Potenzialanalyse Seniorenwirtschaft - Regionalverband ...
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Nach dem SGB XII haben Personen ab dem 65. Lebensjahr Anspruch auf<br />
Grundsicherung, wenn der Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln<br />
bestritten werden kann. Nicht alle Anspruchsberechtigten kennen diese<br />
Rechtslage. Andererseits gibt es viele, die ihre Rechte zwar kennen, sie<br />
aber nicht wahrnehmen, weil sie sich scheuen, der Allgemeinheit zur<br />
Last zu fallen.<br />
Während bislang viele NeurentnerInnen und Pensionäre über eine<br />
durchgängige Erwerbsbiographie verfügen, haben viele der künftigen<br />
Renten- und Pensionsbezieher geringere Ansprüche z. B. gegenüber<br />
den Rentenkassen. Vielfach wird nicht mehr durchgängig gearbeitet, die<br />
Berufstätigkeit wird vielmehr in prekären Arbeitsverhältnissen ausgeübt.<br />
Dazu gehören Teilzeitarbeitsverhältnisse, Tätigkeiten auf Honorarbasis und<br />
(projektorientierte) befristete Tätigkeit. Altersarmut, insbesondere unter<br />
alleinstehenden Frauen, existiert nach wie vor, doch das Verarmungsrisiko<br />
hat sich bei älteren Menschen gegenüber den 60er- und 70er-Jahren<br />
stark verringert.<br />
Ein weiterer Aspekt ist der Beschluss der Bundesregierung, schrittweise<br />
die Rente mit 67 einzuführen. Künftige wirtschaftliche Probleme älterer<br />
Personen dürften also multifaktoriell bedingt sein. Wer in der Erwerbsbiographie<br />
erhebliche Lücken aufweist, verfügt in der Regel auch über<br />
weniger sozialen Rückhalt. Personen, die durchgehend berufstätig sind<br />
oder aber freiwillig nicht arbeiten, leben in vielen Fällen gesundheitsbewusster<br />
und sind weniger anfällig für Drogenprobleme. In der soziologischen<br />
Forschung werden auch Zusammenhänge zwischen einem hohen<br />
Bildungsgrad und der Fähigkeit zu perspektivischer Lebensplanung hergestellt.<br />
Faktoren wie diese tragen dazu bei, das Armutsrisiko im Alter zu<br />
erhöhen. Sie erschweren zudem die Bemühungen auch von Kommunen,<br />
ältere Personen aus der Einsamkeit zu holen und in das gesellschaftliche<br />
Leben zu integrieren.<br />
Viele der heute angebotenen Produkte und Dienstleistungen für SeniorInnen<br />
sind noch immer teuer und ähneln Luxusartikeln. Die <strong>Seniorenwirtschaft</strong><br />
steht vor der Aufgabe, preiswerte und gleichwohl qualitativ<br />
hochwertige Produkte zu erschwinglichen Preisen anzubieten.<br />
Nach Einschätzung der Verantwortlichen der Stadt- und Gemeindeverwaltungen<br />
im Landkreis Göttingen ist die Armut im Alter bislang noch<br />
kein zentrales Thema. Ökonomische Probleme Älterer sind danach zwar<br />
vorhanden, können aber noch nicht pauschal als Armut qualifiziert werden.<br />
Zudem sind die Probleme meist nicht offen erkennbar. Betroffene<br />
schildern die Probleme, wenn überhaupt, eher verschämt. Viele derjenigen,<br />
die jetzt im Rentenalter sind, haben Kriegs- und Nachkriegszeiten<br />
kennengelernt und sind es gewohnt, bescheiden und sparsam zu leben.<br />
Vielfach herrschen, gerade auf dem Land, intakte Familienverhältnisse<br />
mit gegenseitiger materieller Unterstützung vor. Bei der Erbringung von<br />
Dienstleistungen, z. B. im Handwerk, spielt die gegenseitige Unterstützung<br />
eine große Rolle.<br />
17 Prof. Dr. Fred Karl, FB Sozialwesen der Universität Kassel, am 7. Juli 2006 in Kassel<br />
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SeniorInnen in der<br />
Gesellschaft