Gespräch mit der Göttinger Migrantenberatungsstelle wurde<br />
deutlich, dass bei der Beurteilung der Pflege älterer MigrantInnen zwischen<br />
unterschiedlichen Herkunftsländern, Kulturen, Bildungs- und Familienstand<br />
differenziert werden muss. Daraus erwachsen unterschiedliche<br />
146 http://www.kultursensible-altenhilfe.net<br />
153<br />
Gestaltungsfelder der<br />
<strong>Seniorenwirtschaft</strong>