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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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über die durchschnittliche Anzahl an Trefftagen), gelten als negativ strukturiert. 56 E<strong>in</strong>e solche<br />

Struktur steht, so e<strong>in</strong>e zweite Erkenntnis, <strong>in</strong>sbesondere mit dem Gewaltverhalten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung,<br />

<strong>in</strong>sofern die Jugendlichen <strong>in</strong> diesen Gruppen signifikant häufiger als Jugendliche <strong>in</strong><br />

positiv strukturierten Cliquen Gewalttaten begehen. Auch Diebstahldelikte <strong>und</strong> der Verkauf<br />

von Raubkopien geschehen sehr viel seltener aus positiv strukturierten Gruppen heraus.<br />

Abbildung 33: E<strong>in</strong>schätzungen nach Gruppenstruktur, 9. Jahrgangsstufe (<strong>in</strong> %; gewichtete Daten; fett:<br />

signifikant bei p < .05)<br />

100<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

68,3<br />

63,2<br />

46,9<br />

Institutionenvertrauen<br />

35,1<br />

17,5<br />

15,4<br />

16,2<br />

10,9 11,9 10,9<br />

6,9<br />

Deprivationswahrnehmung<br />

del<strong>in</strong>quente<br />

Cliquenkultur<br />

30,1<br />

5 <strong>und</strong> mehr<br />

del<strong>in</strong>quente Fre<strong>und</strong>e<br />

Clique: positiv<br />

Clique: teils/teils<br />

Clique: negativ<br />

E<strong>in</strong>e Deutung für diese Zusammenhänge kann unter Bezug auf weitere Variablen gef<strong>und</strong>en<br />

werden. E<strong>in</strong>e eher negative Zusammensetzung der Gruppe hat Auswirkungen auf die Gruppenkultur,<br />

die gewalttätige Übergriffe mehr oder weniger wahrsche<strong>in</strong>licher macht. Dies wird<br />

u.a. dadurch deutlich, dass Jugendliche, die negativ strukturierten Cliquen angehören dreimal<br />

häufiger als Jugendliche aus positiv strukturierten Cliquen fünf <strong>und</strong> mehr del<strong>in</strong>quente Fre<strong>und</strong>e<br />

kennen (Abbildung 33). Ebenfalls dreimal häufiger f<strong>in</strong>det sich hier e<strong>in</strong>e del<strong>in</strong>quente Cliquenkultur,<br />

die über Aussagen wie „Um Spaß zu haben, tun wir schon mal was Verbotenes“ oder<br />

„Um die Interessen unserer Clique durchzusetzen, pfeifen wir schon mal auf Gesetze oder<br />

Verbote“. Das Verhältnis zu Repräsentanten des deutschen Staates erweist sich <strong>in</strong> negativ<br />

strukturierten Gruppen zudem als gestört: Nur 46,9 % der Angehörigen solcher Cliquen weisen<br />

e<strong>in</strong> hohes Institutionenvertrauen (<strong>in</strong> Polizei, <strong>in</strong> Recht <strong>und</strong> Gesetz 57 ) auf, <strong>in</strong> positiv strukturierten<br />

Gruppen s<strong>in</strong>d es 68,3 %. Tendenziell f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> solchen Gruppen auch häufiger<br />

Deprivationswahrnehmungen; d.h. die Cliquenmitglieder s<strong>in</strong>d hier eher der Me<strong>in</strong>ung, dass es<br />

den Leuten <strong>in</strong> der Clique verglichen mit anderen Jugendlichen schlechter geht, dass die Leute<br />

unzufrieden s<strong>in</strong>d mit ihrer Lebenssituation bzw. dass sie sich von der Politik <strong>und</strong> dem deutschen<br />

Staat im Stich gelassen fühlen. Die Unterschiede zu Jugendlichen aus weniger negativ<br />

strukturierten Gruppen fallen hier bei aber nicht ganz so groß aus.<br />

56 Konkret wurden für jede Variable Terzile gebildet, d.h. die Jugendlichen wurden jeweils <strong>in</strong> drei etwa<br />

gleichgroße Gruppen e<strong>in</strong>geteilt (0 = positiv, 1 = teils/teils, 2 = negativ). Anschließend wurde aus den vier<br />

E<strong>in</strong>zelvariablen e<strong>in</strong> Summen<strong>in</strong>dex gebildet. Jugendliche mit Werten zwischen null <strong>und</strong> zwei wurden zur Gruppe<br />

der Cliquenmitglieder mit positiver Struktur zusammengefasst, Jugendliche mit Werten zwischen sechs <strong>und</strong> acht<br />

zur Gruppe der Mitglieder mit negativer Struktur.<br />

57 Vgl. für den Wortlaut der Items Kapitel 7.3.6.

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