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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Förderschülern getrunken. Die Haupt- <strong>und</strong> Gesamtschulen bzw. Gymnasien <strong>und</strong> Waldorfschüler<br />

unterscheiden sich hier kaum vone<strong>in</strong>ander. Auch wenn die Analysen an dieser Stelle<br />

auf die deutschen Jugendlichen beschränkt werden, ergeben sich für Haupt- <strong>und</strong> Gesamtschulen<br />

vergleichbare Prävalenzraten; die Gymnasien liegen nur um fünf Prozentpunkte darunter.<br />

Der Alkoholkonsum stellt also e<strong>in</strong>e Form abweichenden Verhaltens, das auch von Gymnasiasten<br />

begangen wird; diese s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick auf das Tr<strong>in</strong>ken mith<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Verhaltensvorbilder<br />

wie sie dies u.a. im H<strong>in</strong>blick auf das Gewaltverhalten s<strong>in</strong>d. Beim Nikot<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Cannabiskonsum<br />

weisen die Gymnasiasten jedoch die ger<strong>in</strong>gste Belastung auf. Jeder siebte Gymnasiast/Waldorfschüler<br />

gehört zu den regelmäßigen Rauchern. Bei den Hauptschülern rauchen<br />

zwei von fünf Jugendlichen, also fast dreimal so viele. Cannabis wurde <strong>in</strong>nerhalb des letzten<br />

Jahres von jedem dritten Hauptschüler m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal probiert; sie s<strong>in</strong>d damit wieder mit<br />

Abstand die am stärksten belastete Gruppe.<br />

Entsprechend verschiedener Studien erweist sich Drogenkonsum als e<strong>in</strong> Bed<strong>in</strong>gungsfaktor<br />

del<strong>in</strong>quenten Verhaltens. E<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Polizeiliche Krim<strong>in</strong>alstatistik (PKS) zeigt, dass e<strong>in</strong><br />

enger Bezug zwischen Drogenkonsum <strong>und</strong> Krim<strong>in</strong>alität existiert: Alle aufgeklärten Fälle zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegt berichtet die PKS, dass bei jedem zehnten Tatverdächtigen Alkohole<strong>in</strong>fluss bei<br />

der Tatbegehung festgestellt wurde; bei Gewaltdelikten ist der Anteil sogar dreimal so hoch,<br />

dass heißt 29,7 % aller aufgeklärten Gewaltdelikte wurden von alkoholisierten Tatverdächtigen<br />

begangen (BKA 2006, S. 73). Daneben f<strong>in</strong>det sich, dass auf das Konto der Konsumenten<br />

„harter“ Drogen 8,1 % aller Straftaten gehen (BKA, 2006, S. 72); bei der Rauschgiftkrim<strong>in</strong>alität<br />

ist erwartbar der Anteil dieser Konsumenten am höchsten (31,5 %), aber auch Raubüberfälle<br />

als e<strong>in</strong>e Form von Gewalt werden durch diese Klientel überproportional häufig verübt<br />

(16 %).<br />

Nicht alle<strong>in</strong> Statistiken aus dem polizeilichen Hellfeld, sondern auch Dunkelfeldstudien an<br />

Jugendstichproben berichten e<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen Drogenkonsum <strong>und</strong> Gewaltauffälligkeit.<br />

So f<strong>in</strong>den zum Beispiel Richter <strong>und</strong> Settertobulte (2003) für Jungen wie für Mädchen<br />

der fünften, siebten <strong>und</strong> neunten Jahrgangsstufe, dass e<strong>in</strong> häufiger Substanzkonsum mit<br />

der Beteiligung an Schlägereien e<strong>in</strong>hergeht. Dies gilt auch für den Cannabiskonsum, dem<br />

nicht selten e<strong>in</strong>e befriedende Wirkung zugesprochen wird. Wetzels et al. (2001) berichten für<br />

e<strong>in</strong>e Stichprobe Münchener Jugendlicher, dass bei jenen, die im letzten Jahr e<strong>in</strong>e Gewalttat<br />

begangen haben, der Konsum legaler <strong>und</strong> illegaler Suchtmittel deutlich verbreiteter ist als<br />

unter den nicht gewalttätigen Jugendlichen. So konsumierten 34,5 % der Gewalttäter im letzten<br />

Jahr regelmäßig Alkohol, aber nur 15,1 % der Nicht-Gewalttäter (S. 228). Auch Fuchs et<br />

al. (2005) bestätigen mit ihren Analysen, dass Drogenkonsum mit Gewalt e<strong>in</strong>hergeht, wobei<br />

sie sich auf Befragungen unter bayerischen K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen stützen. Besonders die<br />

Konsumenten „harter“ Drogen neigen stärker zu gewalttätigem Verhalten. Die konkreten Mechanismen,<br />

die für diesen Zusammenhang verantwortlich s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs bislang noch<br />

nicht abschließend geklärt (vgl. Baier et al. 2007).<br />

E<strong>in</strong>e erste Perspektive geht von e<strong>in</strong>em kausalen E<strong>in</strong>fluss des Drogenkonsums aus. Dieser substanzzentrierte<br />

Ansatz basiert auf der Annahme, dass Drogenkonsum die Hemmschwelle zum<br />

Begehen ungesetzlicher Taten herabsetzt, dass heißt die Urteilsfähigkeit trübt, zu unüberlegten,<br />

impulsiven Handlungen motiviert <strong>und</strong> somit aggressives Verhalten wahrsche<strong>in</strong>licher<br />

werden lässt (Parker/Auerhahn 1998, White et al. 2002). Der persönlichkeitsorientierte Ansatz<br />

geht h<strong>in</strong>gegen davon aus, dass die Personen, die Drogen konsumieren <strong>und</strong> diejenigen, die<br />

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